2018 Harry Potter Adventskalender - OS zu Songlyrics

23. Dezember

Songlyrics Inspiration:
Brave - Sara Bareilles

„Longbottom, herkommen". Es war Carrow, der sprach. An dem Tonfall erkannte Neville, dass es nicht gut enden würde.
Tja, wer hätte es gedacht, der tollpatschige, schüchterne Neville von früher war wahrhaftig zum Rebell geworden. Zu einem der mutigsten Schüler, der auch noch für seine Werte Einstand.
„Ja, Professor". Er stand auf und ging zum Lehrerpult. Die Blicke der ganzen Klasse waren auf ihn gerichtet.
„Wir haben in den letzten Wochen den Cruciatius kennengelernt. Nicht wahr, Mister Longbottom?". Carrow grinste.
Unbehaglich zumute nickte Neville. „Jaa... das haben wir sehr wohl".
„Wie ist es Ihnen dabei ergangen?".
Neville wird bei diesem Fluch niemals die Unterrichtsstunde bei Moody, beziehungsweise Barty Crouch Jr. vergessen. Damals waren seine Nerven blank gelegen, nachdem er die Leiden der Spinnen gesehen hatte. Nur weil sie Tiere waren, konnte man nicht einfach den Fakt ignorieren, dass sie Lebewesen waren, und Schmerzen empfinden könnten.
„Es war ganz interessant", meinte Neville, und versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen. Er war sich ziemlich sicher, dass Barty Crouch irgendwann jemandem von diesem Erlebnis erzählt hatte. Neville würde jetzt auf die Probe gestellt werden.
„Interessant? So interessant, dass Sie den Fluch einmal ausprobieren wollten?". Carrows Grinsen wurde immer breiter und gemeiner.
„Nein!", sagte Neville, mit solcher Überzeugungskraft, dass die wenigen Schüler, die noch nicht dem Schlagabtausch gefolgt hatten, nun auch darauf aufmerksam wurden.
„Das ist aber schade. Denn das ist der Bestandteil der heutigen Stunde!".
„Jemanden zu foltern?", fragte Neville entgeistert.
„Nanana. So würde ich es nicht formulieren. Manchmal muss man zu Forschungszwecken eben Opfer bringen. Das wirst du noch lernen, mein Junge".
Angesichts der Tatsache, dass er „mein Junge" sagte, verzog Neville das Gesicht. „Das sind keine Forschungszwecke. Wir können nicht einfach einen Unverzeihlichen einsetzen, nur um ihn zu üben. Wozu müssen wir ihn denn können, wenn er verboten ist?".
„Setzen", sagt Carrow barsch.
Er klopfte mit dem Zauberstab in seine Handfläche. „Wir werden uns Erstklässer zur Hilfe nehmen. Sie helfen bestimmt gerne". Er hob die Hand, als er den anstürmenden Protest bemerkte. „Wir werden diese Übung zusammen mit den Slytherins durchführen. Niemand wird gezwungen mitzumachen. Doch wer nicht Flucht, der wird verflucht". Immer noch grinste er dreckig, und dieses Grinsen wollte Neville ihm am liebsten aus dem Gesicht wischen.
Sie gingen in die große Halle, wo schon Slytherins und Erstklässler bereitstanden.
Carrow erklärte nochmal alles und schrie dann: „Los!".
Neville suchte sich einen Erstklässler, blieb aber tatenlos daneben stehen.
„Mister Longbottom. Weigern Sie sich etwa, am Unterricht teilzunehmen?".
Neville sah den flehenden Blick des kleinen Jungens. „Und wie ich das tue", presste er unter zusammengebissenen Zähnen hervor.
Carrow lächelte, und Schmerz durchzuckte Nevilles ganzen Körper, nachdem Carrows Zauberstab auf ihn gehalten wurde. Carrow war zwar derjenige der lächelte, aber dennoch war Neville ein Gewinner, und Carrow nicht.

*

-NINA