„Luke, steh auf! Du kommst schon wieder zu spät zur Schule!", hallt die Stimme meiner Mutter durch das ganze Haus. Wer auch immer noch geschlafen haben könnte, ist jetzt definitiv wach.
„Jaha!", rufe ich zurück, meine Stimme fast so laut wie ihre. Wenn ich nicht schlafen darf, dann soll das niemand. Trotzdem schwinge ich die Beine widerwillig aus dem Bett, schüttele die Trägheit ab und reibe mir die Müdigkeit aus den Augen. Das erste Licht des Tages fällt durch die halb geöffneten Vorhänge, taucht mein Zimmer in ein kühles, graues Licht.
Die Realität holt mich schnell ein. Keine Wahl – ich muss aufstehen und mich in die Schule quälen. Ich hasse diesen Ort. Dort glauben alle, dass sie mich schikanieren dürfen, nur weil ich ein Omega bin. Die Erinnerung an Jacks höhnisches Lachen und die abfälligen Blicke seiner Freunde schnürt mir die Kehle zu. Aber heute wird nicht dieser Tag sein, denke ich, und schiebe die Gedanken energisch beiseite. Stattdessen folge ich dem verlockenden Duft von Pfannkuchen, der durch die Luft zieht, und mache mich auf den Weg in die Küche.
„Mhm, das riecht fantastisch", murmele ich, als ich eintrete. Meine Mutter, mit einer Schürze um die Taille und mehlbestäubten Händen, grinst mich an. Sie schiebt einen Teller mit einem beachtlichen Stapel Pfannkuchen vor mich hin. „Die sind alle für dich. Aber beeil dich, sonst kommst du wirklich noch zu spät."Ich nicke und beginne, die Pfannkuchen zu verschlingen. Der süße Duft von Ahornsirup vermischt sich mit dem warmen Geruch von Butter, und für einen Moment ist alles andere vergessen.
Doch es bleibt keine Zeit, das Essen richtig zu genießen. Kaum bin ich fertig, schnappe ich mir meine Tasche und renne los. Die kühle Morgenluft schlägt mir ins Gesicht, als ich die Veranda verlasse. Gerade rechtzeitig schaffe ich es ins Klassenzimmer. Wäre ich zu spät gewesen, hätte ich mich erneut vor dem Direktor verantworten müssen – eine Situation, die ich mir nicht leisten kann. Noch drücken sie bei mir ein Auge zu, weil ich ein Omega bin. Aber ich weiß, dass auch das irgendwann endet. Und dann? Dann erwarten mich echte Konsequenzen.
Der Tag zieht sich wie Kaugummi. Jack und seine Clique sind zum Glück nicht da. Wahrscheinlich bereitet Jack seinen achtzehnten Geburtstag vor. Morgen wird er seine Seelengefährtin finden. Und ich? Ich werde meinen Gefährten treffen. Ja, einen männlichen Gefährten. Bei uns Omegas ist das so. Wir können schwanger werden, und genau das ist der Grund, warum wir verachtet werden. Diese Logik verstehe ich nicht. Frauen bekommen doch auch ständig Kinder – warum sollte es bei uns anders sein? Wo bleibt da die Gleichberechtigung?
Die Schulglocke reißt mich aus meinen Gedanken. Endlich – Schulschluss! Nach einer Doppelstunde Mathe und Französisch habe ich mir das auch redlich verdient. Sobald ich das Schulgelände verlasse, ziehe ich meine Schuhe aus. Barfuß renne ich in den Wald, den einzigen Ort, an dem ich wirklich ich selbst sein kann.
Der Wald ist ein Zufluchtsort, ein Labyrinth aus hohen Bäumen, deren Äste wie schützende Arme über mir wachen. Das Knacken von Zweigen unter meinen Füßen und der Geruch von feuchter Erde beruhigen mich. Hier bin ich frei von den Urteilen der anderen, frei von Jacks Spott und den ständigen Erwartungen des Rudels. Hier bin ich einfach Luke.
In meiner Wolfsgestalt spüre ich die Freiheit mit jeder Faser meines Körpers. Der Wind streicht durch mein Fell, und die Sorgen des Alltags scheinen fern. Ich laufe zu meiner Lieblingslichtung, einem stillen Platz, von dem aus ich den Sonnenuntergang betrachten kann. Die Farben am Himmel sind atemberaubend – ein lebendiges Gemälde aus Orange, Rot und Rosa, das langsam von einem tiefen Blau verschluckt wird. Die Schatten der Bäume tanzen im letzten Licht, und der Wald wird stiller. Die Geräusche des Tages weichen dem sanften Rauschen des Windes. Es ist ein Moment der Magie.
Ich lasse mich auf den weichen Moosboden sinken und atme tief durch. Gedanken an die Zukunft drängen sich in meinen Kopf. Morgen muss ich auf Jacks Geburtstagsparty erscheinen. Unser Alpha hat es angeordnet, und seinem Willen kann ich mich nicht entziehen. Vielleicht will er Jacks Bedeutung für das Rudel betonen, oder er sorgt sich, dass niemand kommen würde, wenn es keine Pflicht wäre. Jack ist alles andere als beliebt.Meine Gedanken schweifen weiter. Wird mein Gefährte mich akzeptieren? Diese Frage schwirrt immer wieder durch meinen Kopf. Auch wenn ich mir nichts anmerken lasse, haben Jack und seine Freunde es geschafft, meine Unsicherheiten zu verstärken. Tief in mir wünsche ich mir jemanden, der mich liebt und respektiert – so, wie ich bin. Doch was, wenn mein Gefährte so ist wie Jack? Was, wenn er mich genauso verachtet wie alle anderen?
Der Wind frischt auf, und ich spüre die Kälte des Abends durch mein Fell kriechen. Schweren Herzens erhebe ich mich und mache mich auf den Heimweg. Die Dunkelheit hat sich wie ein Schleier über den Wald gelegt, und die Stille ist beinahe greifbar. Meine Gedanken begleiten mich bis nach Hause.
Dort angekommen lasse ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Das Mondlicht fällt durch das Fenster, malt silberne Muster auf die Wände. Ich schließe die Augen und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass der morgige Tag mir Hoffnung bringt – und vielleicht sogar den Anfang von etwas, das mich vollständig macht.

DU LIEST GERADE
Mein Leben als Omega (bxb,Mpreg)
WerewolfLuke lebt als Omega in einem Werwolf-Rudel, einer Position, die ihm nicht nur geringes Ansehen, sondern auch viele Herausforderungen einbringt. Tief in seinem Herzen sehnt er sich nach Respekt, Akzeptanz und seiner wahren Liebe - seinem Gefährten. H...