Remeny & Emlek - Stumme Schreie | Kapitel 28 Emlek

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Der frische Wind zerrte an meiner Kleidung und kühlte mein Gesicht. Unter mir konnte man den Lärm des Kapitols hören, doch den blendete ich aus. Das Einzige was ich wahrnahm war Remeny, deren warmer Körper an mich geschmiegt war und von meinem Arm umschlossen wurde. Vermutlich konnte ich mit ihr überall sein und hätte doch nur sie beachtet.
Zärtlich drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn, während ich mit meiner Hand ihren Arm entlang strich. Es fühlte sich so gut an das wieder zu tun und sie dabei im Arm zu halten und am liebsten hätte ich nichts anderes getan.
3 Tage war es nun her dass sie aus der Arena geholt wurde und von Tag zu Tag ging es ihr besser. Nicht mehr lange und wir konnten gemeinsam zurück nach Distrikt 9. Dort war sie dann endlich fern vom Kapitol und in Sicherheit. Niemand würde ihr etwas tun und wenn dann konnte ich es dort verhindern.
Ein Seufzen von Remeny riss mich aus meinen Gedanken und lies mich sie anblicken. Sie hatte die Augen geschlossen, Sorgenfalten lagen auf ihrer Stirn. Sofort machte auch ich mir ein wenig Sorgen.
„Woran denkst du?", fragte ich sie deshalb sofort.
Sie öffnete ihre Augen wieder und blickte damit in meine, wodurch mein Herz automatisch schneller schlug. Würde sich das je ändern? Ich hoffte nicht.
„Daran, dass ich noch mal auf diese Bühne muss.", sage sie und ein Schaudern erfasste sie, woraufhin ich so noch näher an mich zog, „Das ich noch einmal alles mit ansehen muss."
Ich kannte ihre Angst, wusste was das für ein Gefühl war alles noch einmal sehen zu müssen. Die ganzen Morde und Toten. Die Kinder die man eigenhändig getötet hatte. Bis heute konnte ich mir meine Spiele nicht wieder ansehen.
„Du musst es dir nicht ansehen wenn du nicht willst. Das Kapitol hat noch keine Möglichkeit gefunden den Blick an den Bildschirm festzubinden.", antwortete ich. „Und das Interview schaffst du auch, ich...", plötzlich hielt ich inne und konnte nicht anders als laut aufzustöhnen. Das hatte ich komplett vergessen!
„Was?", fragte sie sofort.
„Ich muss auch auf die Bühne! Remeny, ich muss ein Interview führen Loqui wird sich freuen.", brummte ich und konnte den genervten Gesichtsausdruck nicht verbergen. Ich war noch nie sehr gesprächig, zumindest soweit ich mich zurück erinnern konnte. Wenn ich sprach, dann nur von mir selbst ausgehend. Ein Interview passte da absolut nicht in meinen Kram, vor allem nicht mit Loqui. Ich konnte ihn einfach nicht leiden, glaubte auch nicht, dass sich das jemals ändern würde.
Doch anstatt und mich aufzubauen brach Remeny nur in lautes Gelächter aus.
„Oh... er wird... sich freuen.", meinte sie, immer noch lachend und ich verzog schmollend das Gesicht.
„Lach du nur, dir wird das auch keine Schwierigkeiten bereiten. Ein schönes Kleid zu deinem hübschen Gesicht und niemand achtet mehr darauf was du sagst. Ich dagegen habe weder ein hübsches Gesicht noch werde ich ein schönes Kleid anziehen, was bedeutet dass die Menge sehr wohl darauf achtet was ich sage."
„Du bist wunderschön, groß und stark.", meinte sie und strich mir dabei über die Narbe. „Und ein schönes Kleid finden wir sicher auch noch."
Jetzt war ich es der lachen musste, ehe ich den Kopf schüttelte.
„Sollen wir nach drinnen gehen? Langsam wird es ziemlich kalt, nicht dass du dich noch erkältest.", schlug ich nach einer Weile vor. Sie war zwar wieder auf dem Weg der Besserung, doch man musste nichts herausfordern.
„Wenn du mich vor Fee beschützt?", bat sie und ich musste grinsen.„Keine Sorge, sie wird dir nicht zu nahe kommen."
2 Tage lang konnte ich sie noch vor Fee schützen und somit die Feier hinauszögern, doch langsam wurde der Druck von oben größer und ich musste nachgeben. Das Kapitol wollte die Siegerin sehen, dagegen war ich machtlos.
"Muss das sein?", knurrte ich Ansi an, der gerade dabei war mir eine Fliege umzubinden.
"Ja muss.", antwortete er unbeeindruckt und zwang mir das scheußliche Teil auf.
"Das sieht dämlich aus.", probierte ich es weiter doch es schien ihn gar nicht zu interessieren.
Ansi war der Stylist für die männlichen Tribute aus Distrikt 9. Auch bei meinen Spielen war er es der mich einkleidete und seitdem ließ er es sich nicht nehmen das auch weiterhin zu tun.
"So fertig.", meinte er schließlich und packte seine Sachen zusammen um mit ihnen das Zimmer zu verlassen. Das war das Positive an ihm, er benutzte nie viele Worte, verschwand oft ohne ein weiteres Kommentar. Von ihm konnte Fee noch viel lernen.
Kaum fiel die Tür ins Schloss riss ich die Fliege auch schon herunter und warf sie in den Müll. Er konnte mich nicht zwingen sie zu tragen und freiwillig würde ich es sicher nicht tun. Es reichte schon das Hemd das ich trug.
Plötzlich wurde die Tür erneut geöffnet und ich überlegte mir schon eine Ausrede, doch es war nicht Ansi sondern Remeny die vor mir stand. Sie trug ein rotes Kleid welches ihrer zierlichen Figur schmeichelte und ihre Haare waren zu kunstvollen Locken gedreht, die ihr hübsches Gesicht umrahmten.
"Wow.", war alles was ich heraus brachte, doch es beschrieb sie am besten.
"Kann ich nur zurück geben.", meinte sie, ehe sie auf mich zu kam und ich reflexartig die Arme ausbreitete.
"Ich würde viel lieber hier mit dir allein bleiben.", flüsterte ich, während ich meinen Kopf in ihren Locken vergrub und ihren Duft einsog.
"Ich auch. Aber noch schöner wäre es jetzt, zu Hause zu sein."
Kaum hatte sie das gesagt zog sich etwas in mir zusammen das sofort widersprach.
Ich lebte zwar in Distrikt 9, doch mein Zuhause war es nie. Ich fühlte mich dort nie wohl, und dass sie mich zum Sterben geschickt hatten machte es nicht wirklich besser. Der Ort war alles andere als mein Zuhause.
"Ja. Bald sind wir wieder in Distrikt 9.", antwortete ich.
„Mir ist egal wohin. Solange wir nur weg von hier gehen und du bei mir bleibst.", fügte sie hinzu und ein Lächeln erschien in meinem Gesicht.
Vorsichtig nahm ich ihres in meine Hände, ehe ich meine Lippen auf ihre drückte.
Doch wieder einmal fand er ein jähes Ende, da Fee ins Zimmer geplatzt kam.
"Was macht ihr da? Wir müssen los!", rief sie und starrte uns verwirrt an.
"Auf die Tatsache, dass es in Distrikt 9 keine störenden Feen, gibt freue ich mich am meisten.", brummte ich, ehe ich Remeny aus Fleiß noch einmal flüchtig küsste.

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