24th Kiss

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24thKISS

... oder als ich es mit der Lichtgeschwindigkeit aufnahm und dennoch eine Schnarchnase war

Morgen geht es los. Die Reise mit ein paar Idioten ins Nirgendwo. Ich frage mich noch immer, was Ben in dieses Kaff verschlägt. Wahrscheinlich war es die Tatsache, dass er das Ferienhaus für sich und seine Affen beanspruchen konnte. Doch unsere Mutter wäre keine richtige Mutter, wenn sie ihm keine Nadel in seine Traumblase stechen würde und mich dazu verdonnert mitzukommen.

Anders als ich hat Olivia sich sofort über diesen Ausflug gefreut. Ob das an der Entfernung von ihrem Zuhause oder an einer bestimmten Person, die vermutlich mitkommt, liegt, ist überhaupt nicht fraglich. Natürlich würde es an David liegen. Sofern er sich  überhaupt in diese zurück gebliebene Stadt niederlassen wird.

Ich hocke mich auf den Boden und krieche halb unter mein Bett, um meinen türkisen Rollkoffer darunter hervor zu holen. Keinen blassen Schimmer, wie lange er schon da unten liegt. Doch da es eine Ewigkeit sein muss, traue ich mich nicht, den Deckel zu heben. Die Gefahr, dass dort Spinnen ihr Nest gebaut haben, ist einfach zu groß.

Meine Tür schwingt abrupt auf und ich drehe mich erschrocken um. Ben steht schwer atmend im Türrahmen und blickt siegessicher auf mich hinab. »Mom sagt,dass du ja auch bei Olivia übernachten kannst für ein paar Tage.Tante Holly hat mit Sicherheit nichts dagegen.«

Ja, diesen Vorschlag würde ich mehr als bereit entgegen nehmen. Vor ein paar Tagen. Aber jetzt . . . Ich habe nämlich nachgedacht. Wenn ich mitkomme, kann ich erstens Ben mit meinem Dasein nerven und zweitens kann ich Levin weiterhin die kalte Schulter zeigen. Denn irgendwie hat mein Ausbruch ihm gegenüber gut getan. Außerdem klang er wirklich verzweifelt,als er gerne seinen Satz vervollständigen wollte, ich ihn aber nicht gelassen habe.

Und so seltsam das auch klingt. Es gefiel mir. Weil er es dieses Mal war, der zurückgewiesen wurde und nicht ich. Und das verlieh mir so etwas wie Genugtuung.

Zumindest für den Anfang.

»Was ist? Pack den Koffer weg«, sagt Ben mit Nachdruck. Er will wirklich, dass ich hier bleibe.

»Nein«, erwidere ich nur und starre auf meinen Koffer. »Könntest du den vielleicht mal aufmachen?«

»Wieso Nein? Du wolltest doch gar nicht mitkommen«, beschwert er sich und betritt mein Zimmer, um den Deckel meines Koffers anzuheben und mich dabei bescheuert anzusehen.

Ich zucke die Schultern. »Ich habe es mir eben anders überlegt. Hast du ein Problem damit?«

Sein Kopf zuckt verständnislos nach hinten. »Ja«, gluckst er und zieht die Augenbrauen zusammen.

Ich blinzele. »Oh.« Dann zucke ich wieder mit den Schultern. »Dein Pech.«

»Tate«, murrt er und seufzt, als er sich auf mein Bett schmeißt und von dort aus mein Tun beobachtet. »Sei mal nicht so asozial.«

Schnaubend packe ich meine Klamotten in den Koffer und werfe ihm nur einen kurzen Blick zu. »Das Haus ist groß genug. Außerdem haltet ihr euch sowieso nur außerhalb des Hauses auf. Als ob ihr den ganzen Tag hinter den Wänden verbringen werdet. Stell dich nicht so an.«

Ben gibt sich stöhnend geschlagen und drückt sich das Kissen aufs Gesicht. »Na schön. Aber wehe du nervst Levin.«

Ich verdrehe die Augen. »Erstens halt die Klappe und zweitens musst du mir das nicht sagen.«

Neugierig lugt mein Bruder unter dem Kissen hervor. »Was soll das denn heißen?«

Ahnungslos hebe ich die Schultern und verstecke mein Grinsen, indem ich mich schnell umdrehe. »Dass du mir das nicht sagen brauchst.«

Blind KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt