The Penpal

Kapitel 3: Miss Kingsley, meine Brieftaube

Es war früh am Morgen, als ich durch die großen Eingangstüren der Schule nach draußen in die Außenwelt trat. Ein leichter Nebel lag über den taufrischen Rasenflächen und die Luft war rein und klar. Alles in allem; ein sehr schöner und angenehmer Start in den Tag. 

Heute stand das erste Mal 'Reiten' auf meinem Stundenplan, weshalb mich mein früher Spaziergang auch zu dem Stall ein Stück weit hinter dem Schulgebäude führte. Die Pferde und Weiden mit Reithalle befanden sich etwa 900 Meter einen kurzen Waldweg hinunter und der Anblick eines solch schonen Hofes war mit bisher in meinem Leben verwehrt beglieben. 

Die große Anlage war komplett in einem amerikanischen Ranch - Stil aufgebaut und ich fühlte mich schon beim Anblick, wie ein richtiger Cowboy. Doch jene Gefühlslage sollte schnell verschwinden. Ich war an einem Internat, welches auf Perfektion setzte und mir war bewusst, dass meine ersten Stunden aus harter Dressur bestehen würden. Man konnte behaupten, dass ich meine Popo - Schmerzen jetzt schon spürte. 

Mit meinem weißen Shirt, meiner schwarzen Reithose, roten Reitersocken und meinen schwarzen Stiefeln bekleidet, betrat ich den Voraum der Reithallen. Ebenfalls dort vorzufinden waren insgesamt vier Putz - und Sattelplätze und der Eingang zur Stallgasse mit den Pferdeboxen. Aber mein Weg führte mich nicht weiter. Stillschweigend stand ich auf dem harten Betonboden und rührte mich keinen Zentimeter. Aber es dauerte auch nicht lange, da hatte mich jemand entdeckt.

"Bist du Carlotta? Die Neue im Reiterclub?", lachte mir ein Mädchen, circa so alt wie ich, mit brauen Haaren entgegen.

"Ja, heute ist meine erste Stunde", schmunzelte ich zurück und hofft darauf, dass sie mir weiterhelfen konnte.

"Genau. Misses LaCroix ist leider noch nicht hier, aber sie bat mich, dich schon einmal mit Hades vertraut zu machen."

Sie kam einen Schritt auf mich zu.

"Hades?", fragte ich das Mädchen verwirrt und legte meinen Kopf dabei ein wenig schief.

"Na dein Pferd", lachte sie ein wenig auf und winkte mich zu der Stallgasse durch, welche wir gemeinsam hinunter schlenderten.

"Mein Name ist Natalie, aber du kannst mich auch gerne Nala nennen. Ich bin die Clubvorsitzende", stellte sie sich nun endlich vor und ich nickte ihr noch schnell zustimmend zu, ehe Nala fortfuhr, "du hast wirklich noch den letzten Platz bekommen. Das ist echt pures Glück gewesen. Normalerweise sind der Reit - und der Journalismusclub immer als erstes Weg."

Nala erzählte ein wenig, bis wir vor einer Einzelbox stehen blieben. Darin ein dunkelbrauner Warmblüter mit einer riesigen Blesse auf der Stirn: "Das ist Meg. Sie ist meine Hannoveranerstute. Hades und sie verstehen sich gut, weshalb sie auch immer zusammen auf der Weide stehen. Vielleicht werden wir ja Weiden - Buddies und bringen uns immer gegenseitig die Pferde mit! Natürlich ... nur, wenn du willst", schmunzelte das etwa einen Kopf kleinere Mädchen mir zu und ich stimmte mit ein.

"Wieso eigentlich nicht?"

Hatte ich gerade meine erste Freundin hier an der Schule gefunden oder bildete ich mir diese Freude und Bindung lediglich ein? Um ehrlich zu sein; ich hoffte nicht.

Nebeneinander laufend erreichten wir das Ende der langen und kühlen Stallgassen und kamen an einer dreimal so großen Pferdebox an, wie die von Meg. Jedoch ging diesen Box auch direkt in ein anschließendes Paddock über, auf welchem ich schon insgesamt fünf Pferde zählen konnte. 

"Nimmst du den hellblauen Halfter? Das ist Hades' seiner. Und vergiss den Strick nicht", schmunzelte Nala mir zu und deutete auf einen hübschen neuen Halfter neben der Pferdebox, während sie diese bereits öffnete.

Schnell griff ich nach beiden verlangten Dingen und folgte Nala dann auf Schritt und Tritt in den Offenstall hinein. Bis jetzt hatte ich noch keinerlei Ahnung, was für ein Pferd mich genau erwartete. Ich wusste nur, dass es eines dieser Fünf sein würde.