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Wenig später kam Sam zurück.

„Schau dir dieses Papier an!" freudig drückte er es mir in die Hände.

Hiermit wird

Sam Vogt
Nummer: 168
Geboren am 20.07.2001 in Köln

aus der Obhut dieser Anstalt entlassen.

Er war in dieser Anstalt vom 02.09.2005 bis zum 23.08.2018

Unterzeichnet vom Leiter des Instituts
Leonhard Weiss

und des Psychologen
Dr. Mike Hillmert

Völlig entgeistert starrte ich das Papier an und dann Sam.

„Wann geht's los?" fragte ich leise und er grinste.

„Jetzt sofort! Ich durfte mich nur noch von dir verabschieden" voller Elan zog er mich von dem Bett hoch und hüpfte um mich herum.

Ich hielt ihn fest und umarmte ihn.

„Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Bau kein Scheiß" sanft lächelte ich ihn an und er drückte mich fest, dann sprang er aus dem Raum, ließ mich alleine zurück.

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, meine Haltung ließ nach und ich Sache auf meinem Bett zusammen. Völlig frustriert und mit hängenden Schultern machte ich mich später auf den Weg zu meine Psychologen.

„Meine liebe Nummer 143, dein Bruder wurde entlassen, er ist jetzt auf dem Weg zu euren Eltern bis er 18 ist oder in ein Betreutes Wohnen integriert wird, wird er da bleiben, ich denke, das interessiert dich, aber was viel interessanter für dich ist, ist vermutlich, warum du nicht entlassen wirst, nicht wahr?" mit diesen Worten Empfing mich der Doktor und blickte mich an.

Mein Blick war vermutlich kurz verwirrt, doch klärte ich ihn und wurde für ihn unergründlich was ihm direkt auffiel, denn er lächelte schwach.

„Du hast dich viel öfters unkooperativ gezeigt als er, weshalb wir entschieden ihn, gehen zu lassen und dich hier zu behalten" erklärte er dann weiter.

Doch mir fiel etwas auf, im Regal fehlten Akten, die Akte meines Bruder war weg und einige andere.

Als nächstes fiel mir auf, dass kein Ticken mehr zu hören war. Die Batterien waren leer? Ich sah mich im Raum herum und dort wo die 168 sein sollte war immer noch die kahle Stelle. Dahinter sah ich die Uhr, auf der leeren Stelle hing die Uhr.

Sie war stehen geblieben, auf viertel nach fünf. Sie würde wenn niemand die Batterien wechselte nur noch zwei mal am Tag stimmen.

Ich blickte den Psychologen an.

„Ihre Uhr, sie ist leer" mehr sagte ich nicht und er drehte sich zu ihr um.

„Ja, sie ist vorhin stehen geblieben, muss schön sein sie endlich gefunden zu haben, nach so langer Zeit oder?" stellte er dann wieder eine Frage.

„Um ehrlich zu sein, wünschte ich, ich wüsste nicht wo sie hing" gab ich zu und er blickte mich verwirrt an.

„Etwas, was man so sehr sucht und dann findet, man wollte es so sehr und dann findet man es, aber es ist keine Genugtuung, weil man etwas völlig anderes erwartet hatte, ein völlig anderen Platz vielleicht etwas völlig anderes Beispielsweise an einem nicht so offensichtlichen Ort, man will eigentlich weiter suchen, es kann ja nicht alles sein und doch ist es das. Manchmal ist es besser etwas nicht zu finden, es ist besser es nicht zu wissen, weil wenn man es dann weiß, ist man enttäuscht davon.

Enttäuschung ist etwas bitteres als Wut, Wut kann man hinaus lassen wohin gegen Enttäuschung immer dann da ist, wenn man sich daran zurück erinnert.

Zurück zur Uhr, ich bin mir sicher, dass sie wo völlig anderes hing, das Ticken kam nie aus dieser Richtung, es war in einer völlig anderen Richtung.

Vielleicht haben sie die Uhr da schon eine Weile hängen und nur vergessen, dass sie dort ist, nach dem sie stehen blieb, oder sie haben sie mit Absicht auf diese Uhrzeit gestellt, gestoppt und dort positioniert. Dies ist der Platz an dem Sams Akte war.

Ich kann nur spekulieren mehr kann ich hier bei nicht machen aber es ist mir eigentlich auch herzlichst egal, denn dies, was ich ihnen erkläre, ist möglicherweise wenn sie die Metapher Entschlüssen, dass wonach sich suchen, vielleicht auch nicht.

Aber die Fakten die ich gesammelt habe, weisen daraufhin, dass diese Uhr nicht dort hing, oder es zwei Uhren in diesem Raum gibt, welche Lösung richtig ist, weiß ich nicht, aber das wissen Sie ja" erklärte ich und Dr. Sammler blickte mich an als hätte ich so eben vorhergesagt die Erde würde unter gehen.

„Diese Metapher ist also für dich einleuchtend?" fragte der Doc und ich nickte langsam.

„Mehr als einleuchtend wenn Sie die Fakten zusammen setzten und auf ein Ergebnis kommen, könnte es auch ein anderes sein. Sie könnten richtig liegen oder falsch liegen. Aber ob Sie meine Metapher als ihre Bestätigung nehmen oder nicht ist Ihre Sache. Aber wenn ich recht liege und es in meinem Fall einen Wettlauf gibt, haben sie gerade die Lösung präsentiert bekommen, mehr kann ich nicht für Sie tuen.

Sie wissen, mir ist die Uhr egal, aber ich bin mir sicher, Sie wissen genau was ich Ihnen sagen möchte wenn Sie es lieber nicht wissen wollen, wo die Uhr eigentlich war, warum und in wie weit sie mich voran getrieben hat. Aber das müssen Sie am Ende selber wissen. Ich weiß nur, dass die Uhr die ich meine nicht dort ist, wo sie sein sollte" langsam strich ich mir eine meiner blonden Strähnen aus dem Gesicht und blickte den Psychologen an.

„Wenn Sie mich hier behalten wollen, können sie das gerne tuen, aber mein Zustand ist stabil" damit stand ich auf und verließ den Raum, spürte den völlig verwirrten Blick des Doktors in meinem Rücken und bewegte mich Richtung meines Zimmers.

Ich atmete tief durch, meine Uhr war nicht da, wo war meine Uhr, wo war Taddl? Taddl war meine Uhr gewesen und ohne ihn schien die Zeit still zu stehen. Er war nicht da wo er sein sollte, woher sollte ich wissen wo er ist? Ich konnte es unmöglich wissen.

Ich lief durch den Gang, nahm die weiße Farbe kaum mehr war und wollte wieder Taddl hier haben.

In meinem Kopf war es gefühlt voller als in den Gängen der Einrichtung. Mein Blick stur gerade auf meine Tür gerichtet auf welche ich gerade zu lief.

Ich drückte sie auf und stockte.

Numbers||Taddl x Wavvyboi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt