5th Kiss

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5th KISS

  ... oder als ich meine Coolness nicht mehr handlen konnte

Zwei mal Drei gleich Sechs. Plus Fünfzehn gleich Einundzwanzig. Minus x gleich minus x gleich Einundzwanzig. Und das mal minus Eins. Also ist xgleich minus Einundzwanzig. Ha. Der Matheprofi hat mal wieder zugeschlagen.

Zufrieden klappe ich meinen Collegeblock zu, streiche die Aufgabe aus meinem Hausaufgabenheft durch und atme erleichtert aus, als ich bemerke, dass ich fürs Wochenende ein freier Mensch bin. Keine weiteren Aufgaben.

Ich schmeiße mich auf mein Bett und durchwühle die Bücher zu meiner Rechten. Das habe ich schon gelesen, denke ich, als ich ein Buch von Colleen Hoover inden Händen halte. Oh, das auch. Und das ebenfalls. Mit gerunzelter Stirn beuge ich mich über die Bettkante und stelle fest, dass dort kein Buch liegt, was ich noch nicht gelesen habe.

»Hm«, gebe ich von mir, stehe auf und verlasse mein Zimmer.

Genau in dem Moment klingelt es an der Haustür und ich bleibe stehen. Die Badezimmertür wird aufgerissen und Ben erscheint im Türrahmen. Als er mich sieht, hält er inne. »Mach mal bitte die Haustür auf.«

Ich verdrehe die Augen, latsche aber die Treppen herunter und öffne die Tür. Vor mir steht Levin, der sein Blick auf das Handy gerichtet hält.

»Bist du soweit?«, fragt er, schaut dann auf und sieht mich überrascht an. »Wo ist Ben?«

»Im Badezimmer«, erwidere ich langsam und starre ihn an. Er trägt ein weißes, langärmeliges Shirt, welches er an den Armen ein Stück hoch gekrempelt hat, sodass der Stängel seines Rosentattoos darunter hervor lugt. Dazu trägt er eine hellgraue Jogginghose. Seine dunklen, leichten Locken  fallen ihm in die Stirn und ich bin kurz davor, sie selbst zurück zu streichen.

»Wie lange braucht der noch?«, fragt Levin und hebt wieder den Blick.

Ich zucke die Schultern und trete ein paar Schritte zurück, um ihn herein zu lassen. »Warum holst du ihn überhaupt ab? Das ist ein Umweg von fünfundvierzig Minuten«, frage ich verwirrt. Levin wohnt seit fast einem Jahr alleine. Und zwar nicht in Houston direkt, sondern in Katy, in der Nähe der High School.

Levin steckt sein Handy in die Hosentasche, während er seine Aufmerksamkeit auf mich richtet. Seine Mundwinkel zucken leicht nach oben. Dann schmunzelt er. »Willst du das wirklich wissen, Tate?«

Unmerklich weiten sich meine Augen. Er klingt ein wenig höhnisch. Aber auch unsicher, ob er mir das erzählen sollte. Als würde er darauf achten, mich nicht zu verletzen.

Mein Hals schnürt sich zusammen, als ich den Blick abwende. »Du brauchst keine Rücksicht auf mich nehmen. Das ist vorbei«, sage ich halsstarrig und bin auf einmal unglaublich wütend auf ihn. Er schert sich einen Dreck um meine Gefühle. Und nur weil er sich anscheinend besonders toll fühlt, zu wissen, dass ich mal auf ihn stand, muss er sich mir gegenüber nicht so erwachsen verhalten. Wir sind nur zwei Jahre auseinander.

Levin hebt überrascht die Augenbraue. »Ich habe bei einem Mädchen hier in der Nähe übernachtet.«

Ich presse den Kiefer aufeinander und unterdrücke einen Schrei. Er hätte auch einfach sagen können, dass er sowieso in der Nähe war. Dann hätte ich alles verstanden, ohne alles zu wissen. Aber dieser Idiot muss es mir auch noch unter die Nase reiben.

»Ich habe dir gesagt, dass . . .«

»Ist mir egal«, unterbreche ich ihn harsch. »Ich habe dir auch gesagt, dass ich keine Gefühle mehr für dich habe. Also hör auf dich so zuverhalten, als hätte ich sie noch. Es nervt.«

Blind KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt