6th Kiss

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6th KISS

... oder als ich plötzlich einen attraktiven Chauffeur bekam

»Ich habe dich am Samstag beim Training der Jungs vermisst«, teile ich Olivia mit, als ich mich mit meinem Tablett an den runden Tisch in der Mensa setze.

Überrascht senkt sie den Apfel, der vor wenigen Sekunden noch an ihrem Mund klebte. »Du warst dort?«

»Nur weil Ben meinte, dass du auch da sein würdest.«

Sie nickt. »War ich auch. Aber nach unserem Training bin ich nach Hause, weil ich Mom beim Kochen helfen sollte«, erklärt meine Cousine. »Sorry.«

Ich zucke die Schultern. »Immerhin hat Leo mich angesprochen und sich bei mir bedankt, dass ich so toll bin«, grinse ich und hebe angebend das Kinn.

»Das hat er nicht gesagt.«

»Nein, er hat sich bedankt, weil ich die Bälle aufgesammelt habe«, gebe ich nach und lache.

Anerkennend hebt Olivia die Augenbrauen. »Immerhin.«

Ich erzähle ihr noch von der Diskussion im Auto auf der Hinfahrt zum Training und wasLevin alles sagte. Und was ich daraufhin sagte. Ich erzähle ihr einfach alles, weil ich hoffe, dass sie irgendeine Aussage raushaut, die mich besser fühlen lässt.

Doch als sie mit »Vergiss ihn einfach. Er ist ein Idiot« antwortet, wird mir klar, dass es nicht das war, was ich hören wollte. Wobei ich selbst keine Ahnung habe, was das eigentlich ist.

. . .

Gemächlich laufe ich zu den Sportumkleiden. Einmal über den Campus und schließlich in das kleine Häuschen hinein. Ich öffne die schwere Tür und betrete die Umkleide. Mir fällt sofort die dicke Luft im Raum auf. Starker Geruch nach Deo vernebelt mir den Geruchssinn und ich verziehe das Gesicht.

Einzelne Cheerleader ziehen im Augenblick noch ihre Klamotten über, ehe sie die Umkleide gackernd verlassen. Hailey kommt aus dem Badezimmer und lächelt mich an, als ihr Blick auf mich fällt. »Hey«, begrüßt sie mich und zieht ihr Top geschmeidig über. »Für was hast du dich eingetragen?«

»Baseball«, antworte ich und sehe mich mit krausender Nase um. Auf den Bänken liegen noch Sporttaschen, Klamotten und unzählige Pflegeprodukte herum. Ein weiterer Platz für meine Dinge ist hier nicht.

Hailey bemerkt meinen Blick. »Ich bin gleich weg«, bietet sie mir ihren bis jetzt noch besetzten Platz an.

Unbehaglich nicke ich nur, warte still, bis die letzten Cheerleader den Raum verlassen und denke darüber nach, warum Hailey keine dummen Bemerkungen von sich gibt, ehe ich mir seufzend einen Platz auf den Bänken sichere und meine Klamotten aus der Tasche fische.

Hinter mir geht die Tür auf. Darauf schließe ich, dass auch die anderen aus dem Team, die sich für Baseball entschieden haben, den Weg in die stinkende Höhle gefunden haben.

Ich werfe neugierig einen unauffälligen Blick über die Schulter, um meine Teamkolleginnen zu sehen. Doch ich bin überrascht, als ich nur drei weitere Mädchen entdecke.

»Was ist mit den anderen?«, frage ich dann und ziehe somit zum ersten Mal deren Aufmerksamkeit auf mich.

Ihren Gesichtern nach zu urteilen, haben sie mich auch erst jetzt bemerkt. Etwas überrascht öffnet die Blondhaarige den Mund. »Wenn du willst, dass wir Gemeinschaftsumkleiden einführen sollten, sind wir die falschen Ansprechpartner.«

Ich verdrehe die Augen und schließe aus ihrer dämlichen Antwort, dass es wohl nicht mehr Mädchen im Team gibt als uns vier. Na super.

»Ich bin übrigens Ally«, sagt die Blonde dann und zieht meinen Blick wieder auf sich.

Blind KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt