Remeny & Emlek - Stumme Schreie | Kapitel 12 Remeny

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Irgendwann hatte ich es geschafft aufzustehen und meine immer noch schmerzenden Knochen unter die Dusche zu hieven. Wie ich mich fühlte interessierte hier niemanden. Schließlich musste ich ja nur bis zur Arena, ihrer Meinung nach, durchhalten. Danach durfte ich sterben...

Mit noch schlechterer Laune trat ich aus dem Badezimmer und wurde schon von meiner Geisterstylistin empfangen, wodurch ich wieder einmal erschrak. 

„Dein Trainingsoutfit liegt auf den Bett.", flüsterte sie kaum hörbar, „Deine Schuhe bei der Tür. Beeil dich. Fee will noch mit dir reden."

Ich nickte nur, da ich es irgendwie nicht schaffte, in ihrer Gegenwart auch nur ein Wort herauszubringen. Schnell verschwand sie aus meinem Zimmer und ich atmete dankbar auf.

Ein langärmliges, dunkelrotes Shirt und eine schwarze Trainingshose und -jacke warteten auf den Bett auf mich. Schnell schlüpfte ich ihn die Sachen und zog auch die passenden dunklen Schuhe dazu an. Mein Haar ließ ich offen, da ich es hasste, wenn ich es zusammenbinden musste und da niemand in der Hinsicht irgendwelche Vorschriften machte, ignorierte ich auch getrost die Tatsache, dass es beim Training stören würde.

Fee saß mehr oder minder wach am Frühstückstisch und schaute auf, als ich zu ihr kam.

„Da bist du ja.", begrüßte sie mich und ich schaffte es sogar irgendwie zu nicken. „Emlek möchte sich dieses Jahr ja nur um Parsley kümmern, wodurch wir zwei hübschen zusammen arbeiten werden."

Anscheinend entgleisten meine Gesichtszüge ein wenig zu sehr, da sie schmollend feststellte: „Jetzt schau nicht so. Vielleicht hast du vergessen, aber Emlek wurde unter mir zum Champion. Ich habe es einmal geschafft, also werde ich es auch wieder schaffen." Sie wirkte dabei selber nicht sehr überzeugt. Schnell räusperte sie sich, bevor sie fort fuhr: „Versuch beim Training einfach alles mitzunehmen was du kannst und leg dich nicht mit den stärkeren Distrikten an! Ich denke, die beste Taktik für uns zwei wäre, wenn du versuchst so unscheinbar wie möglich zu wirken."

Wieder nickte ich nur zustimmend, was ihr zureichen schien. 

Ich wartete auf Parsley und gemeinsam fuhren wir nach unten, zur Trainingshalle.

Wir waren welche der ersten Tribute. Mit dem unscheinbar wirken, hatte ich keine Probleme. Jeder, der mich auch nur anschaute, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich klebte regelrecht an Parsley, obwohl ich mich innerlich dafür verfluchte. Schließlich war ich in der Arena auch auf mich alleine gestellt und würde ihn nicht an meiner Seite haben.

Deswegen sonderte ich mich auch von ihm ab, sobald die Ansprache des Haupttrainers, ein riesiger Kerl mit Muskelbergen wo man nur hinsah, vorbei war.

Ich hielt mich erst einmal nur an den Überlebensstationen auf, um nicht aufzufallen. Mir war klar, dass ich mich auch noch mit den Waffen beschäftigen musste, aber meine Stärke war es nun mal wegzulaufen; mich zu verstecken. Dann sollte ich zumindest wissen, wie man fallen stellt und im Notfall auch ein Feuer anzündete.

An sich hatte ich ein gutes Gefühl nach wenigen Stunden. Niemand schien wirklich auf mich aufmerksam zu werden und ich konnte mich normal bewegen.

Ich dachte alles wäre gut, während ich den Pflanzenexperten zuhörte. Neben den kleinen Jungen aus Distrikt Sieben, fühlte ich mich ganz gut und konnte den Trainer lauschen, ohne mir Sorgen zu machen.

Natürlich änderte sich das schnell.

Es war mehr ein Gefühl der Gefahr, auf welches ich in all den Jahren, durch meinen Vater, sensibel geworden war. Nur ein aufblitzen warnte mich vor.

Meine Hand bewegte sich wie von selber nach vorne und griff nach den Gegenstand, der auf den Jungen zugeflogen kam. Bevor ich selber wusste, was geschehen war, hielt ich auch schon das Wurfmesser, welches ich nur Millimeter vor dem Gesicht des Jungen abgefangen hatte, in der Hand. Ich spürte, wie alle mich anstarrten. Alle außer der Tribut, aus Distrikt Sieben der auf das Messer kurz vor seinen Augen schielte. Schnell zog ich es davon weg und schaute mich nach dem Werfer um. 

Remeny & Emlek - Stumme Schreie Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt