Kapitel 13 - Answer

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>> Es tut mir leid, Carlotta. Ich möchte nicht, dass du aus meinem Leben verschwindest, denn .. ich habe dich sehr gerne. Du bist die Überraschung meines Tages und gestaltest jede Sekunde meines Lebens besser, als es jemand anderes könnte. Ich vermisse dich so schrecklich und ich weiß nicht, wieso du nicht mehr da bist. Vielleicht bin ich dir nicht hübsch genug. Vielleicht nicht Mann genug. Ich habe keine Ahnung. Und dennoch kann ich dir nur sagen; ich habe mich in dich verguckt. Ich kann nur an dich denken. Nur du bist in meinen Gedanken und egal, wie sehr ich es versuche, ich bekomme dich nicht aus meinem Kopf. Also bitte ... komm zurück und verwandle mein Leben wieder in dieses Wunderland, wie es vorher mit dir war. Das Wunderland vermisst seine Alice. 

Bis irgendwann. Vielleicht. 

in allergrößter Liebe

Jungkook. <<

Das war einer der Ausschnitte aus einem der dreißig - oder mehr - zugeschickten Briefe von Jungkook gewesen. Die anderen Schreiben waren alle ähnlich gewesen. Er vermisste mich. Sehr und ich konnte den Schmerz den er fühlte, durch seine Briefe spüren und es zerdrückte mir bei jedem weiteren Wort, welches ich laß, mehr und mehr das Herz. Auch ich hatte ihm noch ein paar weitere Schreiben zugeschickt, oder zumindest zuschicken wollen, doch ich wollte mir nicht ausmalen, was Jaina damit wohl angestellt hatte. Vielleicht verbrannt, weggeschmissen oder zerrissen. Vielleicht auch erst gelesen und dann besagte Sachen getan.

Während ich alle Briefe laß, hockte Yoongi auf meinem Bett. Wir hatten in der letzten Zeit nicht viel zusammen unternommen. Naja, als ob es davor anders war. Jedenfalls, Yoongi war kein Mitglied meiner Klasse. Eigentlich war das niemand, den ich kannte an dieser Schule. Ich traf jeden nur in meinen besagten AG's und da ich die Penpal AG in den letzten Wochen nicht einmal betreten hatte, aufgrund eines "Missverständnisses" kam es eben zu weniger Kontakt. Nun aber schmatzte Yoongi hinter meinem Rücken auf seinem Kaugummi herum.

"Du kannst dir auf jeden Fall sicher sein, dass du den Rekord mit den Meist erhaltensten Briefen in kürzester Zeit erhalten wirst. Ich meine, wow, dreißig Briefe in zwei Wochen? Wenn das nicht sogar Weltrekordverdächtig ist", grinste Yoongi hinter dem Display seines Handys hervor und zwinkerte mir zu. Ich hingegen versuchte alle meine Gedanken, welche sich während des Lesens der ganzen Schreiben, in mir aufgetan hatten, zu orden. Mindestens 90 Prozent davon waren Entschuldigungen, dass ich diese List nicht begriffen hatte und Entschuldigungen darüber, dass Jungkook mich jetzt doch nicht hassen sollte. Aber vielleicht war es bereits zu spät dafür. Niemand wusste es, und ich schon gar nicht. Aber um ehrlich zu sein, wollte ich das auch nicht wissen.

"Wie konnte ich nicht sehen, dass Jaina eifersüchtig war? Ich habe Jungkook weh getan, weil ich zu blöd war, aufzupassen", seufzte ich geradewegs hinaus und vergrub mein Gesicht in meinen beiden Händen. Mit jeder weiteren Sekunde machte ich mir mehr und mehr Vorwürfe und schrieb mir die Schuld so tief in den Rachen, dass ich beinahe daran erstickte. Yoongi musste mich für verrückt halten oder zumindest für hochgradig depressiv.

Meine schreienden Gedanken übertönten das Knatschen meines Bettes und erst, als Yoongi sich in mein Blickfeld bückte, kehrte ich zurück in die reale Welt. Ich schaute ihn an; meine Augen angenässt von den Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte. Mit Yoongis Erheben, richtete er auch mich auf und packte mich sachte an beiden Handgelenken. Er hob mich Schlückchen Wasser von dem Schreibtischstuhl auf und zog mich rüber zum Bett, wo wir uns beide drauf fallen ließen. 

Yoongis Griff lockerte sich und ließ mich letzten Endes komplett los. Dafür aber schlang sich sein Arm um meinen Rücken und seine knochige Hand fand Platz auf meinen Rippen. Doch ich dachte darüber nicht nach. Es war mir egal, wie nah er mir in diesem Moment körperlich war, denn ich fühlte mich, wie ein leeres Nichts. Ich war kaputt und enttäuscht von mir selbst. Enttäuscht darüber es nicht begriffen zu haben, dass ich an der Nase herum geführt wurde. Dabei hatte ich doch gar keinen Stress gehabt oder eine anderweitige Entschuldigung dafür, nicht aufgepasst zu haben.

"Man kann nicht alles durchschauen. Egal, wie simpel es auch sein mag", flüsterte Yoongi in mein Ohr und ich hatte ihn zuvor noch nie so leise reden hören.

Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: "Und ich bin mir sicher, dass wenn Jungkook deinen neuen Brief erhält, dass er froh und unendlich glücklich sein wird darüber. Er mag dich; sonst wären nicht zigtausend Schreiben hier angeflattert gekommen."

Ich dachte über Yoongi gesagte Worte nach. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Jungkook mir diese Dummheit verzeihen könne. Doch was blieb mir anderes übrig, als es noch einmal bei ihm zu versuchen? 

Langsam und mit einem netten "Danke für deine Lieben Worte, aber irgendwie bin ich nicht so von mir selbst überzeugt" - Blick erhob ich mich von meinem Bett und somit befreite ich mich auch aus Yoongi Armen und strebte erneut meinen Schreibtisch an, auf dem schon Briefpapier und Stift bereit lagen. Und mit einem WischWasch schrieb ich alle Gedanken in meinem Kopf runter. Jeder einzeöne Satz, egal ob zusammenhangslos oder nicht, landeten auf dem Stück Papier vor mir und bestimmt kamen so an die 4 Seiten dabei zusammen. Vor allem mit Entschuldigungen und Bitten, mich nicht zu hassen.

Ja, man konnte sagen, dass ich Probleme mit meiner eigenen Person hatte. Doch Jungkook bedeutet mir viel. Er war ein neuer Teil in meinem Leben - genauso, wie Yoongi, Nala und z.b Jin (obwohl ich mit ihm noch nicht so viel mit ihm zu tun hatte) - und ich wollte, konnte, ihn nicht mehr missen. Ich wollte ihn nicht einfach gehen lassen.

Und dieses "nicht gehen lassen wollen" konnte Miss Kingsley in meinen Augen sehen. Sie wusste, wie schlecht ich mich fühlen musste und ich hatte von Jin gehört, dass Jaina wohl noch richtig den Arsch voll bekommen hatte. So sehr, dass sie sich die ganze Woche nicht in den Kurs traute. Und es stimmte, sie war nicht da gewesen, doch die Tatsache erleichterte mich und machte es für mich einfacher, Miss Kingsley den Brief in die Hand zu drücken. 

Denn so wusste ich, dass mein Schreiben wirklich den Weg nach Südkorea,Seoul in Jungkooks Hände finden würde.

The PenpalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt