Er sah mich eine Weile emotionlos an.
"Nein du hast nichts falsch verstanden, ich bin zum Haus anglotzen gekommen, aber Tess anglotzen macht auch Spaß."
Er lächelte mich zuckersüß an, dann aß er unbekümmert weiter. Ich funkelte ihn zornig an. Wer zu letzt lacht, lacht am besten.
Nach einer Weile brach mein Dad das schweigen.
"Tess, zeigst du Jay dann gleich mal das Haus."
"Nein"
"Das war keine Frage."
"Selbst wenn es eine Aufforderung war, ich gehe ihr ganz bestimmt nicht nach."
Nun war mein Dad sauer, er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
"Tochter! Wenn du hier noch weiter wohnen möchtest, dann folge meinen Anweisungen! Ist das klar!?"
Ich sah ihn entsetzt an, so einen Ton hatte mein Dad mir gegenüber noch nicht oft angeschlagen. Ich stand auf, ganz ruhig und langsam, mein Gesicht war zu einer Maske erstarrt.
"Gut. Dann bin ich halt wieder weg, ich pack nur noch kurz meinen Koffer."
Es war ein Bluff, aber mein Dad fiel, wie sonst auch immer darauf rein.
"Tess...Bitte."
Ich sah meinen Dad an, der mir fehend in die Augen schaute, dann setzte ich mich wieder und aß schweigend den Rest meines Essens. Jay den wir während unseres Streits total vergessen hatten blickte uns geschockt an.
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, das ihn dieser kleine Streit so aus der Fassung brachte. Lustig.
Nach dem Essen musste ich Jay wohl oder Übel das Haus zeigen. Ich führte ihn in jedes einzelne Zimmer und er folgte mir schweigend und sah sich die Wände und Holzbalken sehr genau an. An meinem Zimmer angekommen ging ich hinein und ich streckte meinen Arm aus.
"Das ist mein Zimmer, zumindest wenn ich hier bin."
Er nickte und drehte sich zum gehen um.
"Willst du dir das Zimmer nicht auch genauer anschauen?"
"Nein, das Gästezimmer in dem wir eben waren ist ja gleich zu deinem Zimmer."
Ich nickte und ging in Richtung Tür, doch ich prallte gegen Jay's harte Brust. Wollte er nicht eben noch aus dem Raum gehen? Wieso stand er hier denn noch hier? Ich musste zu ihm aufblicken, da er locker einen Kopf größer war als ich. Er blickte zu mir hinunter und seine Mundwinkel umspielten ein kleines Lächeln. Äh?
Ich wollte einen Schritt zurück treten, da mir die Nähe zwischen uns echt gefährlich vorkam, doch mein Blick verfing sich in seinem und ich verlor mich in seinen dunkelblauen Augen. Sein Gesichtsausdruck war neckisch. Hallo?
Ich schüttelte leicht meinen Kopf um meine Verwirrung loszuwerden und trat einen Schritt zurück.
"Willst du wieder Haus anglotzen oder ist Tess anglotzen grad zu interessant?"
Fragte ich ihn fies und sein Lächeln verschwand, stattdessen trat er auf mich zu und sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht deuten konnte.
"Was wurde dir angetan, das du so fies bist und nicht einmal deinen eigenen Dad an dich heranlassen kannst?"
Ich erstarrte, doch ich gewann meine Selbstkontrolle schnell zurück und sah ihn emotionslos an.
"Ich denke du hast die wichtigsten Räume dieses Hauses gesehen, frag meinen Dad wenn du noch etwas wissen möchtest. Und jetzt wäre ich gerne allein."
Er nickte zögernd, drehte sich ruckartig um und ging hinaus, einen kurzen Moment später hörte ich wie die Haustür zu ging. Ich atmete erleichtert aus, ich hatte gar nicht bemerkt das ich die Luft angehalten hatte. Grad als ich meine Zimmertür schließen wollte, kam mein Dad herein.
"Tess, was sollte der Aufstand beim Essen?! Bist eigentlich noch ganz klar bei Sinnen dich so vor Gästen zu benehmen?!"
"Dad, du weißt das ich keine Fremden mag, du weißt das ich es hasse, wenn mir Leute die ich nicht kenne zu nahe kommen und du weißt auch wieso. Also verlange nicht das ich etwas mache, das ich nicht schaffe."
"Tess... Ich dachte du wärst soweit, es ist doch jetzt schon so lange her."
"Ich bin noch nicht soweit. Und es kommt mir vor als wäre es gestern, also sag nicht das es schon lange her ist. Du warst nicht dabei, du hast es nicht gesehen und du weißt auch nicht wie es sich anfühlt. Ich wäre jetzt gerne wieder allein."
Mein Dad sah mich traurig an. Das war das Ziel, er sollte sich schlecht fühlen, zu Recht. Er ging hinaus und ich schloss die. Dann kamen sie. Die Tränen, sie flossen leise meine Wangen hinunter und tropften auf den Fußboden. Ich lehnte mich gegen die Tür und rutschte an ihr hinunter, bis ich auf dem Boden saß.
Damals, als es passiert war hatte ich nicht geweint, ich hatte nur ins Leere gestarrt, doch keine einzige Träne hatte meine Augen verlassen, einen ganzen Monat lang war ich nur ein Schatten meiner selbst und meine Freunde und meine Famile gaben es auf mich aufzumuntern, denn es brachte nichts.
Erst einen Monat danach kamen die Tränen, jeden Abend, jede Nacht, erst einen Monat danach hatte ich realisiert was passiert war. Seit dem war ich kalt, ich ließ niemanden mehr an mich ran, ich hatte eine Mauer um mich errichtet die niemand überwinden konnte. Mein Herz ist gefroren und in einen Stahl Käfig geschlossen, je mehr Abstand ich zu den anderen Leuten habe desto besser.
Und mein Dad dachte ich wäre soweit, grad von ihm hatte ich mir Unterstützung erhofft, das er mir noch mehr Zeit und Raum für mich selbst gibt, aber da hatte ich wohl falsch gehofft.
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Another love and another life
Romance♥♡♥ Tess ist ein 18 jähriges Mädchen und somit schon eine Junge Frau, ihr Leben ödet sie an und so zieht sie zu ihrem Dad an die Küste. Dort lernt sie viele neue Leute kennen, darunter auch Jay.... wird die neue Heimat und ihr neues Leben ihr Herz...