5

2.2K 138 49
                                    

Ich verstand nicht warum er so nett war zu mir, er hatte beim Essen behauptet gehabt, ich hätte gespuckt gehabt und mir wäre es nicht so gut gegangen, weshalb ich nicht erschienen wäre, was für mich dann auch keine Konsequenzen zog. Er hatte also ungefragt für mich gelogen, ich verstand es nicht.

Ich hatte später wieder Badezeit eher gesagt Duschzeit. Zu der kam auch ein Betreuer mit, was mir inzwischen sowas von auf die Nerven ging, dieses dauerhafte hinter her geschleiche und oft suchten sie sich Angriffspunkte und oft schlugen sie mich auch, ich hasste es so sehr.

An meinem Finger hatte ich inzwischen nur noch ein Pflaster, welches regelmäßig getauscht wurde. Mein Fingernagel wuchs nach, was mir egal war, allerdings erinnerte mich der Schmerz daran, dass ich lebte. Die Betreuer dachte ich würde den Nagel wieder raus reißen wenn ich alleine wäre, aber das war überhaupt nicht mein Plan.

Als die Tür aufgemacht wurde und jemand eintrat, blieb ich liegen, erst als die Tür hinter der Person geschlossen wurde und sich auf die Matratze setzte, hob ich den Kopf und sah den blau äugigen an. Er lächelt leicht, ich versuchte halb zurück zu lächeln, gab ihm das kleine Gerät welches eine Musikbox war mit abgespeicherten Liedern, was er mich erklärt hatte wieder, da sie leer war, er gab mir im Gegensatz eine volle zurück.

Noch immer wusste ich nicht wie er hieß was mir egal war, insgeheim nannte ich ihn Eisi wegen seinen Eisblauen Augen, aber das wusste er natürlich nicht.

„So jetzt komm bevor alle anderen später zum duschen gehen müssen" er stand auf, streckte mir seine Hand hin, welche ich vorsichtig ergriff und mich hochziehen ließ.

Als ich neben ihm stand, fiel mir zum ersten mal auf, wie groß er eigentlich war, ich sah zu ihm hoch, er lächelte und seine Augen spiegelten diesen Ausdruck wieder, seine Hand war warm im Gegensatz zu meiner, die sich bestimmt wie ein Eisklotz anfühle. Er hielt meine Hand weiterhin fest, drehte langsam meine Hand etwas und sah auf meine Zahl.

„Ich finde es irgendwie Unmenschlich euch allen eine Nummer zu geben und euch danach zurufen..." er strich vorsichtig über die Zahl. Ich sah ihn an, verschränkte langsam unsere Finger, er gab mir irgendwie Sicherheit und irgendwie zerfloss ich bei ihm dahin wir heißer Wachs.

Er lächelt mich sanft an. „Ich weiß, dass ich das eigentlich nicht darf aber, ich heiße Thaddeus, nenn mich einfach Taddl" ich sah ihn verwundert an und er lächelte. „Ich würde ja fragen wie du heißt, aber ich denke, dass ist sinnlos..." er seufzte leise und ich nickte langsam.

„Ich hab ihn vergessen, vor langer Zeit, ich weiß nicht mal was für ein Tag wir haben, ob Sommer oder Winter ist, ob es Tag oder Nacht ist. Welchen Monat wieder haben, wie viel Uhr wir haben" Ich zuckte die Schultern, er nickte verstehend.

„Wir haben Samstag den 05 Juni 2018, es ist 14:30 Uhr" teilte er mir mit und ich sah ihn völlig entgeistert an.

„D-dann bin ich seit gut 14 Jahren hier drin..." hauchte ich leise und ließ mit einem mal seine Hand los. „D-das heißt das ich 18 bin" ihn weiterhin ansehend begann ich auf meiner Unterlippe herum zu kauen.

„Hey lass das..." vorsichtig zog Taddl meine Unterlippe zwischen meinen Zähnen hervor.

„Ich wollte eigentlich nie mehr über mich wissen und jetzt wieder" seine Augen versuchten meine Blicke aufzufangen.

„Vielleicht komm ich an deine Akte" er lächelte leicht und ich schüttelte den Kopf.

„Nein, du tust eh schon so viel für mich." Ich trat ein paar Schritte von ihm weg, nahm mein Zeug und ging gefolgt von ihm aus dem Zimmer, suchte mir meinen Weg über den Gang zu den Waschräumen.

Ich trat ein, er folgte mir langsam in die Sammeldusche, so etwas wie Privatsphäre gab es hier eigentlich nicht.

Langsam entledigte ich mich meinen Klamotten, meine Gedanken schwammen irgendwo hin und ich nahm nicht einmal mehr Taddls Anwesenheit war, ich schaltete das Wasser ein und stellte mich darunter.

Schnell floss es über meinen Körper und ich hatte die Augen geschlossen und selbst wenn ich sie offen hätte, ich hätte nur die Wand angesehen und doch ließ mich nicht los, was ich erfahren hatte und ich spürte sehr wohl Taddls Blick auf meinem Rücken.

Als das Wasser aus ging, weil diese Duschen eben nur eine bestimmte Zeit abblieben, bemerkte ich erst, dass ich weinte, wieso wusste ich nicht genau. Allerdings entwich meine Kehle, kurz nach dem ich den Fakt fest gestellt hatte, ein leises Schluchzen.

Ich schlang meine Arme um meinen Körper und zum ersten Mal fühlte ich die Kälte um mich herum wieder. Es fühlte sich an wie aufwachen, ich war seit ganzen 14 Jahren hier! Und ich wusste nichts mehr. Ich wusste nicht mal wann genau ich dieses Jahr 18 geworden war oder ob ich es erst werden würde. Ich wusste gar nichts und es tat verdammt weh nichts zu wissen über sich. Ich wusste inzwischen mehr über Taddl als über mich. Es war einfach nur traurig.

Plötzlich schlangen sich Arme um mich und ich wurde gegen jemanden gedrückt. Ich krallte meine Finger in den Stoff den ich von Taddls Shirt zu fassen bekam und ließ es einfach raus, dabei war es ihm egal, wie nass ich war, wie lange ich heulte, er hielt mich einfach fest, sein Kopf lag auf meinem und seine Hand strich leicht über meinen Rücken.

„Ich hol dir die Akte, mir egal ob du es nicht willst, Wellenjunge" sanft strich er über meine Haare und sah mich dann an. Ich sah ihn aus verweinten Augen an. „Wellenjunge?" leicht verwirrt schniefte ich und er nickte leicht.

„Deine blauen Augen mit dem leichte weiß erinnern mich an Wellen" erklärte er leise, ich nickte verstehend. „Okay Eisi..." ich sagte es leise, ich bezweifelte stark, dass er es gehört hatte, leise schniefte ich noch mal, wischte mir die Tränen weg, trat weg von ihm und machte mich voll Endes fertig, zog das weiße Zeug wieder an und sah zu Taddl hoch, er lächelte schwach, strich mich noch mal kurz über die Wange, dann verließen wir das Bad, als wäre nie etwas passiert.

Mein Blick klebte auf dem Weg in mein Zimmer wieder nur auf dem Boden, setzte mich dort auf mein Bett, Taddl lehnte sich an die Wand gegenüber von mir, ich tastete unter meiner Matratze herum, strich kurz über das Stück Holz und zog dann die kleine Musikbox hervor und schaltet sie ein.

Müde glitt mein Blick durchs Zimmer und verfing sich in Taddls Augen, er lächelte schwach. „Schlaf etwas, ich pass auf" meinte er dann leise. Ich nickte nur schwach, rollt mich dann leicht um die Musikbox herum zusammen, ehe ich in einen Unruhigen Schlaf abglitt.

Numbers||Taddl x Wavvyboi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt