7th Kiss

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7th KISS

... oder als ich Levin eine Entschuldigung auftischte und aus dem Unterricht verbannt wurde

Eine halbe Stunde später klingelt es an der Tür. Ich räume gerade mein Geschirr vom Abendessen in die Spülmaschine, als mich von einen Moment auf den anderen eine unglaubliche Last befällt. Nicht, weil ich mich bei Levin entschuldigen soll, sondern weil ich ihn sehen muss.

Ben flitzt an mir vorbei und öffnet die Haustür. Ich höre deren tiefen Stimmen, ein Lachen und das Schließen der Haustür.

Langsam richte ich mich auf und lehne mich an die Küchentheke, unwissend was ich tun soll. Doch letztendlich entscheide ich mich dafür, so zu tun als würde ich etwas im Waschbecken spülen.

Die Jungs betreten die Küche, was ich an ihren Schritten und der zunehmenden Lautstärke beurteilen kann. Ich drehe mich nicht um. Ich halte meinen Blick starr auf das fließende Wasser vor mir gerichtet, während ich mich auf die Geräusche hinter mir konzentriere.

»Hey«, ertönt es von Levin, weswegen ich mich dann doch umdrehe. Mit der linken Hand krempelt er den Ärmel auf der rechten Seite hoch, während er mireinen Blick zuwirft.

Ich nicke nur. Einerseits ist unser Aufeinandertreffen meinerseits immer befremdlich, aber andererseits habe ich das Gefühl, dass wir ein Geheimnis teilen und das verbindet mich mit ihm. Ich weiß, dass das völliger Schwachsinn ist. Und ich gebe mir Mühe, ihn nicht ausstehen zu können.

Ben wirft mir einen eindeutigen Blick zu und gestikuliert unauffällig mit seinen Gesichtszügen, dass ich jetzt bloß nicht einknicken soll. Zu Levin sagt er allerdings nur: »Ich bin mal eben pissen.«

Sobald er die Kücheverlassen hat und die Tür des Badezimmers ins Schloss fällt, breitet sich ein Schweigen zwischen uns aus. Ein Schweigen, das ich eigentlich nicht brechen will. Aber das ich brechen soll.

Also räuspere ich mich widerwillig und ziehe somit Levins Blick auf mich. »Also, tut mir leid.«

Levin scheint verwirrt zu sein.

Laut seufze ich. »Dass ich gesagt habe, du seist wie Leo«, helfe ich ihm auf die Sprünge und beiße mir innerlich auf die Zunge. Das Ganze geht wirklich gegen meine Prinzipien.

Er nickt, wenn auch nicht überzeugt. »Was hat deine Meinung geändert?«

»Die Frage ist Wer«, erwidere ich und verschränke meine Arme miteinander.

»Ben«, mutmaßt er richtig und legt den Kopf erkenntnisreich in den Nacken. »Du würdest niemals auf die Idee kommen, dich bei mir zu entschuldigen oder deine Meinung über mich zu ändern.«

»Soll das ein Vorwurf sein?«

»Das ist kein Vorwurf«, zuckt er die Schultern, streckt ein wenig die Brust raus, während er seine Hände in die Hosentaschen schiebt.

Ich reiße meinen Blick schnell von seinem Oberkörper los und schaue wieder in sein Gesicht. »Gut. Du solltest auch der Letzte sein, der so etwas beurteilen kann.«

Ungläubig öffnet er den Mund. »Du kannst doch nicht wirklich sauer auf mich sein, weil ich deine Gefühle nicht erwidere.«

Und schon wieder fühle ich mich, als würde mir die Luft zum Atmen fehlen. Als würde er sie mir vor der Nase wegschnappen und mich dabei auslachen. Als wäre es ihm völlig egal.

»Vergangenheit, Levin. Lern dazu«, entgegne ich leicht sauer und ziehe die Augenbrauen zusammen.

»Wenn es das nicht ist, warum hasst du mich dann?«

Blind KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt