Kapitel 22: Seoul

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Seokjin und ich wurden also in ein schickes kleines Restaurant in der Seoul Innenstadt ausgeführt und saßen nun vollgefuttert - aber trotzdem auf den Nachtisch wartend - an unserem Vierertisch. Hier war es deutlich wärmer gewesen, als in meiner Heimat und genau deswegen war ich froh darüber, dass sehr zeitnah unser Nachtisch zu uns an den Tisch geliefert wurde. Nämlich Eisschnee. Dies waren kleine Eisflocken mit einer süßen Soße darüber, da das Eis an sich keine wirkliche Geschmacksrichtung vorzuweisen hatte. 

"Und was habt ihr heute noch vor?", wollte Jungkook nun von Chaeyoung wissen, die bestimmt schon etwas schönes für sie und Jin geplant hatte. Auch, wenn der Nachmittag schon weit voran geschritten war.

"Ach, gute Frage. Vielleicht schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt und schauen mal, ob wir vielleicht noch einkaufen müssen. Ich glaube nicht, dass meine Eltern daran gedacht haben, dass Jin heute zu Besuch kommt", erklärte Chaeyoung uns und Jungkook und ich nickten beinahe gleichzeitig, "und was habt ihr zwei noch so auf dem Plan stehen?"

Jungkook überlegte kurz, schaute zu mir, woraufhin ich nur leicht schmunzelte. Ich fühlte mich eigentlich sehr geschafft, um noch groß irgendwie umher zu wandern. Das nannte man wohl Jetlag. Im Moment konnte ich eigentlich nur noch schlafen. 

"Ich glaube, dass wir uns nach dem Essen aufmachen nach Hause. Noch ein bisschen den Abend genießen, bevor wir den Kultururlaub starten", zwinkerte Jungkook mir zu und mit einem ironisch gemeinten "Haha" stupste ich spaßeshalber gegen seine Schulter. 

Jeder genoss noch seinen Eisschnee mit den verschiedenen Soßen - ich hatte Mango - und nachdem Chaeyoung und Jungkook für uns alle zusammen gelegt hatten und uns damit einluden, verabschiedeten wir uns und jedes Grüppchen machte sich in seine Richtung auf. Wir schlugen die Richtung zu der Ubahn ein und Jungkook halt mir netterweise ein Ticket für die Bahnen hier zu besorgen. Gemeinsam warteten wir auf die Bahn unserer Linie und fuhren circa 10 Minuten bis zu Jungkooks Apartmentwohnung, die er sich mit seinen Eltern teilten. Sie waren kaum Zuhause, doch ich wusste, dass wir morgen Abend zusammen essen wollten mit ihnen. Seine Eltern würden morgen wohl wieder kommen von ihrer Geschäftsreise und Jungkooks Mum wollte für uns alle kochen. Eine nette Geste, wie ich fand. 

Jungkook schloss mir die Tür auf und betrat mit mir den Flur seiner Wohnung. Diese schien jetzt schon wirklich großräumig zu sein und so gut erzogen, wie ich war, stellte ich meine Schuhe direkt neben die Tür.

"Mein Zimmer ist dort hinten; die rechte Tür", schickte Jungkook mich vor und folgte mir mit meiner Tasche in seiner Hand. Ich nahm mir das Recht heraus sein Zimmer als erstes zu betreten und ich muss sagen, es war wirklich schon. Alles schien sehr neutral gehalten. Er hatte ein paar Bilder an der Wand mit Freunden, aber auch ein Poster einer Sängerin. Sein Schreibtisch war schön aufgeräumt und sein Bett gemacht. Jungkook schien ordentlich zu sein. Zumindest ordentlicher, als ich es manchmal war. 

Ein wenig verteilt stand ich nun im Raum, während Jungkook meinen Koffer neben seinem Schreibtisch nieder stellte und mich dann anschaute: "Du kannst dich gerne setzen. Es sei denn du willst dich vielleicht frisch machen oder ... ja ...", Jungkook wirkte ein wenig überfordert mit der Situation, weshalb ich versuchte, ihm die Nervosität ein wenig zu nehmen. 

"Ich würde einmal duschen gehen; vielleicht wollen wir danach ja einen Film gucken? Oder vielleicht eine Serie?", lächelte ich ihn an und Jungkook nickte genauso freundlich zurück. Ich machte mich nun also an meinem Koffer zu schaffen und schnappte mich was bequemeres und frisches zum anziehen; dazu noch meine Waschtasche. Ehe ich mir das Badezimmer zeigen ließ und mich unter die große geräumige Dusche stellte.

Das Badezimmer war in einem edlen grau - schwarz gehalten und wirkte bereits auf den ersten Blick sehr extravagant. Was Jungkoos Eltern wohl mit ihrem Unternehmen verdienten? 

Es fiel mir schwer unter der warmen Dusche nicht einzuschlafen, weshalb ich mich zwingen musste, das Wasser auszuschalten und mich in die Kälte außerhalb der Kabine zu quälen. Ich trocknete mich ab, hing das Handtuch zum trocknen an die Wandheizung und zog mir ein kurzärmliges Shirt an und eine anliegende kurze Jogger. Es war wirklich heiß hier gewesen und ich konnte mich glücklich schätzen, dass es hier drin mehrere Klimaanlagen gab. Dennoch merkte man die stickige Luft auch hier drin. 

Nach einer halben Stunde stand ich also wieder bei Jungkook im Zimmer, der bereits den Fernseher angeschaltet und eine Serie heraus gesucht hatte. Auf seinem Nachttisch lagen eine Packung Kanchos und eine Tüte mit Chips. Die Tagesdecke von seinem Bett war verschwunden und Jungkook selbst saß auf seinem Bett im Schneidersitz; vermutlich auf mich wartend. 

"Ich denke, dass ich eine Serie gefunden habe, die dir gefällt", lächelte er und ich packte gleichzeitig meine Sachen wieder in den Koffer. Danach setzte ich mich neben Kookie auf die Matratze; sie war weich und man konnte sich gut darin einkuscheln. Mein Blick suchte den Bildschirm des Fernsehers auf. Eine Serie mit dem Titel "My ID is Gangnam Beauty" zierte den TV und erregte meine Aufmerksamkeit. 

"Hört sich auf jeden Fall interessant an", nuschelte ich in Richtung des TV's und schon drückte Jungkook den Play Button. Die Serie begann und keine fünf Minuten später konnte Jungkook nicht mehr den Kanchos auf seinem Nachttisch zu widerstehen. Ich hingegen war immer noch komplett vollgefuttert von dem Abendessen und war leicht verwundert, dass Kookie sich schon wieder etwas reinlöten konnte. Vor allem Schokolade. 

"Du hast ja einen gesunden Appetit", lächelte ich und musste mir dabei ein kichern verkneifen.

"Keine Sorge, ich werd' schon nicht aufgehen, wie ein Hefekloß. Dafür mache ich jeden Tag 2 Stunden Sport", schmunzelte Jungkook zurück und wir beide entschieden uns dazu, uns an das Kopfende zu lehnen und endlich die Serie zu genießen. Ich versuchte immer fix den englischen Untertitel mitzulesen, was mir manchmal schwer fiel und mich vor allem noch müder werden ließ, als ich es eh schon war. 

Ich wollte es mir selbst nicht eingestehen, doch ich war hundemüde. Und genau diese Müdigkeit holte mich spätestens nach der Hälfte der ersten Folge ein. Meine Augenlider wurden ganz schwer und ich sackte immer weiter in mich zusammen. Das Bewusstsein entschwand meinen Körper und ich bemerkte noch, wie ich mit meinem Körper immer weiter in die rechte Richtung fiel, bis mich etwas davon abhielt ganz ins Bett zu fallen. Ich glaube, dass es Jungkooks weiche Schulter war, doch eine Gewissheit darüber hatte ich nicht. 

Noch viel weniger hatte ich aber die Gewissheit darüber, ob Jungkook neben mir im Bett geschlafen hatte, als ich am nächsten Morgen panisch aufwachte.

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