51 - Nachtelster

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Nur noch das Seil und der Gürtel schützten sie vor dem freien Fall.

Langsam gab das Seil immer mehr nach, sodass die Farblose nach unten gleiten konnte.

Sie presste die Schuhe gegen den Fels und dankte den Sternen dafür, dass es heute Nacht vergleichsweise trocken war.

Bei Regen wäre der Abstieg so gut wie unmöglich.

Cress warf einen Blick nach unten, während das Seil weiter nachgab.

Zweihundert Meter, vielleicht auch mehr.

Ihre Finger krallten sich fest um das Drahtseil.

Noch ein Schritt, noch ein Stück weiter. Einatmen, Ausatmen.

Sie schwankte immer mehr umso länger das Seil wurde.

Jedes Ächzen, jeder Windstoß brachte sie zum Beben.

Als ihre Füße auf den Schienen aufsetzten, war sie durchgeschwitzt und angespannt.

Das Metall schimmerte im Mondlicht, als sie ihren Weg fortsetzte.

Das Seil würde halten, doch ganz verschwand die Angst nie.

Sie war immer da und kam genau dann zum Vorschein, wenn man dachte, man hätte sie endgültig besiegt.

Cress setzte einen Fuß vor den anderen, wurde schneller, bis sie über das Gleis joggte.

Sie hatte die Kontrolle zurück.

So konnte ich arbeiten.

„Wenn du da bist, geh nicht näher als zwei Meter an das Tor dran, sonst löst du einen Alarm aus. Du musst nach links, da gibt es eine Treppe", kam es von dem Roten.

„Und hake dich aus dem Seil aus, sonst wirst du gegen den Felsen geschleudert, wenn du fällst", fügte Julian hinzu.

Sie nickte aus Gewohnheit, bevor sie realisierte, dass die anderen das nicht sehen konnten.

„Okay."

Das Metalltor, das sie erwartete, war alles andere als einladend.

Links von ihr konnte sie nichts erkennen, was auch nur an eine Treppe erinnerte.

„Du musst springen. Es ist nicht weit, du musst nur treffen", kam es von der Schülerin der Hohen, während Cress den Vorsprung entdeckte.

Es war keine große Entfernung, doch das Sims, zu dem sie musste, war nur ungefähr einen halben Meter breit.

Sie hakte sich aus dem Seil aus, das zurück in die Nacht schnellte, holte tief Luft und sprang, bevor sie es sich anders überlegen konnte.

Die Diebin landete auf ihren Füßen, packte das Treppengeländer und nutzte ihren Schwung, um um die Ecke zu fegen.

„Irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen?"

Kurze Stille am anderen Ende.

„Nein. Erst an der unteren Tür. Aber da reicht ein Zugangscode und den haben wir."

Am Fuß der Treppe wartete ein erleuchtetes Zahlenschloss auf Cress, das nachdem sie Mays Code eingegeben hatte, aufleuchtete und sie durch eine weitere Metalltür einließ.

„Warum ist hier nichts aus Plasma?", sprach sie ihre Gedanken laut aus.

„Plasma suggeriert eine hohe Sicherheitsstufe. Aber hier gibt es ja theoretisch nichts, was mit Hochsicherheit zu tun hat. Wir sind unter dem Palast, der Zugang ist nur wenigen bekannt. Aber warte nur drauf. Rechts."

SkythiefWo Geschichten leben. Entdecke jetzt