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Irgendwie trieben die Wochen einfach so hin, der blau Haarige war nicht mehr aufgetaucht, aber das kleine Gerät mit den Harmonien drauf schleppte ich über all mit hin nach dem ich von der Krankenstation durfte.

Mein Finger war verbunden, die Betreuer wollten so eine Infektion und die darauffolgenden Sepsis vermeiden. Mir wäre die Sepsis gerade recht gewesen, toxisches Blut, verpestet mit Erregern, der meinen Zellen schadet, dann wäre es vielleicht endlich bald vorbei gewesen und die 143 wäre neu vergeben worden. Spätesten in einer Woche würde sich eh keiner mehr an mich erinnern können.

Ich hätte den Verband einfach abmachen können, doch ich tat es nicht, da ich inzwischen rund um die Uhr bewacht wurde. Ich hoffte, dass das bald wieder besser werden würde und ich wieder meine Ruhe hätte.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war in der ich gegenüber von meinen Psychologen saß, meinen Kopf komplett abgeschaltet hatte, dem Rhythmischen Ticken der Uhr, welche ich immer noch nicht gefunden hatte, lauschte. Mein Psychologen hatte seine Ellenbogen auf den Tisch gestützt, die Hände gefaltet und sah mich abwartend an. Auch er schwieg was mir recht war, normal textete er mich mit niederschmetternden Sachen zu, die mich aus der Reserve locken sollten, allerdings hatte das nur am Anfang Anklang gefunden bei mir.

Ich verknotete immer wieder meinen Finger in einen lockeren Teil des Verbandes. Der Verband war um meinen Finger gebunden und verlief über meinen Handrücken zu meinem Handgelenk wo er auch ein paar mal drum geschlungen war. Der lockere Teil befand sich an meinem Handgelenk.

„Herr Gott 143! Wenn du nicht sprichst, kannst du auch gehen! Du musst nicht ins Leere Starren, da wird man ja verrückt!" pampte mich plötzlich der Psychologe an, weshalb ich kurz zusammenzuckte, mich aber direkt wieder fasste.

Auf seine Worte hin stand ich dann auf, bedachte ihn mit einem kühlen Blick, ehe ich aus dem Raum stolzierte. Draußen ließ meine Haltung nach und ich lief leicht zusammen gefallen über den Gang, ich ließ wie sonst auch immer meinen Blick über die anderen Insassen gleiten, nur suchten meine Augen inzwischen tatsächlich was.

Seine Eisblauen Augen ließen mir keine Ruhe, ich wollte ihn eigentlich von mir stoßen, aber irgendwie machte er mich auch neugierig. Ich würde eh niemals viel über ihn erfahren aber das war mir irgendwie egal.

Die meisten Betreuer mieden meine Blicke, weil sie dachten ich würde ihre Gedanken und Seelen aus ihnen hinaus saugen mit nur einem Blick in ihre Augen. Was eigentlich völliger Unsinn war, aber sie schienen es zu glauben.

Mein Persönlicher Betreuer wechselte alle paar Stunden mal, weil keiner lange bei mir bleiben wollte, mir war es egal, als mein jetziger Betreuer mich zu meinem Zimmer begleitet hatte wartete seine Ablösung bereits auf ihn. Mein Blick klebte am Boden, ich wusste nur, dass seine Ablösung da war, da jemand in Schuhe vor der Tür stand, wir Insassen hatten keine Schuhe.

Ich ging einfach in mein Zimmer, setzte mich auf mein Bett, zog das kleine Gerät, das ich von dem blau Haarigen bekommen hatte, unter der Matratze vor und schaltete es ein, ich wusste inzwischen wie man es verwendete. Allerdings blieb das Ding stumm, es blinkte nur ein Lichtlein schnell hinter einander, bis es erlosch. Ich versuchte es immer wieder, doch es blieb aus.

Frustriert ließ ich es auf die Matratze fallen und blies die Luft genervt aus, dann lief ich durch den Fensterlosen Raum immer wieder im Kreis, dachte an nichts, dachte dann nach warum es nicht anging. Summte eine der Harmonien leise vor mich hin.

Bis ich mich neben das kleine Gerät auf die Matratze fallen ließ erneut unter die Matratze griff und plötzlich das Holzstück in der Hand hielt. Ich besah es, in meinem Kopf rasten plötzlich alle möglichen Theorie darüber warum der mit den Blauen Augen nicht mehr hier war, nicht mehr zu mir kam. Eine setze sich fest und verschwand einfach nicht mehr aus meinem Kopf, immer wieder versuchte ich sie zu verdrängen doch sie blieb einfach wo sie war.

Vielleicht kam der blau Haarige ja nur wenn ich auf der Krankenstation war? Genau das setzte sich fest.

Das Holzstück in meinen Fingern wendenden und auf meiner Unterlippe kauend starrte ich die Spitze des Holzstückes an, setzte es an meinem Arm an. Nahm es wieder weg. Setzte es am anderen Arm an, dann legte ich es wieder unter die Matratze ohne irgendwas getan zu haben. Ohne meine Haut verletzt zu haben und dennoch juckte es mich in den Fingern, es zu tun.

Als es zum Essen gongte blieb ich einfach auf meinem Bett liegen, tat als der Betreuer rein kam als würde ich schlafen nur um nicht essen gehen zu müssen, mir war bewusst, dass ich Ärger bekommen würde, aber mir war es egal.

„Ich weiß das du nicht schläfst" sagte eine tiefe Stimme, war das der blau Haarige? Ich blieb so wie ich war, rührte mich nicht, ich hörte wie sich die Tür schloss, kurz darauf senkte sich die Matratze an meinen Knien ab.

Eine Hand griff zwischen meinen Händen hindurch, nahm das kleine Gerät aus meiner Umklammerung, ich hatte die Augen leicht offen und beobachtete die Tättowierte Hand aufmerksam.

Ich schnappte nach seiner Hand eher gesagt nach dem Gerät und versuchte es los zu bekommen.

„Hey alles gut, es ist leer stimmt's?" er redete ruhig mit mir, mich überraschte dass er überhaupt mit mir sprach normal sprachen die Betreuer nie mit mir, jetzt sah ich auf und direkt in seine Eisblauen Augen.

„Wie leer?" verwirrt blinzelte ich ihn an. Er lächelt leicht und erklärte dann: „In dem kleinen Gerät ist ein Akku, den man mit Strom aufladen muss und der ist jetzt leer, hat also keinen Strom mehr, bedeutet es lässt sich nicht mehr einschalten. Es geht nicht mehr an oder?"

Ich nickte langsam und ließ das Gerät langsam los, er nahm es an sich und packte es ein, stattdessen zog er ein anders aus seiner Tasche.

„Hier sind andere Lieder drauf, vielleicht gefallen dir die ja auch" Er lächelte mich leicht an.

„Lieder?" verwirrt legte ich den Kopf schief. „Die verschiednen Harmonien heiße Lieder?" hackte ich nach und er nickte leicht.

„Und im gesamten ist es Musik" er legte mir das kleine Gerät in die Hand und ich nickte langsam. „Danke..." hauchte ich kaum hörbar.

Numbers||Taddl x Wavvyboi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt