20th Kiss

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20th KISS

... oder als logischerweise auch defekte Magnete mein Herz nicht halten können

Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich an diesem Morgen aufwachen werde. Dass ich überhaupt noch aufwachen werde. Nimmt man meinen brummenden Schädel als Maßstab, würde es vermutlich Jahre dauern, bis ich nicht mehr das Gefühl habe, irgendeine fette Walze rollt über mich her.

Stöhnend öffne ich die Augen und atme tief aus. Was habe ich mir nur dabei gedacht, mir selbst etwas zu mischen und dann auch noch so zu tun, als würde ich Orangensaft trinken. Erstaunt über meine eigene Dummheit schlage ich mir die Hände vors Gesicht und gebe wehleidige Laute von mir.

»Wow, du bist wach«, ertönt es plötzlich, was mich erschrocken aufsehen lässt. Olivia steht am Türrahmen und mustert mich zweifelnd.

»Wunder passieren doch noch«, gebe ich seufzend wieder.

Meine Cousine schaut auf ihre nicht vorhandene Armbanduhr. »Es ist bereits fünfzehn Uhr, meine Liebe.«

Ein gequälter Laut entfährt mir.

»Du hast Glück, dass wir gestern Abend schon aufgeräumt haben, bevor deine Eltern nach Hause gekommen sind.«

Ach du Scheiße.

Ruckartig setze ich mich auf und starre mit großen Augen zu ihr herüber. »Ach du meine Güte«, murmele ich und will schnell aufstehen. Doch ein Schwindelalarm hindert mich daran, sodass ich wieder auf mein Bett plumpse. Ich runzele die Stirn, während ich die Augen schließe und warte, bis ich der Brechreiz vorüber geht. »Wow, was war das denn?«

»Sowas nennt man einen Kater haben«, klugscheißert Olivia und betritt vorsichtig mein Zimmer. »Das war echt nicht deine klügste Akiton.«

Habe ich überhaupt schon jemals etwas Kluges getan? Ich bezweifele es.

»Olivia?«

Abwartend sieht sie mich an, während sie sich zu mir ins Bett setzt und sich die Decke über die Beine zieht.

»Warum hast du mich nicht davon abgehalten?«

»Du hast nicht viel getrunken, Tate«, gibt sie belustigt von sich. »Ich wusste nicht, dass du von einer so geringen Menge so betrunken werden kannst.«

Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen sinken und schließe die Augen, während ich weiter spreche. »Ich bin absolut nicht für Alkohol gemacht.«

»Ach, Tate«, seufzt Olivia und klopft mir liebevoll gegen den Oberschenkel. »Du solltest vielleicht nichts eigenes mischen.«

Ich nicke. Da gebe ich ihr wohl recht. »Habe ich irgendetwas getan, wofür ich mich mein Lebenlang schämen, mir ein Grab buddeln oder nach Australien auswandern muss?«

Ein ersticktes Lachen entflieht ihrer Kehle. »Na ja. Du hast Silly geküsst.«

Meine Kinnlade klappt herunter, während meine Augen die Größe eines Schildkrötenpanzers annehmen. Sie verarscht mich, oder? »Du verarschst mich, richtig?« Oh mein Gott.

Olivia lacht und lässt sich auf die Seite fallen. »Nein.«

»Du verarschst mich nicht?«

Was, zur heiligen Eiscreme, habe ich mir nur dabei gedacht, Silly zu küssen? Lachen wie Olivia kann ich darüber ganz bestimmt nicht.

»Olivia«, jammer eich. »Bitte sag mir, dass du nur Spaß machst.«

Als meine beste Freundin sich langsam von ihrem Anfall erholt, räuspert sie sich ganz erwachsen und nickt. »War ein Spaß.«

Blind KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt