Blind Kiss

3rd Kiss

3rd KISS

... oder als ich keine Peinlichkeiten mehr ertrug

»Hier, nimm meins. Ich esse es sowieso nicht mehr«, sagt Olivia und bietet mir ihr Putenbrustsandwich an.

Dankbar nehme ich es an, denn auf meinem ist Thunfisch und das gehört zur Kategorie Ungenießbar. Glücklich beiße ich in das Sandwich und stöhne erleichtert auf. »Danke, du rettest mich.«

Entsetzt sieht sie mich an. »Ja, das sehe ich. Iss mal wie ein Mensch, Tate, und nicht wie ein Pferd.«

Ich verdrehe die Augen und wische mir über den Mund, sodass jetzt Soße an meiner Hand klebt. »Gibst du mir mal die Serviette?«, frage ich lieblich und klimpere mit den Lidern. »Bitte?«

Hypnotisiert nickt Olivia und reicht mir eine. »An deiner Stelle würde ich vorsichtiger sein. Was, wenn der Schranktyp hier irgendwo sitzt und dich beobachtet, weil er es schon herausgefunden hat?«

Unwirsch wedele ich mit der Hand. »Wie denn? Ich laufe ja nicht bauchfrei hier rum,Olivia.«

Sie seufzt. »Und warum läuft er  nicht ohne Shirt herum?«

»Wenn es Leo ist, dann weiß ich echt nicht, wieso«, gebe ich ihr recht.

Freudig grinst sie mich an. »Ich bin total aufgeregt.«

Ich lache.

»Du bist gar nicht so neugierig, wie man sein sollte, Tate. Das ist so spannend.«

Ich gebe ihr recht, es ist spannend. Und je öfter ich über diesen Kuss nachdenke, wird das Bedürfnis mich zu schlagen, immer realer. Warum habe ich nicht zugelassen, dass wir die Tücher vom Kopf nehmen? Klar, das unangenehme Gefühl, was danach entstehen könnte, würde wie eine Bombe in mein bescheidenes Leben einschlagen. Und ich glaube, dafür bin ich noch nicht bereit.

»Zerstören wir nicht die schöne Illusion. Der Kuss war fantastisch, er war fantastisch und in dem Moment war wohl die ganze Welt fantastisch«, gebe ich zu und schüttele dann den Kopf. »Aber manchmal kann Wissen alles kaputt machen.«

Anmaßend verdreht Olivia die Augen und schiebt sich die letzte Gabel von ihrem Salat in den Mund. »Wie du meinst, du Philosophin.«

Erst jetzt bemerke ich David, der unentschlossen neben unserem Tisch in der Mensa steht. Er legt sich eine Hand aufs Herz und lässt sich zu Boden gleiten. Wehleidig stöhnt er auf.

Erschrocken springt Olivia von ihrem Platz und hockt sich neben ihn. »Was ist los? Was ist passiert?«

»Ich spüre da so schlechte Schwingungen von euch ausgehen. Das hat meine glückliche Aura angegriffen«, erklärt er bekümmert, während er sich am Tisch wieder hochzieht und neben uns Platz nimmt.

Fassungslos sieht Olivia ihn an. »Gott, du bist so ein Idiot, David.«

»Naw, Babe«, sagt er begeistert und lächelt sie an. »Schön zu sehen, dass du dich um mich kümmerst.«

»Nenn mich nicht Babe«, schnaubt sie. »Du hast mich verarscht.«

Anzüglich hebt David eine Augenbraue. »Und sonst wäre es okay für dich?«

Statt ihm zu antworten, schubst sie ihn an seiner Schulter von ihr weg.

»Das nehme ich sowas von als ein Ja.«

»Du Freak«, sagt sie daraufhin nur und verdreht die Augen.

David wendet sich nun neugierig an mich. »Was ist euer Thema? Was war los?«