Das Wochenende verbrachte ich fast ausschließlich mit Jack. Nachdem Henry mich einfach stehen gelassen hatte, wollte ich niemanden außer ihm um mich haben. Jack war mein Anker, und das wusste er auch.
„Komm, wir machen was Schönes", hatte er vorgeschlagen, als er am Samstagmorgen vor meiner Tür stand. Sein Lächeln war ansteckend, und obwohl ich mich mies fühlte, ließ ich mich von ihm mitziehen.
„Was hast du vor?", fragte ich neugierig, als wir in den Wald fuhren.„Lass dich überraschen", antwortete er geheimnisvoll, und sein schelmisches Grinsen ließ mein Herz schneller schlagen.
Kaum hatten wir den Wagen geparkt und waren ein gutes Stück in den Wald hineingelaufen, verwandelte sich Jack mit einem fließenden Übergang in seine Wolfsgestalt. Seine graubraune Fellfarbe schimmerte im Licht, und seine smaragdgrünen Augen funkelten. Er wirkte so mühelos stark und doch verspielt.„Na los, Luke", forderte er mich mit einem leichten Knurren auf.
Ich zögerte einen Moment, aber dann ließ ich mich fallen, spürte, wie mein Körper sich veränderte. Meine Sinne wurden schärfer, mein Blick klarer, und mein eigenes Fell glänzte, als ich schließlich auf vier Pfoten stand.Jack sprang leichtfüßig um mich herum, stubste mich spielerisch mit der Nase an und begann, wie ein Welpe um mich herumzutanzen. Sein fröhliches Verhalten brachte mich zum Lächeln, und ehe ich mich versah, jagten wir einander durch den Wald.
Wir rannten um die Wette, sprangen über umgefallene Baumstämme und jagten durch dichtes Unterholz. Der Wind strich durch unser Fell, und ich fühlte mich so frei wie schon lange nicht mehr. Es war, als hätte all der Druck, den ich in den letzten Tagen gespürt hatte, plötzlich keine Bedeutung mehr.Nach einer Weile, als wir beide außer Atem waren, fanden wir eine kleine Lichtung. Die Wiese war von der Herbstsonne gewärmt, und das Gras fühlte sich weich unter unseren Pfoten an. Jack ließ sich auf die Seite fallen und streckte alle Viere von sich.
Ich setzte mich neben ihn, schnaufte ein paar Mal durch und ließ mich dann ebenfalls in das Gras sinken. Die Ruhe des Waldes umgab uns, und ich schloss für einen Moment die Augen.
Plötzlich spürte ich, wie Jack sich näherte. Mit seiner Schnauze begann er, mein Fell zu putzen, vorsichtig und sanft. Es war ein Zeichen von Zuneigung, wie es unter Wölfen üblich war, doch es hatte etwas Beruhigendes, fast Intimes.Ich öffnete die Augen und sah, wie konzentriert er war. Seine Zunge glitt über mein Fell, und ich konnte nicht anders, als mich zu entspannen. Die Wärme seiner Nähe, die Sanftheit seiner Geste – all das ließ den Schmerz und die Enttäuschung der letzten Tage verblassen.
„Danke", sagte ich leise, obwohl ich wusste, dass er in dieser Form keine Worte verstehen konnte. Aber in seinen Augen sah ich, dass er genau wusste, was ich meinte.
Wir blieben noch eine Weile so liegen, die Sonne wärmte unser Fell, und die Welt schien für einen Moment perfekt zu sein.Doch jetzt war Montag. Die Realität hatte mich wieder eingeholt, und ich machte mich auf den Weg zur Schule. Als ich auf dem Parkplatz ankam, sah ich Henry. Er stand bei ein paar anderen Schülern, aber sein Blick glitt über mich hinweg, als wäre ich Luft. Es stach. Tief in meinem Inneren hatte ich gehofft, dass er vielleicht auf mich zukommt. Doch seine Ignoranz war wie ein Schlag ins Gesicht.
Mit einem Kloß im Hals ging ich weiter in die Klasse. Dort saß Jack schon an unserem Platz und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
„Guten Morgen, Schatz", begrüßte er mich sanft.
Wie jedes Mal, wenn er mich so nannte, lief ich knallrot an. Es war ein Reflex, den ich nicht kontrollieren konnte, und ich war mir sicher, dass ich in solchen Momenten wie eine Tomate aussah.„Guten Morgen", nuschelte ich zurück, viel zu leise, um wirklich überzeugend zu klingen.
Jack zog eine Augenbraue hoch, wollte etwas sagen, doch in diesem Moment betrat der Lehrer den Raum, und der Unterricht begann.Nach der ersten Stunde schlossen sich Jack, Liam, Balthazar und ich zusammen, um zum nächsten Unterrichtsraum zu gehen. Während die drei miteinander lachten, sich gegenseitig kleine Sticheleien zuflüsterten und Blödsinn machten, trottete ich stumm hinterher.
Jack hatte mein merkwürdiges Verhalten natürlich bemerkt. Er war gut darin, solche Dinge nicht direkt anzusprechen, weil er wusste, dass ich erst darüber sprechen würde, wenn ich bereit dazu war. Trotzdem fühlte ich, wie sein besorgter Blick mich hin und wieder streifte.
In der Cafeteria suchten wir unseren üblichen Tisch auf. Liam und Balthazar holten sich etwas zu essen, während Jack und ich sitzen blieben.Ich stochere gedankenverloren in meinem Sandwich herum, als plötzlich Henrys Stimme hinter mir ertönt.
„Hey, Luke... kann ich bitte mit dir reden? Alleine, unter vier Augen?"
Ich wirbelte herum. Henry stand direkt hinter mir, seine Haltung wirkte angespannt, aber in seinen Augen lag ein Ausdruck von Reue.
Ein Moment des Schweigens lag zwischen uns. Dann nickte ich langsam. „Natürlich, Henry. Wir können ein Stück im Flur entlanggehen."Henry wirkte erleichtert, als ich aufstand. Jack legte mir kurz beruhigend eine Hand auf den Rücken, sagte aber nichts. Er vertraute mir, dass ich das klären konnte.
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Mein Leben als Omega (bxb,Mpreg)
WerewolfLuke lebt als Omega in einem Werwolf-Rudel, einer Position, die ihm nicht nur geringes Ansehen, sondern auch viele Herausforderungen einbringt. Tief in seinem Herzen sehnt er sich nach Respekt, Akzeptanz und seiner wahren Liebe - seinem Gefährten. H...