Remeny & Emlek - Stumme Schreie | Kapitel 13 Emlek

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Wütend stampfte ich zu den Aufzügen und stieg ein. Ich musste zu ihr, mit ihr reden. So konnte ich es nicht stehen lassen, es würde mir keine Ruhe lassen. Vielleicht würde es mir besser gehen wenn ich ihr klarmachen könnte dass sie mir nicht egal war.

Oben angekommen ging ich sofort zu ihrer Tür und klopfte an, ehe mich der Mut wieder verließ.

Die Sekunden verstrichen, wurden zu Minuten, doch Remeny reagierte nicht. War sie nicht in ihrem Zimmer? Aber wohin wäre sie sonst gegangen?

Ein Schluchzen war zu hören und verriet sie dadurch. Mist, sie weinte! Automatisch wurde ich nervös, hatte mal wieder keine Ahnung was zu tun war. Doch ich wollte nicht dass sie weinte, deshalb klopfte ich erneut.

„Ich weiß dass du da bist. Mach bitte auf.", sagte ich, da mir das am Besten erschien.

Wieder dauerte es eine Weile, doch dann riss sie die Tür auf. Überrascht starrte ich sie an, da ich damit gerechnet hatte eventuell die Tür eintreten zu müssen, doch das bekam sie gar nicht mit, da sie mir den Rücken zu wand.

Sie wollte mich nicht ansehen. Auch gut. Doch ich würde nicht so schnell aufgeben.

Ich ging einfach um sie herum und stellte mich vor sie hin, sodass ich wieder in ihrem Blickfeld war. Keine Ahnung seit wann ich dem gegenüber so problemlos ansehen konnte wenn ich mit ihm sprach, doch bei ihr war sowieso alles anders.

„Sag mir was lost ist.", versuchte ich es und meine Stimme klang besorgt.

„Warum sollte ich Emlek?", zischte sie und klang dabei unglaublich wütend. „Du hast mich an Fee abgegeben! Erst heute früh! Ich versuche hier zu überleben, falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Dein hin und her kann ich nicht auch noch gebrauchen. Mal willst du mir helfen und wenige Stunden später stößt du mich ohne Grund von dir!"

Die Wahrheit traf mich völlig unvorbereitet. Ich hatte nicht damit gerechnet dass es ihr so viel ausmachen würde. Normalerweise sind die Menschen froh wenn sie nichts mit mir zutun haben müssen. Wieso schien es ihr nicht so zu ergehen?

Mein Herz schlug voller Freude und ich versuchte es zu unterdrücken was jedoch nicht funktionierte. Mochte sie mich?

Beinahe hätte sich ein Lächeln auf meine Lippen geschlichen, doch dann sah ich wieder in ihr Gesicht, das mich traurig, wütend und verletzt ansah. Sie erwartete eine Antwort von mir.

„Ich habe das nicht ohne Grund getan. Aber... nach gestern Nacht... ich war so dumm, konnte es nicht kontrollieren. Kann ich in deiner Nähe nie.", gestand ich kleinlaut. Ihr und mir. „Und dann habe ich dich mit Parsley gesehen. Da... ich...", mehr brachte ich nicht hervor. Ich senkte den Blick und drehte mich leicht weg. Jetzt wusste sie bescheid, ich konnte eigentlich gehen.

„Was hat Parsley bitte damit zu tun?", fragte sie. „Red endlich Klartext mit mir und hör auf mich ständig zu verwirren!"

Langsam wurde ich wütend. Ich gestand ihr wie ich mich fühlte und sie verstand einfach nichts!

„Du und Parsley! Ich küsse dich, komm zurück und sehe euch kuschelnd auf dem Sofa. Was glaubst du was das für ein Gefühl für mich war? Ich Idiot mag das Mädchen eines anderen und merke das nicht mal, erst als es zu spät ist. Deshalb übernimmt dich Fee, weil ich es so nicht mehr kann.", schreie ich ihr entgegen. „Aber keine Sorge, ich habe mich noch nicht entschieden und werde mich das auch nicht so schnell. Wenn du in der Arena bist werde ich mein Bestes geben um dich zu unterstützen.", fuhr ich wieder leiser fort, sah sie jedoch nicht an. Ich bezweifelte ob ich das jemals wieder konnte.

„Kuscheln?", wiederholte sie verwirrt. „Parsley hat mir von seiner Familie und seiner Verlobten erzählt und dabei bin ich eingeschlafen, nachdem du einfach abgehauen bist und mich wie ein Idiot hast in deinem Zimmer stehen lassen, um wo auch immer hinzugehen."

„Verlobte? Er hat eine Verlobte?"

Ich spürte wie meine Ohren heiß wurden und wäre am liebsten sofort aus dem Zimmer gerannt. Wenn ich dachte der Kuss wäre eine peinliche Situation gewesen so hatte ich nicht mit dieser hier gerechnet. Konnte es eigentlich noch schlimmer werden?

„Ja Emlek. Er ist verlobt. Wenn du dich für uns interessieren würdest, hättest du das gewusst, aber du haust ja lieber immer ab, wenn es mal etwas kompliziert wird.", antwortete sie.

Jap, es konnte noch schlimmer werden. Sie traf mich hart mit diesen Worten und wieder einmal wurde ich wütend.

„Du hast doch keine Ahnung was es bedeutet Mentor zu sein. Jedes Jahr zusehen zu müssen wie die Tribute sterben.", schrie ich, wurde aber von Wort zu Wort leiser.

Es hatte keinen Sinn. Wir würden nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Sie war zwar nicht mit Parsley zusammen, doch nach wie vor waren wir uns einfach zu fern. Manche Menschen passten nicht zusammen und wir zwei waren solche.

„Ich lass dich jetzt wieder allein.", sagte ich, auch wenn ich selber das gar nicht wollte.

„Du hast Recht.", entgegnete sie leise. „Ich weiß nicht was es bedeutet Mentor zu sein. Was es bedeutet, hier zu sein, wenn die Jugendlichen sterben.", fuhr sie fort und ich sah sie an, doch Remeny starrte auf ihre Füße. „Aber ich weiß, was es heißt, wenn man alleine gelassen wird."

Auch wenn sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, so konnte ich dennoch hören wie der Schmerz in ihrer Stimme mitschwang. Sie sah so zerbrechlich aus, wie sie niedergeschlagen und mit Tränen in den Augen vor mir stand, sodass ich sofort wieder diesen Drang verspürte sie zu beschützen.

Ehe mir bewusst wurde was ich tat kam ich auf sie zu und zog sie in meine Arme.

„Ich lasse dich nicht allein. Das könnte ich nicht. Nicht mehr."

Zunächst hatte ich Angst dass sie meine Arme weg schlagen würde, doch als sie sich an mich klammerte verschwand diese sofort.

Ich sog ihren Duft ein und drückte sie noch enger an mich, wollte sie am liebsten nicht mehr loslassen.

Langsam hob sie den Kopf und sah mich an. Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben als ich ihren Blick erwiderte. Ich konnte nicht beschreiben wie ich mich in diesem Moment fühlte, doch es war ein wunderbares Gefühl. Oft hatte ich Lizza in den Armen doch damit konnte man es nicht vergleichen. Das hier war tausendmal besser.

Remeny senkte den Blick ein wenig und starrte nun auf meine Lippen. Mein Herz schlug sofort schneller, da es nur eine Erklärung dafür hatte, und wollte mich dazu bewegen meinen Kopf zu senken. Ich rang mit mir, kämpfte gegen den Drang an meine Lippen erneut mit den ihren zu vereinen, als sie auch noch auf ihren kaute. Verdammt! Nun konnte ich es nicht länger unterdrücken, wollte unbedingt dieses Gefühl erneut erleben.

Langsam, fast wie in Zeitlupe, beugte ich mich zu ihr vor, doch weit kam ich nicht.

„Emlek?", schrie Fee von irgendwo und ließ mich inne halten. Sofort verdrehte ich die Augen, ehe ich mich zur Tür wand.

„Was willst du?"

„Wo zum Teufel steckst du?", brüllte sie zurück.

„Ich bin bei Remeny.", gab ich ehrlich als Antwort.

„Und was tust du da?", ihre Stimme klang überrascht.

„Ich bereite sie auf die Arena vor. Und jetzt verschwinde.", rief ich und spürte wie meine Wangen dabei rot wurden.

Darauf wusste sie nichts mehr, scheinbar hatte es ihr die Sprache verschlagen.

Zufrieden blickte ich auf Remeny, die ihren Kopf an meine Brust gelehnt hatte. Ich hob meine Hand und berührte sie vorsichtig an der Wange, wodurch sie den Kopf wieder hob. Erneut sahen wir uns in die Augen, wodurch ich wieder dieses Bedürfnis verspürte, doch man schien es mir einfach nicht zu gönnen.

„Emlek, jetzt komm endlich.", rief Fee erneut und ich seufzte genervt. Diese Frau ist so nervenaufreibend.

„Ich muss gehen.", sagte ich nun an Remeny gewandt. „Heute, 23 Uhr. Ich werde auf dich warten." Doch bevor ich ging und bevor Fee erneut dazwischen funken konnte, drückte ich meine Lippen flüchtig auf ihre. Danach verschwand ich nach draußen.

Remeny & Emlek - Stumme Schreie Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt