Während Cades Mutter Gäste am Empfang begrüßte, sammelten sich nach und nach immer mehr hübsch aufgemachte Mädchen um Cade - genau wie seine Mutter es geplant hatte.
Nao hatte also früh schon Abstand genommen und beobachtete den Haufen an Alphas nur mit erhöhter vorsicht von Weitem. Seine Hände schwitzten und zitterten, doch hatten zum Glück immer wieder Zeit sich zu beruhigen, wenn Nao ein Tablett oder dergleichen bringen sollte und somit auch kurz den Raum verlassen durfte.
Er brauchte unbedingt sein Bett, in dem er sich verstecken - schließlich auch entspannen - konnte. Auf nichts freute er sich heute mehr.
Trotzdem stand er tapfer da und tat was Cade ihm befohlen hatte. Halbwegs. Sein Kopf war eigentlich ganz woanders.Doch Nao konnte sich auch selbst wohl kaum zumuten, noch näher zu kommen, als diese 7 Meter Abstand, die er bewusst, zentimetergenau, einhielt. Am liebsten würde er zwar weiter weg gehen, aber er hatte es versprochen. Zumindest war es seine Interpretation von Cades Worten.
Bei ihm zu bleiben. Ihm zu vertrauen.
Er wusste nicht genau, ob Cade das wirklich damit meinte. Aber wie dem auch sei;
er war hier. Und das musste wohl am meisten zählen. Vor allem durch den Bonusgeld-Betrag mit einer möglichen Lohnerhöhung in Aussicht.Der kleine Omega atmete schwer auf, als er doch wieder zu den Alphas sah.
Ein Versehen.
Alles war gut.
Er wand den Blick aus dem Fenster. Ablenkung.Gute Ablenkung.
Immerhin war es ein schöner Abend - wenigstens das konnte er genießen; ein aufgehender Mond und funkelnde Sterne, die den Himmel erleuchteten.
Nao beruhigte sich dadurch langsam wieder. Verträumt starrte er weiterhin nach draußen.Cade dagegen konnte nicht den Sternen nachsehen; war bis zum überlaufen gefüllt mit Stress, Verwirrung, Wut auf seine Mutter.
Fragen nach Fragen, nach Fragen - die Stimmen der jungen Alpha-Mädchen hallten sich verschwommen in seinem Kopf wieder, als er zum sechsten Mal gefragt wurde, ob ihm auch ihr neues Kleid gefiel. Oberflächliche, leichtzuhabende Frauen, war das letzte was er wollte.
Cade sah runter in den endlos-scheinenden Pool der roten Flüssigkeit in seinem Glas. Er wollte solche Frauen nicht. Doch was wollte er eigentlich?Er hatte, immer, wenn er sich seine Zukunft vorstellte, an Kinder gedacht - Familie gründen, so wie seine Mutter es immer beteuerte - doch nie hatte er sich einen Partner vorstellen können.
Ginge es nach seiner der Frau, die sein Leben bestimmt, müsste es eine dieser rein-blutigen Alpha-Mädchen sein, doch was er eigentlich wollte; darüber hatte er nie nachgedacht.
Zwar wusste er, dass er garantiert nicht dem Wunsch seiner Mutter folgen würde - auch wenn es wohl die beste Option war, wenn er an Kinder dachte - doch wusste er nicht, ob es überhaupt jemanden für ihn gab. Jemanden, der ihn so verstand, wie er war; kein stumpfes Gerede, sondern eine Person, mit der er auf einer Wellenlänge war.
Jemanden, der sein Mate sein wollte, nicht wegen seinem Aussehen, seinem Status; jemand, der sein Mate sein wollte, weil Cade es war, wegen seiner Persönlichkeit, seinem tiefsten Inneren. Weil Cade eben Cade war.Seufzend exte er die bittere Flüssigkeit hinab und brachte das ganze Mädchen-Kränzchen zum unangenehmen, schrillen kichern. Er wollte sie alle rauswerfen. Sie waren absolut unerträglich.
Ein nachschenken erfolgte durch den Hausdiener, welchem Cade lächelnd dankte. Der Rest nahm den Service jedoch wortlos und ohne jegliche Anerkennung hin. Er seufzte.
Innerlich zerbrach Cades Wunsch nach einer Zukunft mit jemandem, der ihn verstand, immer weiter. Was war diese Gesellschaft?
Während sie sich hier als Alphas am Alkohol ergötzten, als würde dieser wie Bächer und Quellen der Welt entspringen, schufteten Omegas ihr Leben lang für sie. Alles was sie, als hohe Gesellschaft, nicht machen wollten, ging an die Hilflosen, die Unterdrückten. Selbst Betas verloren langsam ihren Stand und rutschten langsam über die Jahre, auf das Level der Omegas. War das noch moralisch gut?
Cade schüttelte sich bei dem widerlichen Gedanken, so weiter zu leben. Doch das war sein Leben. Und er konnte nichts dagegen tun, außer sich weg zu denken oder es bis zum Ende zu leben.
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Speak for me (boyxboy; omegaverse)
RomansaOmegas sind das Spielzeug der höheren Gesellschaft. Mehr als Diener sein oder niedere Arbeiten verrichten können sie nicht. Sie sind wertlos und ersetzbar. Schon als Kind wird ihnen dies eingeredet, sodass sie schnell lernen, ihren Platz zu kennen. ...