Kapitel 38: Feelings are something strange

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In den letzten zwei Wochen war nicht ein Brief für mich angekommen. Es war nicht so sehr der Untergang für mich gewesen, denn immerhin hatte Chaeyoung mich ja in diese Whatsapp Gruppe eingeladen. Und somit war es ein leichtes für mich gewesen, auch Jungkooks Nummer zu erhaschen. Allerdings wehte sowohl ein leeres Lüftchen durch die Gruppe, als auch durch unseren Chatverlauf. Seitdem ich abgereist war, hatte Jungkook kein einziges Wort geschrieben oder auch nur ein Emoji gesendet. Er schien nicht einmal wirklich online zu sein. 

Aber auch ich hatte es nicht wirklich versucht. Seit meiner Abreise hatte ich mir für ein paar Tage die Finger wund geschrieben. Aber irgendwann verließen auch mich die guten Geister und ich gab auf. In der Hoffnung, dass Jungkook sich vielleicht doch irgendwann melden würde, aber nichts. Gar nichts. Eine dunkle Leere verschlang mich. 

Allerdings war es nicht zwingend das gewesen, was mich so deprimiert zurück ließ, wie ein Schlückchen Wasser. Sondern wohl eher die Tatsache, dass ich Yoongi wohl fast genauso lange nicht gesehen hatte. Seitdem wir uns geküsst hatten, schien es fast so, als würde er unter allen Umständen versuchen mir aus dem Weg zu gehen. Ich sah ihn nicht einmal auf den Schulgängen oder in der Mensa beim Abendbrot. Er war beinahe wie verschwunden, wüsste ich es nicht besser. Denn ab und an erzählte mir Seokjin von ihm. Dass Yoongi heute wieder bei ihm war und die zwei zusammen abgehangen haben. Aber für mich blieb er spurlos verschwunden.

Seitdem ich also nichts mehr zu tun hatte - Briefe schreiben tat ich auch nicht mehr - verbrachte ich meine Nachmittagszeit damit, mich vor den Hausaufgaben zu drücken. Gelangweilt schaute ich an die Decke meines Zimmers, während ich immer wieder tief ein - und ausatmend in meinem weichen ungemachten Bett lag - darüber nachdenkend, wie der Tag schneller vorüberziehen könnte. 

Doch noch bevor ich einen Gedanken daran hegen konnte, wie ich meine Zeit besser vertrödeln könnte, klopfte es plötzlich wild an meiner Zimmertür. Ich versuchte nicht allzu erschrocken aus den Bett zu fallen und zur Tür zu purzeln und noch weniger erschrocken auszusehen, als ich jene dann öffnete. Sofort sprintete mir ein Yoongi entgegen, der mich noch im Schritt in den Raum drückte und hinter sich die Zimmertür ins Schloss warf.

"Wir haben noch ein Wörtchen zu reden, Kleine", fauchte er mir direkt ins Gesicht, während seine stärke Hana sich um mein Handgelenk wickelte und er mich gegen die nächstgelegene Wand drückte. Ich atmete tief ein und aus, als mein Rücken auf die harte Betonwand traf und schaute Yoongi perplex in die Augen. 

"Was um alles und er Welt ist dein Problem? Bin ich der Trostpreis? Hast du Spaß daran, dir mit mir einen Scherz zu erlauben? Los, sag' es mir!", er drückte die Hand mehr und mehr zu und ich spürte jeden noch so kleinen Knochen innerhalb meines Handgelenks, wie er  zusammenquetscht wurde.

"I-ist ja gut! D-du bist mein bester Freund, Yoongi!", entgegnete ich ihm nur stockend und wusste nicht mehr zu sagen. Er war nichts von dem oben genannten gewesen. Er war schon immer mehr gewesen, aber wie sollte ich ihm das auch sagen, wenn ich selbst eigentlich nicht mal wirklich wusste, wie ich ihm gegenüber stand?

"Und deswegen drückst du mir 'nen fetten Schmatzer auf die Lippen, ja?", maulte er weiterhin und wusste nicht, wohin ich meinen Blick lenken sollte, denn egal wohin ich sah, Yoongi wanderte mit meinen Augen mit.

"Hör' auf damit Yoongi.. ich wollte mich nur damit bedanken.. weil du mir geholfen hattest, mit dieser ... Sache", je mehr ich sagte, desto weiter ritt ich mich direkt in die Scheiße und das spürte ich nur allzu gut, als Yoongi den Druck auf meine Handgelenke erhöhte. Er kam mir näher, mit seinem Gesicht und ich konnte schon fast seinen warmen Atem an meiner Haut spüren.

"Lass' diese Lügerei jetzt endlich und sag' mir ehrlich, was du für mich empfindest", seine Stimme wurde viele Oktaven tiefer und auch ruhiger. Jedoch fordernder und seine Griffe an meinem Körper wurden nicht eine Sekunde lang lockerer.

"Ich... kann aber nicht...", ich wollte es versuchen. Wirklich. Aber wie und vor allem was sollte ich ihm sagen? Dass ich mich nicht entscheiden konnte? Dass ich vielleicht sogar einfach irgendwie alleine war und er wirklich nur mein Trost war? Ich wusste es doch selbst nicht. Wie konnte er mich also überhaupt danach fragen.. ich wünschte mir doch selbst, darauf überhaupt antworten zu können.

Es dauerte kurz, bevor Yoongi all seine Kraft zurück zog und von mir abließ. Angespannt und mit leicht zittrigen Fingern fuhr er sich durch die Haare und versuchte damit wohl den unendlichen Frust, den er mir gegenüber gerade besaß, nicht laut in die Welt hinaus zu brüllen. 

"Du bist... so eine frustrierende PERSON!", fauchte er mich an und ich drückte mich von selbst noch gegen die Wand, an der ich immer noch lehnte, "sag' es doch endlich! Sag' dass du was für mich übrig hast! Du weißt es, aber du willst es dir nicht eingestehen. Ich weiß nicht warum, aber ich weiß es. Vielleicht hast du Angst. Dass ich dich einfach so links liegen lasse. Ich hatte schon mehrfach die Chance dazu gehabt und trotzdem steh' ich jetzt hier. Ich würde Lilian für dich fallen lassen, weißt du das eigentlich?"

Es verschlug mir die Sprache. Das hatte ich von Yoongi bei weitem nicht erwartet und auch, wenn ich liebend gerne erleichtert gewesen wäre, so stapelten sich nur noch mehr Steine in meinem Herzen auf. Denn dass er für mich jemanden verließ, das konnte ich nicht gestatten. Wollte es nicht wahrhaben.

"Nein, vergiss' es. Du wirst niemanden für mich einfach so an der Straßenseite stehen lassen, hast du das verstanden? Ansonsten -", gerade, als ich Fahrt aufgenommen hatte, nahm mir jemand den Wind aus den Segeln, denn es klopfte plötzlich an der Tür. Vielleicht hatte Seokjin uns streiten hören oder was auch immer. Am liebsten hätte ich nicht aufgemacht, aber ich ließ mich davon hinraffen. Angespannt griff ich nach dem Knauf der Tür und riss sie zitternd auf.

"Seokjin, wir sind gerade beschäftigt, würdest du später -", es setzte mir einen Frosch in den Hals, als ich aufschaute und sah, wer dort vor meiner Tür stand. In schlechten Comedy Filmen wäre ich jetzt wohl übertrieben in Ohnmacht gefallen, doch das blieb mir vergönnt.

"Carlotta, wer stört denn jetzt?", kam nun auch Yoongi mit nach vorn und ihm klappte ebenso die Kinnlade nach unten. Er jedoch konnte es je doch um Welten besser verstecken. 

Plötzlich und wie aus dem nichts krachten Universen in meinem Kopf zusammen. Ich konnte nicht nachvollziehen, was in diesem Moment passierte und welche Situationen unweigerlich dazu geführt hatten, dass ich mich hier befand. An dieser Tür - schweigend die Person anstarrend, die davor stand.

"Willst du uns denn nicht vorstellen? Du solltest nicht unhöflich sein", hörte ich Yoongi nur leise neben mir sagen und ich beobachtete, wie er sich ein fälschliches Grinsen auf die Lippen setzte. 

"Y-yoongi, das hier ist Jungkook. Jungkook, Yoongi", versuchte ich die vorherrschende Situation irgendwie weiter zu bringen, woran ich kläglich scheiterte. 

Mein Kopf arbeitet so schnell und doch zu langsam, um zu verstehen. Jungkook stand vor mir. Der Junge, der mich in Seoul so unsanft zurück ließ und mir nicht einmal sagte, dass er mich liebte, obwohl ich es von ganzen Herzen. Nun stand er hier. Vor meinen Augen. In Europa, in Deutschland. Und nie zuvor hatte ich mir so sehr gewünscht, mich in einem Traum zu befinden. 

The PenpalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt