Kapitel 1: The Arriving

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Die warme Nachmittagssonne fiel durch das Rückfenster des Autos direkt auf die schwarzen Haare, welchen meinen Nacken bedeckten. All die Landschaft, welche schon lange nicht mehr so schön aufgeblüht war, zog an mir vorbei – so, wie das ganze letzte Jahr. Mein Leben als untere Sekundarstufenschülerin war nun vorbei und meine Eltern hatten beschlossen, mich auf ein weiterführendes Internat zu schicken. In meinen Augen bereits ein bisschen spät – für meine Mum und meinen Dad jedoch nicht. Ich selbst machte mir darüber wenig Gedanken. Meine Eltern wussten was sie taten und wenn das ihre endgültige Entscheidung sein sollte, dann bitte. Vielleicht würde ich ja lernen noch selbstständiger zu leben und vor allem meine Bekanntschaften ein wenig aufzufrischen. Seit der fünfte Klasse hatte sich keiner meiner Mitschüler mehr für mich oder mein Leben interessiert, weshalb ich die Rolle des Losers übernehmen durfte, der für alle gerade stand.

Umso angenehmer, dass dieser Teil nun hoffentlich ein Ende gefunden hatte und mich die neue Schule mit neuen Leuten herzlich Willkommen hieß.

Immerhin hörte man nur gutes von solchen privaten Bildungseinrichtungen. Nur schlaue und disziplinierte Menschen, tolle Aktivitäten, ein ausgeklügelter Stundenplan. Was wünschte man sich als Schüler in der heutigen Zeit mehr?

„Wir holen dich in den Sommerferien wieder ab. Möchtest du in den Urlaub fahren?", nuschelte Mum auf dem Beifahrersitz über den Rand ihres Buches hinaus und schaute mich kurzer Hand im Rückspiegel an.

Mein Blick wandte sich nachdenklich von der, durch das Fenster abgetrennten, Außenwelt zu dem Spiegel an der Frontscheibe und meine Augen trafen auf die meiner Mutter. Doch nach einem kurzen Augenblick suchte ich andere Fixpunkte im Wagen auf, wie unter anderem die Decke.

„Ich weiß nicht. Vielleicht. Ich überlege es mir mal", nuschelte ich leise, während wir durch das große Stahltor auf das Anwesen der Schule einbogen. Durch die Frontscheibe konnte ich den auf uns zukommenden Kreisel sehen, welcher von einem Brunnen und vereinzelten Blumen in der Mitte geschmückt wurde. Weitere Einblicke blieben mir bis zum Ausstieg allerdings erst einmal verwehrt.

Dad trat sachte auf die Bremse und der mattschwarze BMW, in dem wir alle Mann saßen, kam zum stehen. Meine Eltern waren noch vor mir aus dem Wagen gesprungen. Ich griff erst langsam nach der Schlaufe meines Rucksacks und erhob mich dann von der weichen Rückbank, auf der ich gerne noch ein Weilchen weiter geschlafen hätte.

Mich begrüßte eine angenehm warme Luft; vor allem aber war diese klar und man konnte beinahe nicht damit aufhören, sie zu schnuppern. Um mich herum zwitscherten vereinzelt Vögel. Sie mussten die grüne Umgebung mit duftenden Blumen und saftig leuchtenden Bäumen lieben; genauso, wie ich es ab dem ersten Augenblick des Sehens tat. Das alte Backsteinhaus passte in diese Idylle hinein; auch, wenn das hier alles vielmehr wie Urlaub wirkte, als der Beginn eines neues Schuljahres. Aber die umher streunernden Schüler, die quer von A nach B spazierten, nahmen dieses Feeling wieder ein wenig weg.

Noch in meinem Staunen eingeschlossen, merkte ich fast kaum, wie plötzlich ein etwas älteres Pärchen auf meine Eltern und mich zu gestapft kamen. Sie beiden hatten sich fest ineinander eingehakt und es schien, als seinen die Zwei schon eine lange Zeit verheiratet.

„Sie müssen die Mikesch – Familie sein, nicht wahr?", raunte das alte Väterchen zu uns hinauf und Mutter setzte ihr bestes Lächeln auf.

„Genau, mein Name ist Lisa und das ist mein Mann Lennard", stellten sie sich und Dad in einem Schwung vor und ich fand es sehr bezaubernd, wie Mum auch mich mit ins Geschehen eingebunden hatte.

„Und du musst Carlotta sein", schmunzelte mich nun die alte Dame an und ich nickte relativ eifrig.

„Richtig. Freut mich, Sie kennen zu lernen!", gab ich höflich zurück und schüttelte allen beiden die Hände zur Begrüßung. Danach stellte ich mich wieder unbemerkt an die Seite meiner Eltern.

The PenpalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt