Ich war auf dem Weg in die Mensa, den Blick stur auf den grauen Boden gerichtet, vor mir ein Mädchen in ebenso weißer Kleidung wie meiner. Die fahlen und weißen Wände links und rechts von mir nahm ich kaum noch war. Ich wusste nicht einmal mehr welcher Tag war, welcher Monat oder welche Jahreszeit es war.
In der Mensa mussten wir uns an unseren Plätzen aufstellen und dann wurde die Anwesenheit überprüft, das dauerte oft eine Weile wir waren mehr als 200 Insassen und oft wurden dann noch andere Sache geklärt, ich hörte nur mit halbem Ohr zu als der Leiter zusprechen begann, er fing mit eins an und wanderte durch die Gesamte Liste. Wie ich hieß? Keine Ahnung.
„Nummer 143?" - „Anwesend" mehr kam nicht aus meinem Mund. Mein Name schon lange ersetzt durch eine Nummer, ich wusste nicht einmal mehr wie alt ich war, anfangs hatte ich mir meinen Namen immer wieder gesagt, mein Alter, wo ich wohnte. Inzwischen war mein Name und mein Alter gänzlich aus meinem Gedächtnis verschwunden und mein ehemaliges Zu Hause erschien mir nur noch wie ein Hirngespinst. Aber so ging es hier allen. Die neueren waren meistens noch Kinder, von vier bis sieben Jahren. Aber wenn sie über 14 waren wusste keiner mehr so recht wie alt er war. Aber das war auch egal ob ich jetzt 17 oder 21 wäre es interessierte hier eh keinen. Geburtstage wurden nie gefeiert und auch Feste wie Weihnachten oder sonstiges wurden nicht gefeiert.
Als sich alle setzten, setze ich mich ebenfalls, immer der selbe Platz, immer das selbe Essen, immer der selbe harte Stuhl, immer die selben Gesichter um mich herum. Immer das selbe. Nachher hatte ich noch ein Gespräch, mit meinem Psychologe, vor mir. Aber vermutlich würde eh er die meiste Zeit reden und ich würde stumm da sitzen und die graue Wand hinter ihm betrachten. Also alles wie immer, das war dann auch mein gesamter Tages Inhalt.
Als das Essen serviert wurde begann ich langsam zu essen. Ich wusste, dass es scheußlich schmeckte aber es kam mir wie eine Erinnerung vor meine Geschmacksnerven so wie alle anderen meiner Sinne waren komplett abgestumpft was das betraf. Einzig und alleine meine Augen funktioniere noch so wie sie sollte. Ich nahm alles wachsam um mich herum wahr. Allerdings erkannte man nie meine Emotionen. Meine Augen suchten nach einer bestimmten Person im Raum. Nummer 168, mein kleinerer Bruder, er war fast zwei Jahre später erst hier her gekommen, zumindest sagte er das zu dem Zeitpunkt wusste ich noch wie ich hieß, er wusste es noch und jetzt hatten wir es beide vergessen. Als ich ihn fand, saß er dort wo er immer saß, seine blauen Augen waren auf sein Essen gerichtet und seine blonden Haare sahen so matt und glanzlos aus, auf seinem Handgelenk das kleine Tattoo mit seiner Nummer. An meinem Handgelenk fand man auch ein Tattoo, mit meiner Nummer, eingebrannt wie ein Brandzeichen in die Haut eines jungen Pferdes. Zusammen gepfercht und Angst erfüllt, so könnte man es beschreiben wenn die neuen kamen. Jedesmal flüsterten sie ihre Namen vor sich hin als wäre es alles an das sie sich klammern könnten.
Ich aß auf, räumte mein Geschirr weg und verließ dann mit zwei weiteren die Mensa. Eine davon gerade sieben oder acht, nuschelte ihren Namen vor sich hin.
„Vergiss ihn lieber direkt, sie haben ihn dir eh schon genommen, mit dem" ich deutet auf ihre Nummer die ganz frisch gestochen zu sein schien. Das Mädchen blickte mich kurz ängstlich an. „Ich meins ernst, sie prügeln ihn dir sonst aus" Schulter zuckend und leicht grinsend bog ich um die Ecke um zu meinem Psychologen zu kommen.
Ob ich ernsthaft krank war? Ich wusste es nicht. Aber mir machte es Spaß die jüngeren zu erschrecken. Die ältesten hier waren vielleicht 24-25 diese Einrichtung bestand noch nicht so lange und wo genau sie lag konnte ich auch nicht sagen. Sie prügelten einem den Namen nicht aus, aber es tat nur mehr weh sich Tag für Tag weniger an ihn zu erinnern als ihn einfach direkt weg zu werfen.
Ich strich über die leicht raue Wand an der ich entlang lief, mein Schritte halten in dem leeren Gang leicht wieder, meinen Kopf erhoben. Ich tat als würde alles okay sein, als wäre ich nicht gebrochen worden, doch das war ich. Ich war zersprungen und zersplitterte wie ein Glas, dass auf den Boden geworfen worden war.
Aber wer achtet schon darauf? Man hatte mir beigebracht zu lügen, ein Lächeln zu tragen obwohl es hier alles andere als toll war. Den Betreuern vorzuspielen man währe unzerstörbar, denn wenn sie merkten, dass du kaputt warst, dann traten sie nach, du wurdest zu ihrem Liebsten Opfer für ihre Strafen und das so lange bis du aufgabst, einfach einknicktest und Suizid begingst oder an deinen Schmerzen und Wunden zu Grunde gingst.
Nummer eins bis Nummer sechzig waren aus diesen Gründen inzwischen erneut vergeben worden. Früher dachte ich immer wenn die Nummer neu vergeben wurde die Person hätte es raus geschafft aber irgendwann hatte ich helfen müssen das Blut von den Wänden zu wischen und dann wusste ich, dass sie es nicht raus geschafft hatten. Man schaffte es hier nicht raus, nur die Betreuer, die gingen wenn ihre Schicht zu Ende war. Aber niemals erzählten sie einem was von der Außenwelt. Niemals. Es gelangte kein Tropfen zu einem vor.
Ich stoppte, hörte Schritte und Stimmen hinter mir. Ich runzelte leicht die Stirn, drehte mich herum und sag den Leiter mit einem jungen Typen durch den Gang auf mich zu kommen. Der Typ hatte blaue Haare und Tattoos, aber was sich besonders in mir einbrannte waren seine blauen Augen, die meine Augen trafen.
„143?! Hast du nicht zutun?!" wollte der Leiter wissen und riss mich aus meinen Gedanken. „Ehh Doch, Sir. ich bin auf dem Weg zu meinem Psychologen, Sir" antwortete ich überspitzt. Der Leiter sah mich mit verengten Augen an. „Dann husch weg mit dir!" meinte er nur. „Okay, wenn Sie meinen Sir" mit einem frechen Grinsen auf den Lippen drehte ich mich um und lief den Gang hinab zu meinem Psychologen.
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Numbers||Taddl x Wavvyboi FF
FanfictionDeinen Namen? Kennst du nicht, alles was du weißt eine beschissene Nummer, die deinen Namen darstellt. Alles was du je gesehen hast? Weiße Wände das Eintönige dieser Klinik, dieser lieblosen Klinik. Die Erinnerungen an die du dich Klammerst? Veralte...