Draußen lehne ich mich schwer an die Wand des Gebäudes und lasse die kalte Nachtluft tief in meine Lungen strömen. Der feuchte Wind weht mir ins Gesicht, und für einen Moment gelingt es mir, den Nebel in meinem Kopf zu vertreiben. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, sonst wird alles, was ich heute so großzügig in mich hineingeschüttet habe, wieder seinen Weg nach draußen finden. Mein Kopf dreht sich noch ein wenig, aber es wird besser, die Frische der Nacht tut gut.
Aber ganz ehrlich, was soll ich hier noch auf der Feier? Jack hat seine Gefährtin gefunden, die Sache ist gelaufen. Ich könnte jetzt einfach verschwinden und mich auf den Kater morgen freuen. Ein Spaziergang durch die leeren Straßen wird mir sicher guttun. Zum Glück ist heute Samstag, und das Wochenende liegt vor mir. Zeit, um mich auszukurieren, mich ins Bett zu werfen und ein ausgiebiges Nickerchen zu halten. Vielleicht bekomme ich in den nächsten Tagen ja noch den Kopf wieder frei.
Mit einem resignierten Seufzen drehe ich mich um und mache mich auf den Weg nach Hause. Doch schon der erste Schritt auf dem rutschigen Gehweg bringt mich aus dem Gleichgewicht. Meine Füße scheinen plötzlich nicht mehr zu gehorchen, und ich halte mich an der Wand fest, um nicht zu stolpern. Ich nehme einen weiteren, vorsichtigeren Schritt – und der Boden unter mir wird nur noch glatter. „Toll", murmele ich und schüttele den Kopf.
Doch der nächste Moment passiert schneller, als ich reagieren kann. Plötzlich finde ich mich mit dem Rücken gegen einen Baum gedrückt, die kühle Rinde bohrt sich in meine Schultern. Ein leicht schmerzhafter Aufprall, doch nicht so schlimm, wie die Blicke, die mir durch den Nebel meines betrunkenen Zustands hindurch erscheinen.
„Boah, ich weiß, ich bin heiß, aber du musst nicht gleich so übertreiben. Ich treibe es nicht mit Wildfremden", schieße ich, mehr um mich selbst zu retten als wirklich eine Antwort zu erwarten. Ich versuche, die Situation mit einem Witz zu entschärfen, doch es fühlt sich eher an, als würde der Alkohol in meinen Adern noch mehr an Tempo gewinnen.
„Wie viel hast du getrunken?" fragt eine tiefe, überaus attraktive Stimme. Sie durchdringt meine wirren Gedanken wie ein Blitz. Ich kann kaum fassen, wie klar und ruhig sie klingt, als wäre sie aus einer anderen Welt.
Ich lache, obwohl mir klar ist, dass mein Grinsen wahrscheinlich nicht sehr überzeugend wirkt. „Nicht so viel", murmle ich und hoffe, dass es irgendwie glaubhaft rüberkommt. Doch die Worte klingen hohl, und es ist zu offensichtlich, dass ich nicht die Kontrolle über mich habe.
Plötzlich krampft sich mein Magen zusammen. Eine heftige Welle des Unbehagens rollt durch mich. Es ist mehr als der schiere Alkohol – es ist, als würde mein Körper alles, was er zu lange behalten hat, jetzt loswerden wollen. Ich versuche mich von dem Baum zu lösen, versuche mich von der unsichtbaren Umklammerung zu befreien. Doch der Typ, der mich an den Baum drückt, ist viel zu stark, als dass ich auch nur eine Chance hätte. Was zur Hölle macht er? Warum sieht er nicht, dass ich in der Krise stecke?
Die Gedanken wirbeln in meinem Kopf, doch dann bleibt mir keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Der Druck in meinem Magen wird unerträglich, und ich schließe die Augen, während mein Körper gegen meinen Willen handelt. Mit einem lauten Stoß entleert sich alles, was ich an diesem Abend konsumiert habe, in einem wilden Ausbruch – direkt auf sein makelloses, weißes Hemd. Ich höre das Geräusch von Flüssigkeit, die das Hemd durchdringt, und ich weiß, dass es nicht schön aussieht.
„Es tut mir leid", stammele ich in einem schwachen Versuch, mich zu entschuldigen, doch die Worte kommen kaum über meine Lippen. Ich fühle mich unendlich beschämt, mein Gesicht ist glühend vor Peinlichkeit.
Der Typ, der mich immer noch an den Baum drückt, seufzt laut, doch statt mir Vorwürfe zu machen, hebt er mich ohne weiteres hoch, als wäre ich ein Federgewicht. Der plötzliche Aufstieg bringt mich für einen Moment aus dem Gleichgewicht, und für einen flimmernden Augenblick habe ich das Gefühl, als würde die Welt sich um mich drehen. In einem winzigen Moment von Klarheit stelle ich fest, dass er mich wie ein rohes Ei behandelt, fast fürsorglich, als ob er kein Interesse daran hätte, mir noch mehr Schaden zuzufügen.
„Du bist verrückt", höre ich ihn sagen, aber es klingt weniger wie ein Vorwurf und mehr wie eine resignierte Erkenntnis. Die Worte treffen mich nicht, ich habe keine Energie mehr, um darauf zu reagieren.
Und dann, inmitten dieser chaotischen Mischung aus Scham und Müdigkeit, passiert etwas Unglaubliches. Ich atme seinen Duft ein – ein holziger, männlicher Geruch, der sich mit dem frischen Duft der Nacht vermischt. Ich merke erst jetzt, wie gut er riecht, und es bringt mich für einen Moment aus der Fassung. Ich sollte eigentlich panisch werden, sollte ihn fragen, was er mit mir vorhat, aber stattdessen überkommt mich eine unheimliche Müdigkeit. Ein tiefes, drückendes Gefühl der Erschöpfung, das mich völlig vereinnahmt.
„Was... was machst du?", frage ich, doch die Worte klingen verworren, meine Zunge ist schwer. Ich versuche, den Kopf zu heben, doch der Widerstand in meinen Gliedern ist zu groß. In diesem Moment kann ich nicht mehr aufhören, mich in der Wärme seines Körpers zu verlieren.
Ohne ein weiteres Wort, das mich irgendwie verwirrt, senke ich meinen Kopf und lasse mein Gesicht an seinem Hals sinken. Es ist so unglaublich bequem, so tröstlich. Ich spüre, wie meine Augen immer schwerer werden, bis sie sich schließlich schließen und der Schlaf mich in seinen Armen hält.

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Mein Leben als Omega (bxb,Mpreg)
WerewolfLuke lebt als Omega in einem Werwolf-Rudel, einer Position, die ihm nicht nur geringes Ansehen, sondern auch viele Herausforderungen einbringt. Tief in seinem Herzen sehnt er sich nach Respekt, Akzeptanz und seiner wahren Liebe - seinem Gefährten. H...