Kapitel 30: Und wenn du schläfst...

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Die Nacht hatte uns eingeholt und nachdem ich so schnell wie möglich eingeschlafen war, weil mein Heulanfall mich erschöpft zurück gelassen hatte, wachte ich etwa gegen 3 Uhr nachts wieder auf. Im Fernsehen lief die Wiederholung des K-Dramas, welches Jungkook zum einschlafen angemacht hatte. Für eine kurze Zeit folgte ich dem Plot und schaute den Figuren zu. Es war etwa die fünfte Folge die lief, aber nach wenigen Minuten wandte ich mich wieder ab. Mein Blick wanderte zu Jungkook, der friedlich neben mir schlief. Ich konnte ihn ganz leise atmen hören.

Mein Blick fuhr ihn einmal von unten bis oben ab. Er hatte sich aus seiner leichten Bettdecke ein wenig heraus gewandt und war nur noch mit einem Zipfel bedeckt. Aber das war es gar nicht, wonach mein Kopf eigentlich sehen wollte. Vorsichtig suchten meine Augen sein Handgelenk auf. Seitdem Jungkook mit mir darüber geredet hatte vor ein paar Stunden, ließ er es zumindest beim schlafen ab. 

Ich konnte die leichten Narben dort auf seiner Haut sehen. Sie wurden angestrahlt von dem Fernseherlicht; wenn auch nur ganz leicht. Aber erkennen konnte ich sie ziemlich gut. Ganz langsam und mit einer allmählich flacher werdenden Atmung, ließ ich meine Fingerspitzen ganz sachte über sein Handgelenk tanzen. Die Narben waren rauer und härter als seine eigentliche Haut und während ich sie ertastete, konnte ich beinahe selbst den Schmerz spüren, welchen Jungkook durchleben muss. Es tat mir im Herzen weh, ihn so zu sehen. Ich hatte ihn als unglaublich lebensfrohen Menschen kennengelernt und nun war er gebrochener, als ich es vorher überhaupt erst sehen konnte. Und ich konnte nicht anders, als mir selbst die Schuld zuzuweisen, dass ich es war, die den Schmerz in seinen Augen nicht gesehen hatte.

Um Mitten in der Nacht nicht wieder in das dunkle Loch an Gedanken zu fallen - was ich nur zu gerne tat - drückte ich mich vorsichtig aus dem Bett auf und meine Beine trugen mich sofort in Richtung des Badezimmers. Ganz leise, ohne, dass es auch nur eine Person mitbekommen könne, schloss ich mich in dem großen kühlen Badezimmer ein und atmete einmal tief aus, bevor ich mich mit den Händen auf dem Waschbeckenrand abstützte. Eine Zeit lang schaute ich in den Spiegeln hinein, ohne jegliche Gedanken zu haben, die wie Rennwagen durch meinen Kopf rasten. Ich stand einfach da und musterte mich selbst, bis ich den Wasserhahn aufdrehte, um mir etwas frisches Wasser in mein Gesicht zu platschen. Ich brauchte einen kleinen Aufwecker, um vielleicht gleich besser weiterschlafen zu können. Mit einem der weichen Handtücher trocknete ich mich fix ab, bevor ich mit einem weiteren tiefen Einatmer das Badezimmer wieder verließ, um zurück zu Jungkook zu gehen.

Langsam betrat ich das Zimmer rücklinks und schloss hinter mir ganz sachte die Tür, um auch weiterhin unbemerkt zu bleiben, bis ich mich umdrehte und Jungkook wartend auf der Kante seines Bettes hockte. Sofort schreckte ich auf und ließ mich gegen seine geschlossene Zimmertür fallen: "Hast du mich erschreckt.. Habe ich dich geweckt?"

Jungkook aber schüttelte nur eifrig den Kopf. 

"Nein, ich bin einfach aufgewacht; kein bestimmter Grund war da für verantwortlich", erklärte er mir beinahe in einem Flüsterton und holte sich von mir als Antwort ein leichtes Nicken ab, bevor er fortfuhr mit reden, "wo warst du? Was hast du gemacht?"

Ich stellte mich wieder ordentlich auf meine Beine und drückte mich etwas von der Tür weg, damit ich wieder grade auf meinen zwei Beinen stand: "Ich war einfach.. kurz.. etwas trinken.."

Wusste Jungkook, dass ich grade versuchte mich herauszureden? Dass ich ihm nicht gestehen wollte, dass ich mir Gedanken machte? 

Jungkook schaute mich einmal von oben bis unten an. Er musterte meinen ganzen Körper. Meinen Oberkörper der in einem engen schwarzen Top steckte. Meine nackten Beine, die mit keinerlei Stoff bedeckt waren. Und meine verwuschelten kurzen Haare, die mir bestimmt alle zu berge standen. Ich erwiderte seine starren Blicke und schaute auch ihn an. Wie er dort saß. Sein grau meliertes Shirt stand ihm wirklich gut. Genauso, wie die pechschwarze Clavin Klein Boxershorts. Und erst, als Jungkook mir seine Arme entgegen streckte, schreckte ich aus meiner kleinen Trance auf: "Komm zu mir."

The PenpalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt