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„Sie vertrauen dir nicht, sie haben aufgegeben, sie haben dich aufgegeben, es ist egal ob du stirbst oder nicht. Deine Eltern, über die dein Bruder dir bereitwillig erzählt hat sie wären tot, wurden über alles Informiert und haben jetzt quasi entschieden, dass alle Lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden, es sei denn dein Zustand verbessert sich drastisch und du wachst quasi wieder auf" er blickte mich weiterhin an.

Das hatte ich nicht erwartet, dass sie meinen Bruder vorsätzlich dazu gezwungen hatten mich anzulügen.

„Ihr habt meinen Bruder dazu gezwungen zu Lügen?! Ihr habt Sam dazu gezwungen zu lügen?!" mir kam das über die Lippen, zwei Sekunden später fiel mir auf, dass ich seinen Namen wieder wusste.

Ebenso verwundert darüber sah mich mein Psychologe an. Mein Blick war vermutlich etwas verwirrt, ehe ich mich wieder fing.

„Ich habe Jahr lang eine Lüge geglaubt die Sam aus zwang erzählt hat?" Ich stand auf und sah den Psychologen an.

Doch dann besann ich mich, nicht weg zu laufen, langsam setzte ich mich wieder.

„Warum?" erneut dieses Wort. Die Wut in mir kaum unter Kontrolle halten könnend.

„Ist es auch erzwungen, dass er nicht mit mir spricht?" wollte ich dann wissen.

Langsam nickte der Psychologe und hob zu einer Erklärung an: „Man hoffte, wenn du den Bezug zu allem verlierst, dass du dich mir, deinem Psychologen öffnest. Diese Methode schlugen deine Eltern vor. Niemand anderes, aber du hast dich jemand anderem geöffnet, sonst würdest du jetzt nicht reden"

Seine Feststellung traf mich etwas mehr als sie sollte und plötzlich kam ich mir vor als hätte ich das schon einmal durchlebt.

„Was wird hier gespielt?" fragte ich dann. Eisern blickte ich den Psychologe an.

„Ein dir bekanntes Spiel, wir haben es vor zwei Jahren schon mal gespielt aber du scheinst es vergessen zu haben. Es hatte einen Reiz es zu spielen, es war aber nicht gut für den Ruf der Einrichtung" erklärte er und ich runzelte die Stirn und lachte trocken auf.

„Nein, nein, ich weiß genau was vor zwei Jahren war, jedes Detail, es ist noch in meinem Kopf, sie versuchen etwas aus mir herauszubekommen, was überhaupt nicht stimmt, weswegen sie Tricks anwenden. Das ist unfair mir gegenüber. Sagen sie meinen Eltern, es wäre schön und gut was sie hier versuchen aber nicht mit mir!"

Ich entspannte mich wieder, was ich ihm natürlich nicht zeigte. Sie hatten keinen Schimmer von Taddl und mir, er versuchte mit Dingen die nicht Stimmten meine Reserve auszurauben. Aber das könnte er sich schön in den After stecken.

„Haben sie einen schönen Tag oder Nacht, was auch immer gerade ist, aber dieses Spiel spiele ich nicht mit" damit stand ich auf und verließ den Raum.

Ich lief über den Gang suchend nach dem blonden, der mein Bruder war. Sam, so hieß er. Er war wieder der da, sein Name, er war wieder in meinem Kopf.

Ich erblickte den Jungen mit der Nummer 168, meine Schritte beschleunigten sich von alleine und so rannte ich fast schon auf ihn zu.

Als ich ihn erreichte und an der Schulter fasste, drehte er sich zu mir herum. Die Kühle in seinem Blick erschreckte mich kurz, bis mir einfiel, dass er ja etwas spielen musste.

„Ich weiß was hier gespielt wird. Ich weiß es" mehr sagte ich nicht. Sams Blick klärte sich, er sah mich an, sein Blick voller Hoffnung aber dennoch genauso zersplittert wie ich.

„Ich weiß auch deinen Namen, Sam" gab ich leise zu. Er umfasste mich, presste sich leicht an mich und schluchzte auf.

„Es hat weh getan dich anlügen zu müssen, so weh und doch hab ich es getan... e-es tut mir so leid" weinte er in meine Schulter und presste sich an mich.

„Du wurdest dazu gezwungen, es ist nicht deine Schuld... absolut nicht deine Schuld. Sammy... jetzt sind wir wieder zu zweit und das zählt" beschwichtigte ich ihn.

Er nickte leicht und löste sich langsam von mir, ich wischte ihm die letzten Tränen mit meinen Ärmel weg und lächelte ihn aufmunternd auf.

So standen wir in diesem sterilen Gang, keiner schenkte uns Beachtung und doch bedeutete dieser Moment so viel, zumindest für Sam und mich.

„Ich muss zum Psychologen, wir sehen uns?" fragte Sam zaghaft und ich nickte.

„Natürlich sehen wir uns, Sammy" meinte ich dazu, strich ihm kurz durch die blonden Haare, dann wandte er sich ab und lief davon.

Kurz sah ich ihm nach, ehe ich mich auf den Weg in mein Zimmer machte.

Kaum war er weg, drehten sich meine Gedanken nur noch um Taddl.

Ich hatte ein wenig Hoffnung, er wäre in meinem Zimmer wenn ich es jetzt betrat, doch diese Hoffnung wurde jäh zerstört.

Enttäuschung ließ ich mich auf mein Bett fallen und sah die Wand gegenüber von mir an. Es ergab keinen Sinn weshalb er weg war. Wohin war er gegangen? Wieso? Warum hätte er mir davon nichts gesagt?

Ich schüttelte die Fragen schnell ab, ich würde es schaffen, dieses Mal würde ich nicht aufgeben wollen, ich hatte Sam, Sam war wieder da.

Wir würden das gemeinsam durch stehen und er würde nicht einfach so verschwinden, dass würde er nicht.

Leicht darüber lächelnd, legte ich mich aufs Bett und drehte mich zur Wand.

Allerdings rutschten meine Gedanken genau jetzt, als ich seinen Geruch war nahm direkt wieder zu Taddl.

Er hatte mich wahrlich den Kopf verdreht. Er war hier aufgetaucht und hatte mir den Kopf verdreht und ich war ihm dankbar für alles was er mir gezeigt hatte. Ich vermisste ihn unglaublich sehr, so sehr hatte ich noch niemanden vermisst.

Allerdings müsste ich weiter machen, meinten wegen und Sams wegen. Und ich würde es schaffen, ich würde hier rauskommen, wie auch immer, aber ich würde es schaffen.

Dabei hoffte ich immer, dass ich Taddl wieder sehen würde oder er einfach den Raum betreten würde.

Es drehte sich alles um ihn in mir, er war der aller letzte Gedanke bevor ich schließlich absank in einen tiefen Schlaf. Er war einfach meine Welt geworden.

Numbers||Taddl x Wavvyboi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt