Julian d'Alessandrinis Gesicht war im weißen Licht so scharf umrissen, dass er wie eine Marmorstatue aussah.
Er stand an die Wand gelehnt da und sprach mit der Person, die die Taschenlampe in der Hand hielt, während Rick und May entlang des riesigen Aschebeckens auf sie zu kamen. Feuchtigkeit schimmerte an den Wänden, als der Strahl der zweiten Taschenlampe zu ihnen herüber huschte.
Das leise Gespräch verstummte.
Die klamme Kälte kroch Mays nackte Arme hinauf.
Erst als sie einen Meter von den anderen beiden entfernt waren, erkannte sie die zweite Person.
Es war die Tänzerin.
Aber jetzt trug sie keine bunten Farben mehr, sondern einen schwarzen Overall, Stiefel und Handschuhe. Ihr Gesicht war geschwärzt worden und sie hielt einen Mundschutz in der Hand.
Das ungute Gefühl, verstärkte sich noch, als Julian Alessandrini den Laptop bemerkte.
„Schön. Protéger, Rick."
Spöttisch deutete er ein Nicken in Mays Richtung an.
Die Tänzerin dehnte ihre Finger, musterte die Neuankömmlinge aber nur stumm.
Sie war eins mit der Dunkelheit und wirkte wie das negativ zu Julian Alessandrini, dessen Marmorhaut in der Finsternis zu leuchten schien, als sie die Taschenlampe auf den Boden senkte.
May zog die Augenbrauen zusammen. In was war sie da nur hineingeraten?
„Was ist das hier?"
Gänsehaut kroch ihre Arme hinauf und sie wusste nicht einmal, ob sie das Angst oder Kälte zu verdanken hatte.
Julian neigte leicht den Kopf. „Zur Abwechslung etwas ziemlich Edles."
Die Tänzerin schnaubte, was ihr irritierte Blicke von Rick und May einbrachte.
Cress schien die Einzige im Raum zu sein, die nicht von Julian d'Alessandrinis Anwesenheit bedrückt und eingeschüchtert wurde.
Sie ließ ihre schlanken Handgelenke rotieren, während Julian fortfuhr und ihre Frechheit dabei komplett ignorierte.
„Wir wissen alle, was heute Nacht auf dem Spiel steht. Jemand in diesem Palast plant in der Samhainnacht einen Anschlag auf die Menschenwürde."
Die Tänzerin schob den Kiefer vor und sah missgestimmt zu Julian hinüber.
Sie schien irgendwie angegriffen von der Aussage, während May sich mal wieder fühlte, als ob ihr jemand ins Gesicht geschlagen hätte.
Ihre Welt drehte sich in letzter Zeit ungefähr dreimal so schnell wie sonst.
„Jemand in diesem Palast will den gesamten farblosen Ring auslöschen. Jeden, der dort lebt. Ohne eine Konfrontation, ohne eine Chance sich zu verteidigen."
Julian lachte bitter.
Schatten krochen in seine Augen.
„Jemand in diesem Palast bereitet in diesem Moment einen feigen Giftgasanschlag vor."
May hätte sich gerne in dem Wasser ertränkt, das zwei Meter entfernt an der Steinmauer leckte. Sie wusste nicht wieso, aber dadurch, dass Julian es noch einmal aussprach, wurde es um so viel realer.
Würde Rya so etwas wirklich tun? Würde es der König?
Er hatte oft genug bewiesen, dass er skrupellos war, wenn es darum ging seine Macht zu demonstrieren.
Aber er hatte diesen Assassinen während Rya an der Mauer war hingerichtet, weil er die Hohe in ihre Schranken weisen wollte und nicht aus Hass auf die Farblosen, den auch unter Ryas Urteil kein anderes Schicksal erwartet hätte.
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Skythief
Science Fiction~ ✨ ~ Eine Vogelfreie mit der Stimme eines Engels. Ein Kronprinz, der Intrigen zu einer Kunstform erhoben hat. Eine Ordensdame, die zur Beleidigung für ihre Götter wird. Alle verstrickt in dasselbe große Geheimnis. • In einer düsteren Zukunft ist v...