Blind Kiss

2nd Kiss

2nd KISS

... oder als ich einen fremden Jungen küsste

Er räuspert sich. »Alles okay bei dir?«

Seine Stimme dringt leise an mein Ohr und verursacht überraschender Weise eine Gänsehaut an meinem Nacken. »Denke schon«, antworte ich flüsternd und lache.

»David ist ein Spast«, höre ich ihn belustigt.

Ich muss grinsen.

»Wir können uns das Tuch auch abnehmen und kurz vor Ende einfach wieder umbinden, wenn das besser ist«, schlägt er flüsternd vor. 

Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Es ist gut zu wissen, dass er mir das Ganze hier nicht unangenehm gestalten will. »Nein, ist schon gut.« Außerdem ist es irgendwie spannend, nicht zu wissen, mit wem ich diese perverse Kammer teile.

Die Tatsache, dass wir uns flüsternd unterhalten, macht alles so seltsam intim. Aber ich fühle mich nicht unwohl dabei. Ganz im Gegenteil.

»Willst du mir deinen Namen verraten?«, fragt er.

Grinsend schüttele ich den Kopf. »Nein.«

Er lacht. »Okay. Dann verrate ich dir auch nicht meinen.«

»Den will ich auch nicht wissen.«

Wenn wir beide diesen Schrank mit dem Wissen, wer wir sind, verlassen würden, wäre das bestimmt peinlich. Lieber bleibe ich unbekannt. Und so sollte er auch.

»Von mir aus.« Er ist belustigt.

Automatisch ziehen sich meine Mundwinkel nach oben. Zum Glück können wir einander nicht sehen.

»Willst du mir etwas anderes über dich verraten?«

Will ich das? »Mein Lieblingseis ist Stracciatella«, antworte ich und schmunzele. Ich weiß nicht, wieso, aber meine Gesichtszüge machen Dauerübungen. Mein Lächeln lässt nicht ein einziges Mal nach.

»Stracciatella«, wiederholt er. »Ich bin eher der Cookie-Dough Typ.« Aus seiner Stimme kann ich vernehmen, dass er grinst.

»Nichts geht über Stracciatella-Eis.«

»Doch«, widerspricht er. »Cookie-Dough.«

Ich lache. »Das kann nur jemand sagen, der keine Geschmacksnerven hat.«

»Du wärst überrascht.«

»Ich bin überrascht«, halte ich fest dagegen.

Darauf antwortet er nicht, lacht nur in sich hinein.

»Auf welche High School gehst du?«, fragt er dann nach einem Moment des Schweigens.

Ich befeuchte meine Lippen. »Auf die Seven Lakes.«

»Das erleichtert mir später so einiges«, flüstert er. Sein Grinsen ist unüberhörbar.

»Ich vermute, ich habe dir gerade eine Info mehr für dein Stalkerprofil gegeben?«, schmunzele ich.

»Wirklich sexy macht mich das nicht, richtig?«

Ich unterdrücke ein Lachen und beiße mir auf die Unterlippe. Zugeben dass nicht sein Gesagtes sexy ist sondern er, will ich nicht. Vor allem käme das dann nicht gut rüber, weil wir uns nicht kennen.

»Ich habe so etwas noch nie getan«, gibt er dann unsicher zu.

»Was? Gestalkt?« Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen.