Kapitel 1

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Who am I?
Someone that's afraid to let go

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„Chloe! Wach auf, verdammt nochmal!", stürmte meine Mutter in mein Zimmer, "Du kommst zu spät!"

Benommen rieb ich mir die Augen. Mein Blick fiel auf meine Armbanduhr: 7:47 Uhr. Scheiße! Die Schule fängt um 8 Uhr an. Ich sprang aus meinem Bett und rannte ins Bad. Ich putzte mir die Zähne und wechselte schnell meine Klamotten, meine Haare machte ich zu einem Dutt zusammen. Danach stürmte ich in die Küche, schnappte mir meinen Rucksack und etwas zu essen. Meine Mutter küsste meine Wange, dann rannte ich zum Auto.

Warum muss mir das ausgerechnet am ersten Schultag nach den Sommerferien passieren? Ausgerechnet an dem Tag an dem alle ein Outfit trugen, über das sie 2 Wochen lang nachgedacht haben und über 4 Stunden im Bad verbracht haben um perfekt auszusehen. Ich hingegen trug jetzt eine kurze schwarze High-Waisted Hose und ein Parkwaydrive T-Shirt, in dem ich eventuell geschlafen habe. Aber da ich sowieso nicht zu den beliebten Menschen gehörte, würde es wohl kaum einer Person auffallen, dass ich aussah wie eine Vogelscheuche.

Trotz der Eile kam ich letztendlich trotzdem 10 Minuten zu spät. In den ersten beiden Stunden hatte ich Biologie bei Mr Keith. Als ich die Tür zum Klassenzimmer aufriss unterhielten sich alle leise während Mr Keith etwas aufbaute. Sein Blick schnellte zu mir.

"Entschuldigung für die Verspätung ich...habe verschlafen.", sagte ich.

"Das ist ja ein guter Start ins neue Schuljahr.", verdrehte er die Augen.

Ein paar Leuten lachten über sein Kommentar und ich spürte wie meine Wangen heiß wurden.

"Wir haben gerade Zweiergruppen für ein Experiment gegründet. Setz dich doch bitte einfach neben Jahseh.", deutete Mr Keith auf einen Jungen in der letzten Reihe.

Als er seinen Namen hörte schnellte sein Blick in meine Richtung. Er trug einen weinroten Hoodie, den er sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Außerdem zierte ein Choker seinen Hals, etwas das man eher weniger an Jungs in diesem Alter sah. Ebenso wie das Tattoo Alone, das über seinem von mir aus rechten Auge zu sehen war. Ich lächelte ihn freundlich an, während er keine Miene verzog. Er senkte seinen Blick wieder auf den Tisch bevor ich mich neben ihn setzte.

"Ich bin übrigens Chloe.", stellte ich mich dem unbekannten vor.

Er antwortete nicht.

Wow das erste Schuljahr geht wirklich super los. Erst verschlafe ich und jetzt sitze ich neben einem kompletten Psycho und muss mit ihm auch noch ein Experiment machen. Aber da ich mir fest vorgenommen hatte, mich in diesem letzten Jahr nochmal richtig reinzuhängen, konnte mir auch ein schweigender Experiementpartner nicht meinen Schulabschluss ruinieren.

Nach diesen beiden sehr unangenehmen Stunden traf ich mich mit meiner besten Freundin Melissa. Ich hatte sie den kompletten Sommer lang nicht gesehen, weil sie bei ihrer Tante in Kanada war. Es war ziemlich langweilig den Sommer ohne seine einzige beste Freundin zu verbringen, aber in all den Jahren hatte ich mich daran gewöhnt. Melissa hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Tante, daher freute ich mich für sie, wenn sie mal ein paar Monate bei ihr bleiben konnte.

"Hi Chloe!", umarmte sie mich eng.

"Hi Melissa.", umarmte ich sie zurück.

"Wo warst du heute morgen?", entfernte sie sich wieder aus der Umarmung.

"Hab verschlafen.", lachte ich.

"Typisch.", verdrehte sie grinsend die Augen.

"Wie wars in Kanada?", fragte ich.

Sie erzählte von Wandertouren, Camping, Familienausflügen und erstaunlich viel von einem gewissen Marc. Marc war ihr bester Freund seit die beiden zusammen im Kindergarten waren. Ich war mir ziemlich sicher, dass er in sie verliebt war. Schließlich machte er ihr immer Komplimente und hatte immer eine Überraschung vorbereitet wenn sie kam, aber Melissa stritt das ab. Sie meinte er wäre einfach nur höflich.

"Also will Marc doch etwas von dir.", stieß ich sie mit meinem Ellenbogen in die Seite.

"Nein!", lachte sie übertrieben laut, was mir verriet, dass ich recht hatte.

"Aber ich meine...wenn es so wäre, wäre es ja mal langsam an der Zeit.", fügte sie hinzu, "Für dich auch."

Melissa hatte mal wieder recht. Wir beide hatten es nun fast zum Ende unserer schulischen Laufbahn geschafft, ohne in Kontakt mit dem anderen Geschlecht zu treten. Oder anders gesagt: Wir waren forever alone.
Obwohl ich mich oft selbst verantwortlich für mein Schicksal machte, war es nicht so, dass ich es nicht versucht hatte. Das Problem war nur, dass ich mich mehrmals den falschen Menschen geöffnet hatte und ich dadurch sehr lange brauchte ein Verhältnis zu jemand neues aufzubauen. Leider ist das den meisten Jungs wohl zu anstrengend.

"Dazu fehlt mir leider der Marc.", zuckte ich mit den Schultern.

"Scheiß drauf, das ist das letzte Schuljahr unseres Lebens und deswegen wird es verdammt nochmal geil.", legte sie einen Arm um mich.

Wir lachten beide, bis uns kurz darauf die Schulklingel wieder trennte.

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Als ich von der Schule wieder nachhause kam, war meine Mutter bereits arbeiten. Da ich Einzelkind und mein Vater der letzte Wichser war, war ich alleine zuhause. Mein Vater hatte meine Mutter kurz nach meiner Geburt verlassen. Ein weiterer Grund, warum ich nicht an Liebe glaubte. Laut einem seiner engsten Freunde, ist er damals wohl nach Washington gezogen. Aber eigentlich war es mir scheiß egal wo er sich rumtrieb, hauptsache er tauchte nicht wieder auf.

Ich goss mir eine Schüssel Milch ein und schnappte mir die Packung mit Schoko Cornflakes. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und fing an zu essen und zeitgleich Hausaufgaben zu machen. Mein Ziel waren ja schließlich gute Noten und dieses Ziel wollte ich direkt umsetzten, sonst wird das nämlich gar nichts.

Gerade als ich die leere Schüssel wegstellte leuchtete mein Handy auf. Ich wunderte mich wer mir schrieb, weil Melissa noch beim Leichtathletiktraining war. Noch verwunderter war ich aber, als ich den Namen las. Es war Miles, ein Junge, den ich bei einem Konzert zu Beginn der Ferien kennen gelernt hatte. Wir hatten ein paar Wochen lang miteinander geschrieben, doch dann ignorierte er mich. Die letzte Nachricht war nun schon 2 Monate her. Trotzdem öffnete ich die Nachricht.

Hey Chloe :) es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Es lag wirklich nicht an dir, ich bin einfach nur unfähig Beziehungen zu Menschen aufrecht zu erhalten. Ich wollte dich nicht damit verletzen, weil du mir echt wichtig bist. Deswegen wollte ich fragen, ob du dich vielleicht nochmal treffen wollen würdest?

Eigentlich wäre meine direkte Antwort ein ganz klares NEIN gewesen, allerdings muss es ja irgendwas bedeuten, dass er noch an mich dachte. Auf der anderen Seite, hatte mich das ziemlich niedergeschlagen, als er mich ignoriert hatte. Ich hielt schon sowieso nicht allzu viel von mir selbst, dass es mir wirklich weh getan hatte, als er mich einfach fallen ließ. Das passierte mir sowieso des öfteren. Das Schlimmste, war nichtmal, dass ich ersetzt wurde, denn jeder Mensch wird irgendwann durch einen anderen eingetauscht, aber es ersetzte mich immer die Menschen, die für mich einzigartig waren. Für die es in meinen Augen keinen Ersatz gab. Und das tat weh.

Trotzdem entschied ich mich ihm zu antworten:

Hey Miles, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was dich jetzt auf einmal wieder dazu bringt mir zu schreiben, aber ja gut wir können uns nochmal treffen

Ich schickte die Nachricht ab, sperrte mein Handy und legte es mit dem Display nach unten auf meinem Schreibtisch ab. Dann wendete ich mich an mein Bio-Experiment.

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So, das war das erste Kapitel ☺️
Das war sozusagen die Einleitung.

Was glaubt ihr, kommt es zu einem Treffen mit Chloe und Miles? 🤔

W. R. A. C. [XXXTentacion FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt