So in der Hälfte der Pause setzte sich unerwartet Liam zu uns an den Tisch.
Ich konnte gar nicht anders, als unauffällig zu Balthazar zu schauen. Es war unübersehbar, dass er sich in diesem Moment unwohl fühlte, auch wenn er versuchte, es zu verbergen. Ich konnte nicht anders, als ein Stück weit Mitleid mit ihm zu haben. Doch natürlich wusste er, dass er es nicht mochte, bemitleidet zu werden, und deshalb hielt ich meine Gedanken für mich.
Balthazar und Liam sind nämlich Mates, aber das wusste nur Balthazar. Denn Liam war erst 14 Jahre alt, und die meisten in ihrem Rudel wussten es noch nicht. Ein heimliches Geheimnis, das Balthazar wie einen Schatten begleitete.
Aber das war noch nicht alles, was die beiden beschäftigte. Jack, der Alpha des Rudels, hatte einen besonders ausgeprägten Beschützerinstinkt – was in der Regel eine sehr positive Eigenschaft war, aber in diesem Fall eher ein Problem darstellte. Und zu allem Überfluss war Liam auch noch Jacks Bruder. Das machte die Sache noch viel schwieriger, und die Chancen, dass Balthazar und Liam es überhaupt miteinander probieren könnten, standen noch schlechter.
„Na, Leuties!" rief Liam fröhlich, als er sich mit einem leichten Grinsen an den Tisch setzte. Es war kaum zu übersehen, wie lebensfroh er war, wie ein kleiner Wirbelwind, der das Leben in vollen Zügen genoss.
„Hey Liam", grüßte ich ihn freundlich, auch wenn ich wusste, dass er nicht wusste, wie er sich zwischen den beiden – Balthazar und Jack – bewegen sollte.
„Na, was geht?" Liam strahlte und schob sich ein Stück Pizza in den Mund. Er war immer derjenige, der über alles und jeden quatschen konnte, ohne ein Ende zu finden. Und ich musste zugeben, es war irgendwie erfrischend, ihm zuzuhören.
„Ich wollte eigentlich etwas über dieses neue Video-Spiel reden, das ich entdeckt habe", sagte Liam mit einem enthusiastischen Funkeln in den Augen. „Das Ding ist der Hammer! Ich kann es gar nicht erwarten, euch allen davon zu erzählen."
Ich schüttelte unmerklich den Kopf, als ich bemerkte, wie Balthazar ab und zu verstohlene Blicke auf Liam warf. Es war süß, wie sehr er sich in seiner Nähe verlor. Aber es tat mir leid für ihn. Es gab so viele Hürden zwischen ihm und Liam, dass es fast schon aussichtslos schien. Wenn Jack von ihrer Verbindung wusste, würde er definitiv misstrauisch werden. Und er würde es Liam auch nicht leicht machen.
„Ja, erzähl nur weiter, Liam", sagte Balthazar mit einem leichten Lächeln, aber ich konnte die Unsicherheit in seinen Augen sehen. Er versuchte, sich von den schwierigen Gedanken zu befreien und sich einfach zu freuen, aber es war nicht einfach. Für beide, Balthazar und Liam, war es ein schwieriger Weg.
Während Liam also weiterhin in seinem typischen Tempo redete – und ich wusste, er würde nie aufhören, wenn er erst mal ein Thema gefunden hatte – schlang Henry sein und mein Essen in sich hinein, immer wieder einen schnellen Blick auf Balthazars Teller werfend. Offensichtlich hatte er immer noch nicht genug und überlegte, sich das zweite Stück Pizza zu schnappen.
„Du weißt, ich muss dir noch etwas erzählen", sagte ich zu Jack, als ich bemerkte, dass er die Unterhaltung zwischen Liam und Balthazar mit einem amüsierten Lächeln verfolgte.
„Erzähl, was gibt's?" fragte er neugierig und neigte leicht den Kopf, um mir zuzuhören.
„Es ist nichts Großes", antwortete ich schnell, „nur, dass ich heute ein bisschen mehr über dich nachgedacht habe."
„Ach ja?" Jack schaute mich mit einer Mischung aus Belustigung und Interesse an. „Was genau denkst du über mich?"
Ich erwiderte seinen Blick, doch ich spürte, wie mir plötzlich die Worte fehlten. Ein leichtes Kribbeln stieg in mir auf, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. „Ich glaube... ich glaube, ich mag dich", sagte ich schließlich, obwohl ich mich selbst überraschte.
Jack schien das gar nicht zu erwarten. Einen Moment lang herrschte Stille, dann verzog er seine Lippen zu einem breiten Grinsen. „Ich mag dich auch, Luke", antwortete er, und seine Stimme hatte einen sanften, fast zärtlichen Klang.
Es war ein Moment, der so unerwartet und gleichzeitig so selbstverständlich war. Ein Moment, in dem alles stimmte, und ich fühlte mich, als ob alles, was vorher schwierig gewesen war, plötzlich in den Hintergrund trat.
„So, genug vom Liebesgeplänkel", unterbrach uns Liam, der anscheinend unsere Unterhaltung bemerkt hatte und mit einem schelmischen Grinsen auf uns beide sah. „Ich bin hier, um über mein neues Spiel zu reden!"
„Klar, Liam", sagte ich und schmunzelte. „Du bist wirklich ein Unikat."
„Das weiß ich doch", lachte er und fuhr fort, in seiner üblichen, fröhlichen Weise zu reden.
Der Rest der Pause verging im Nu, und es war tatsächlich erstaunlich, wie gut es sich anfühlte, mit Jack zusammen zu sein – als ob wir uns schon ewig kennen würden. Es war leicht und doch so intensiv. Wenn ich darüber nachdachte, konnte ich es kaum erwarten, ihn wiederzusehen, obwohl wir uns gerade erst voneinander verabschiedet hatten.
Als das Klingeln die Pause beendete, stürmten die meisten Schüler wieder aus der Cafeteria. Aber Jack blieb ruhig und griff nach meiner Hand, um mich aus der Cafeteria zu ziehen. Die Berührung war fast so selbstverständlich wie das Lächeln auf seinen Lippen. Ich ließ es geschehen, ohne einen Moment darüber nachzudenken, und meine Wangen röteten sich, als er mich an der Hand nahm.
„Was hast du nach der Schule vor?" fragte er, während er mich in die Gänge der Schule führte.
„Nicht viel", antwortete ich, während ich versuchte, nicht allzu nervös zu wirken. „Ich dachte, ich könnte nach Hause gehen, Hausaufgaben machen und ein bisschen entspannen."
„Klingt gut", sagte er und zog mich ein Stück näher zu sich. „Ich könnte dir Gesellschaft leisten, wenn du willst. Aber natürlich nur, wenn du es willst."
Ich nickte, ohne einen Moment lang nachzudenken. „Ich würde mich freuen."
Wir erreichten das Auto, und Jack öffnete mir die Tür, bevor er sich auf die Fahrerseite setzte und den Motor startete. Es war so vertraut, als wären wir schon lange zusammen, obwohl wir uns gerade erst besser kennenlernten. Es war wie ein sanfter Übergang zwischen zwei Welten, als wir zusammen in seinem Auto saßen und den Weg nach Hause fuhren.
„Ich mag es, wie es sich zwischen uns anfühlt", sagte Jack, als er mich ansah, während wir durch die Straßen fuhren.
„Ich auch", antwortete ich und spürte ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. „Ich habe das Gefühl, dass alles viel einfacher wird."
„Das denke ich auch", sagte Jack mit einem warmen Lächeln. „Es wird gut."
Als wir bei mir zu Hause ankamen, verabschiedeten wir uns mit einem kurzen, aber intensiven Kuss auf die Wange. „Bis morgen", flüsterte Jack und fuhr dann davon. Ich stand noch einen Moment lang da, der Kuss immer noch auf meiner Wange, und blickte ihm nach.
Zuhause angekommen, ging ich direkt in mein Zimmer und begann mit meinen Hausaufgaben. Ich war in Gedanken immer noch bei Jack und dem Kuss, den er mir gegeben hatte. Ich konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Vielleicht war es zu früh, aber ich spürte, dass es mehr zwischen uns gab, und das machte mich glücklich.
Etwas später, nach etwa vier Stunden, rief meine Mutter uns zum Abendessen. Alle kamen zusammen, um zu essen, und ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln, während ich mit meinen Eltern sprach. Doch ein Teil von mir war noch immer bei Jack.
„Und, wie war dein Tag, Luke?" fragte mein Vater, als er mir ein Stück von seinem Gemüsegericht anbot.
„Gut", antwortete ich, obwohl es viel mehr war, als ich in Worte fassen konnte. „Wirklich gut."
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Mein Leben als Omega (bxb,Mpreg)
WerewolfLuke lebt als Omega in einem Werwolf-Rudel, einer Position, die ihm nicht nur geringes Ansehen, sondern auch viele Herausforderungen einbringt. Tief in seinem Herzen sehnt er sich nach Respekt, Akzeptanz und seiner wahren Liebe - seinem Gefährten. H...