Remeny & Emlek -Stumme Schreie | Kapitel 9 Emlek

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In meinem Zimmer angekommen lief ich unsicher auf und ab, da ich mir nicht sicher war ob sie wirklich kommen würde. Immer wieder erwischte ich mich dabei wie ich auf die Uhr blickte. Warum nur war ich so nervös?

5 Minuten waren verstrichen als mir einfiel dass ich doch vielleicht ein T-Shirt darüber ziehen könnte.

Ich ging zur Kommode und wühlte herum, doch ich fand nur ein pinkes und das weigerte ich mich anzuziehen. Also blieb ich wie ich war.

Wieder verstrichen einige Minuten ohne dass sie auftauchte und langsam verließ mich auch der Mut.

Ich musste mich wohl damit abfinden, dass sie nicht kommen würde. Wieso nur wollte sie meine Hilfe nicht? Verstand sie nicht, dass ich das tun musste? Vielleicht aber war sie sich nur nicht sicher, ob ich es wirklich ernst meine? Doch was sollte ich denn noch tun, damit sie mir glaubt?

Ich musste zu ihr, es ihr ein letztes Mal klar machen.

Aus diesem Grund griff ich zur Türklinke um sie zu öffnen, als es auch schon klopfte.

Erleichtert öffnete ich die Tür und sah Remeny, wie sie nur in einem ganz knappem Outfit vor mir stand. Ehe ich es aufhalten konnte zog ich eine Augenbraue nach oben und blickte dann schnell zur Seite, da ich Angst hatte rot zu werden. Himmel warum bringt sie mich so durcheinander?

Ein paar Sekunden verstrichen, da merkte ich plötzlich wie sie sich in Bewegung setzte.

Sie drückte sich an mir vorbei und streifte mit ihrem Arm meinen Oberkörper, woraufhin ich das Gefühl hatte einen elektrischen Schlag zu bekommen. Doch keinen unangenehmen.

Am liebsten hätte ich sie erneut berührt, doch dieses Verlangen habe ich fast sofort wieder unterdrückt.

"Am Besten wir fangen gleich. Willst du vorher noch etwas wissen?", fragte ich und erwischte mich dabei wie ich über die Kürze ihrer Hose staunte.

"Ich... Also...", stammelte sie ehe sie sich räusperte.

Doch ich hatte meine Gedanken schon wieder wo anders. Musste das Oberteil so kurz sein?

"Was genau willst du mir beibringen? Ich bin glaube ich nicht gerade dafür geeignet in einen Zweikampf mit den anderen Tributen zu geraten.", fuhr sie fort und ich blickte ihr an da wieder in die Augen.

"Sollst du auch nicht. Aber ich will dass du dich verteidigen kannst wenn es doch passieren sollte."

Ich kam näher auf sie zu, bis wir nur noch einen halben Meter voneinander entfernt standen.

"Ich werde dich jetzt angreifen um zu sehen wie du reagierst, wo wir aufbauen können. Vertrau mir. Ich werde dir nicht weh tun."

Ich griff nach ihr ums sie zu packen, doch sie duckte sich gerade noch rechtzeitig weg. Doch da ihr Gegner in der Arena auch nicht warten würde bis sie wieder bereit war packte ich schon erneut zu, doch sie schaffte es wieder mir auszuweichen.

"Du bist schnell.", bemerkte ich und ein Grinsen huschte über mein Gesicht.

Sie trat nach meinen Füßen und traf mich sogar am Schienbein, doch eine große Wirkung erzielte sie damit nicht.

"Aber nicht sonderlich stark.", kommentierte ich weiter und täuschte dann einen Angriff an, nur um sie mit der anderen Hand zu packen.

Ich erwischte sie am Handgelenk und zog sie dann zu mir heran, ehe ich ihren Arm auf den Rücken drehte.

Doch kaum hatte ich sie in dieser aussichtslosen Position versteifte sich ihr ganzer Körper und sie regte sich nicht mehr. Sofort ließ ich sie los.

„Alles in Ordnung?", fragte ich besorgt und ging dabei einen Schritt nach hinten. Ich wollte ihr nicht zu Nahe treten.

Während ich auf ihre Antwort wartete, musterte ich sie, wollte sehen welche Reaktionen sie zeigte. Doch vor allem wollte ich wissen was ich falsch gemacht hatte. Lag es an der plötzlichen Nähe die zwischen uns herrschte? Hatte ich sie zu fest gepackt?

Vielleicht war es doch keine so gute Idee was wir hier machten. Sie war schnell, das allein könnte ihr schon viel helfen, da brauchte sie mich aufdringlichen, mürrischen Kerl nicht auch noch der sie nachts vom Schlafen abhielt nur damit er danach besser schlafen konnte. Damit es meinem Gewissen besser ging.

Während ich in meinen Gedanken hing kam sie plötzlich auf mich zu und klammerte sich an mich, wodurch ich ein wenig zusammenzuckte. Doch als die ersten Tränen auf meinen nackten Oberkörper tropften schloss auch ich die Arme um sie.

Eine Zeit lang standen wir nur so da, ohne dass jemand etwas sagte. Doch das war mir nur recht so, da ich eh nicht wusste ob ich einen Ton herausbekäme. Es war ein unglaubliches Gefühl sie so zu halten, eines das ich noch nie zuvor verspürt hatte. Ich wollte sie nicht mehr loslassen.

Nach einiger Zeit hob sie den Kopf und blickte mich an. Tränen glitzerten auf ihrer Wange und ich musste mich beherrschen sie nicht wegzustreichen. Werde ich verrückt?

„Warum hat er selbst jetzt noch Gewalt über mich? Ich soll in einer Arena gegen andere Jugendliche kämpfen und immer noch habe ich mehr Angst vor meinem Vater, als vor ihnen.", flüsterte sie und ihre Stimme klang brüchig.

Irgendwie überraschte mich die Antwort nicht. Er hatte sie Jahre lang misshandelt, kein Wunder dass sie ihn, auch als sie nicht mehr in seiner Nähe war, überall entdeckte.

„Er gehört zu deinem Leben seit du geboren wurdest, natürlich lässt dich das nicht so einfach los. Doch dein Vater ist nicht hier. Er kann dir nichts mehr tun und wird es auch nie wieder.", antwortete ich und blickte ihr dabei tief in die Augen.

Sie schenkte mir ein schiefes Lächeln was in mir erneut ein komisches Gefühl auslöste. Bekam ich vielleicht einen Herzinfarkt?

„Weil ich sowieso sterben werde?", fragte sie plötzlich und ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen.

„Versteh doch endlich, du wirst nicht sterben. Ich werde dich da raus holen, du musst nur versuchen zu überleben."

„Du kannst mich nicht retten!", rief sie und ihre Stimme klang augenblicklich wieder fester. „Das wissen wir beide! Als Mentor kannst du mir Tipps geben, wenn du Glück hast mir ein paar Sponsoren besorgen aber du weißt so gut wie ich, wie es um unseren Distrikt steht! Ich werde genau so auf mich alleine gestellt sein, wie du es vor drei Jahren warst. Daran kannst du nichts ändern!"

„Ja und ich brauchte niemanden um zu gewinnen, genauso wenig wie du jemanden brauchst! Du hast dich jahrelang allein durchgeschlagen, warst auf dich allein gestellt und hast überlebt. Nicht anders wird es da sein!", gab ich verärgert zurück. Sie machte mich noch wahnsinnig!

Sie ließ mich los, jedoch ohne von mir weg zu gehen.

„Warum willst du mich unbedingt retten Emlek? Warum tust du dir das an?", schrie sie zurück.

Diese Frage traf mich völlig unvorbereitet. Warum wollte ich sie unbedingt retten?

Die Gedanken in meinen Kopf überschlugen sich. Da war mein ursprünglicher Beweggrund, die Tatsache dass ich es ihr schuldete während auf der anderen Seite diese komischen Gefühle waren. Mir war noch nicht klar was sie bedeuteten, doch wusste ich dass sie nie zulassen würden dass ihr etwas passierte.

Mein Kopf drohte zu explodieren und ich zwang mich die Gedanken abzustellen. Doch das hätte ich lieber nicht getan, da fast augenblicklich mein Körper die Kontrolle übernahm. Und der machte das dümmste was ihm wohl gerade in den Sinn kam:

Er nahm ihren Kopf sanft in seine Hände, ehe er die Lippen auf ihre drückte.

Remeny & Emlek - Stumme Schreie Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt