Kapitel 28

40 3 0
                                    

Lange Gänge streckten sich durch den Untergrund und in der Ferne hörte man ein leises, rythmisches Klopfen. Es gab ein lautes Knallen, dann fluchte jemand, ein lautes Aufheulen, dann war es wieder still und nur das Klopfen ging umbeirrt weiter. Vorsichtig gingen Teel, Jo und Cloud weiter, die Hände immer an der Wand, als würden sie sich sonst verirren und bei jedem Geräusch zusammenzuckend.

Mit jedem Schritt wurde das Klopfen lauter und bald schon konnten sie Stimmen ausmachen, die Befehle riefen. Neue Geräusche mischten sich in das Klopfen hinein. Leises Stöhnen, das knacken von Knochen, Metall, das über Stein schleifte. Langsam bog Jo um eine Ecke und erstarrte, als er sah, was dahinter lag. Alte und junge standen nebeneinander aufgereit an den Wänden und schwangen ihre Spitzhacken. Den Meisten sah man an, dass sie nicht mehr lange durchhalten würden und vermutlich zusammenbrechen würden.

"Luna!", flüsterte Cloud und als die beiden Anderen seinem Blick folgten, entdeckten sie einen Käfig, der von der Decke hing.

Darin saß ein kleines Mädchen, die Finger um die Gitterstäbe geklammert und sie sah so mager aus, dass Jo nicht ohne Zweifel sagen konnte, dass sie noch lebte. Nur ihre Augen bewegten sich, als sie mit dem Blick einem der Wachmänner folgte.

"Diese Schweine!", knurrte Jo, dann ging er entschlossen weiter und auf den nächsten Wachmann zu, "Hey, du!"

Seine Stimme hallte in den Gängen wieder und der Mann wirbelte herum.

"Ich?", wollte er wissen, bekam zur Antwort jedoch nur eine Faust ins Gesicht.

Er flog ein gutes Stück nach hinten und prallte schließlich gegen einen Mienenkarren. Stöhnend blieb er am Boden sitzen und hielt eine Hand auf dem Gesicht, dann hob er den Kopf und erstarrte, als er Jo auf sich zukommen sah.

"W-wer bist du?", rief er und rutschte dabei soweit zurück, bis sein Rücken gegen die Wand stieß.

"Ich bin dein Tod!", knurrte Jo, als er ihn am Kragen packte.

"N-nicht!", der Mann hob schützend die Arme vor das Gesicht, doch es war Clouds Hand auf seiner Schulter, was den Jungen stoppte.

Ganz langsam, zögernd öffnete der Mann die Augen und lugte zwischen seinen Armen hindurch. Noch immer lag Jos verhasster Blick auf ihm und nun auch die der beiden anderen Männer.

"Hol Luna da runter!", meinte Cloud und nickte in Richtung des Käfigs.

"I-ich kriege Ärger mit dem Boss!", versuchte der Mann nervös zu erklären.

"Du kriegst Ärger mit uns, wenn du es nicht machst!", knurrte Jo, dann ließ er ihn los, "Außerdem hat euer Boss gerade genug mit sich selbst zu tun!"

Die Arbeiter um sie herum sahen sich nervös um und wagten nicht, sich zu rühren.

"Jetzt beweg dich!", meinte Cloud, "Bevor ich dir die Finger abhacke!"

"Schon gut! Schon gut!", meinte der Mann nervös und setzte sich vorsichtig, die Hände in der Luft, in Bewegung.

Es war ein einfacher Mechanismus, den man mit einem Rad in Bewegung setzte und langsam den Käfig herunterlassen konnte. Vorsichtig, Stück für Stück, kam das Mädchen dem Erdboden immer näher, bis das Metall schließlich aufsetzte. Teel verpasste dem Wachmann einen Schlag gegen den Kopf, worauf dieser das Bewusstsein verlor, dann wand er sich an die versklavten Dorfbewohner.

"Wir haben die Insel befreit!", erklärte er ernst, "Nikata wird keinem von euch je wieder etwas antun!"

"Cloud!", flüsterte das Mädchen im Käfig und hob den Kopf, wobei ihre Stimme kratzte und beinahe gänzlich verschwunden war.

"Sh!", sofort kniete der Mann neben ihr, "Sag nichts! Alles wird wieder gut!"

"Danke!", wisperte sie, dann schloss sie die Augen.

Mit zitternden Fingern öffnete der Schwertkämpfer den Käfig und hob ihren viel zu leichten Körper heraus, doch es gab nichts mehr, was er für Luna tun konnte. Tränen stiegen ihm in die Augen, weshalb er diese schloss und sich auf die Lippe biss. Er drückte ihren Kopf gegen seine Brust, dann fingen die Tränen doch an zu laufen. Eine Frau schob sich durch die Umstehenden, blieb vor dem Kind stehen und starrte auf sie hinunter. Ein lauter, wehklagender Laut ging von ihr aus, dann brach sie zusammen und weinte.

Jo und Teel standen mit gesenkten Köpfen daneben, die Hände in einander gelegt und die Augen geschlossen, um der verstorbenen die letzte Ehere zu erweisen. Die Leute um sie herum waren einen Moment verwirrt, dann taten sie es ihnen nach und senkten andächtig die Köpfe.


"Du musst mir nicht danken, Luna!", flüsterte Cloud, "Ich habe es nicht geschafft dich zu retten!"

One Piece - blutige Engel - ReWriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt