16th Kiss

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16th KISS

... oder als der Funke einfach nicht übersprang

Völlig fasziniert bleibe ich stehen und beobachte Leo dabei, wie er seinen Kopf schüttelt, um das Wasser aus seinen Haaren zu entfernen. Seine dunkelblonden, feuchten Haarsträhnen glänzen in der Sonne, sowie die Wassertropfen auf seinem Körper.

Dieses Abbild der Götter gibt mir wie so häufig Atemprobleme. Die definierten Bauch- und Rückenmuskeln machen das Ganze dabei nicht einfacher. Auch das unwiderstehliche Grinsen in seinem Gesicht erschwert es mir.

Leo läuft geschmeidig zum Biertisch, um sich einen Becher mit Flüssigkeit zuholen. Nickend nehme ich ebenfalls einen Schluck aus meinem Becher, um meinem ausgetrockneten Hals etwas Gutes zu tun.

Seufzend wende ich mich von seinem mehr als erwünschten Anblick ab und tappe weiter am Pool entlang, um Kian ausfindig zu machen. Doch alles, was ich sehe, sind Jungen, die nicht Kian sind, und Mädchen in ihren knappen Klamotten beobachten, sie anfeuern, mit ihnen reden und gegebenenfalls mit ihnen rummachen.

Entweder bin ich blöd oder einfach nur blind. Und ich bevorzuge keins von beiden.

Aber als ich zwischen all dem Trubel und meiner Verwirrung Silly ausmache, keimt in mir neue Hoffnung auf. Erleichtert, dass ich ein bekanntes Gesicht sehe, marschiere ich schnurstracks auf ihn zu, wobei ich beinahe von einem nassen Menschen angerempelt werde. Doch meine Reaktionen gleichen die eines Ninjas, sodass ich mich gerade noch retten kann, indem ich nach links auf den Rasen ausweiche und einen empörten Blick auf die hyperaktive Person werfe.

Überrascht blickt sie mich an. »Hi, Tate«, quietscht Elena aus meinem Sportkurs und streicht sich die langen blonden Haare über die Schultern. »Ich hab dich gar nicht gesehen.«

Ich blinzele. Das war ja jetzt nicht zu übersehen. »Kein Ding, stehe ja noch«, gebe ich schulterzuckend wieder.

Elena runzelt die Stirn. »Bist du alleine hier?«

»Nein«, antworte ich nur und schaue sie misstrauisch an. Warum fragt sie? Will sie mich etwa wie ein Findelkind aufnehmen?

»Ist dein Bruder auch hier?«, fragt sie dann unscheinbar.

Sofort ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Diese Richtung gefällt mir gar nicht. Denn jeder weiß, dass er mit Hailey zusammen ist. Das bedeutet, dass sie nicht wissen will, ob Ben hier ist, sondern Levin. Und das geht mir gerade gewaltig gegen den Strich.

Also zucke ich nur die Schultern und begutachte ihren blauen Bikini, der ihr leider perfekt steht.

Elena scheint irritiert zu sein, dass ich nicht weiß, ob mein Bruder ebenfalls hier ist. Dass er erst später mit Levin dazu stößt, erwähne ich mit Sicherheit nicht.

Sie lässt enttäuscht die Schultern sinken und wendet sich mit einem aufgezwungenem Lächeln von mir ab.

Schnaubend setze ich meinen Weg fort und verdrehe die Augen. Ich werde mir garantiert nicht ins eigene Tor schießen, indem ich dabei helfe, Elena mit Levin zu verkuppeln. Ganz bestimmt nicht.

Mit grimmiger Miene setze ich mich zu Silly an den Poolrand und lasse die Beine im Wasser baumeln.

»Ich hoffe für dich, dass die Sonne dich blendet und du deshalb so ein Gesicht ziehst«, spricht Silly direkt und sieht mich interessiert an.

Ich schlucke die aufkommende schlechte Laune hinunter und setze ein breites Lächeln auf.

»Sehr überzeugend, Tate«, schnaubt er und verdreht die Augen, während er den Kopf in den Nacken legt und in den Himmel blinzelt.

Blind KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt