Kapitel 2

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Pussy boy talk reckless, he might end up on a stretcher
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„Hier guck mal.", fing Melissa an und kramte etwas aus ihrem Rucksack hervor.

Sie schwang eine silberne Kette vor meinen Augen hin und her. Als Anhänger hatte sie ein Ahornblatt, das mit Strasssteinchen besetzt war.

"Sieht aus wie ein Weed-Blatt.", sagte ich.

"Chloe!", schlug sie mich und lachte, "Das hat mir Marc zum Abschied geschenkt.

"Kifft er?", fragte ich provokant.

"Nein.", verdrehte sie die Augen.

Wir saßen gerade auf einer Bank auf dem Schulhof, weil es in der Mensa einfach viel zu voll und heiß war. Außerdem konnte man hier besser Leute beobachten. Eine unserer Lieblingsbeschäftigungen.

"Übrigens steht uns die erste Mission der Operation 'geiles letztes Schuljahr' bevor.", wackelte sie mit den Augenbrauen.

"Ich bin ganz Ohr.", drehte ich mich zu ihr.

"Am Samstag feiert irgendeiner aus dem Baseballteam eine Hausparty und wir zwei werden hingehen."

"Ernsthaft Melissa? Eine Hausparty?"

"Jeder wird da sein. Vielleicht auch dein Mr Right.", grinste sie.

"Wenn er mein Mr Right wäre, wäre er auch vorm Fernseher und würde Rick & Morty gucken.", lachte ich.

"Vielleicht wird er auch von seinem besten Freund gezwungen.", zuckte sie mit den Schultern.

Ich schüttelte nur den Kopf und widmete mich wieder meinem Wrap. Nach ein paar Bissen hörten wir lautes Geschreie. Unsere Blicke schossen in die Richtung des Basketballfeldes, dort hatte sich eine Gruppe von Menschen versammelt. Es sah so aus, als stünden sie im Kreis. Einige hatten ihre Handys auf das Kreisinnere gerichtet, wahrscheinlich prügelten sich wieder welche. Ich dachte mir nichts dabei und aß meinen Wrap weiter.

Wenig später kamen mehrer Lehrer um den Kampf abzubrechen, dann nahmen sie die zwei Jungs mit ins Büro. Erst als sie an uns vorbei liefen, erkannte ich, dass einer von ihnen Jahseh war. Sein Blick schwiff kurz über mich, dann wieder auf den Boden. Obwohl er mich nur eine kure Sekunde anschaute, erkannte ich die Trauer in seinen Augen, die mir einen ganz seltsamen Stich in der Magengegend versetzte.

"Hast dus schon gehört?", fragte Melissa.

"Was?", widmete ich ihr wieder meine Aufmerksamkeit.

"Das von dem Neuen."

"Jahseh?"

"Du kennst ihn?", schaute sie mich geschockt an.

"Wir machen ein Bio-Experiment zusammen.", aß ich den letzten Bissen von meinem Wrap.

"Halt dich lieber von ihm fern. Er war vor diesem Schuljahr im Gefängnis."

"Und warum?"

Melissa zuckte mit den Schultern: "Manche sagen wegen Waffenbesitz, manche wegen Drogenmissbrauch. Aber ich glaube er saß wegen Körperverletzung, vielleicht sogar versuchter Mord."

"Ja komm.", lachte ich, "Übertreib nicht."

"An jedem Gerücht ist was dran, Chloe.", schloss sie ihre Brotbox und stand auf, "Ich geh jetzt mal wieder zum Unterricht. Wir sehen uns später."

"Ja bis später.", lächelte ich sie an.

Ich konnte nicht glauben wie abgefuckt diese Gesellschaft ist. Da ist jemand 2 verschissene Tage an dieser Schule und schon kursieren die verrücktesten Gerüchte über ihn. Ich hatte zwar noch kein Wort mit ihm gewechselt, aber einen Mörder stellte ich mir dann doch anders vor. Jahseh tat mir wirklich leid. Durch diesen Ruf, wird ihm hier alles sehr schwer fallen. Vielleicht war das auch der Grund, warum er mit mir nicht reden wollte. Vielleicht dachte er, ich würde den Gerüchten glauben. Doch da lag er falsch. Ich machte mir lieber selbst ein Bild von Menschen und beurteile sie dann. Wenn ich Gerüchten glauben würde, hätten andere Menschen die Kontrolle über meine sozialen Kontakte und das scheint mir eine ziemlich kranke Form des Lebens zu sein.

-
Um Punkt 17 Uhr stand ich am Ufer des kleinen Sees im Park. Der Park der durch meine Kindheit nur mit positiven Erinnerungen gefüllt war, sollte mir bald ein Stechen ins Herz verursachen. Miles, der sich ja so gerne mit mir treffen wollte erschien nämlich einfach nicht. Ich setzte mich ans Ufer um noch ein bisschen zu warten. Mein Blick glitt über das Wasser während ich versuchte mich zu beruhigen. Er hat dich nicht sitzen lassen. Er ist nur zu spät.

Plötzlich sah ich eine Person die ich kannte. Auf der anderen Seite des Sees saß Jahseh auf einer Tischtennisplatte mit einem Notizbuch in seinem Schoß. Er schien Musik über seine großen Kopfhörer zu hören, weil er mit seinem Kopf einen Takt mitwippte und gleichzeitig in sein Buch kritzelte. Ich fragte mich was in seinem Kopf vorging. Dadurch dass er nie etwas sagte wollte ich nur noch mehr wissen was in ihm vorging. Jahseh hob seinen Kopf und sein Blick viel auf mich. Ich schaute schnell weg, damit er nicht dachte ich würde ihn ausspannern. Obwohl das stimmte.

Mein Handy vibrierte in meiner Hand. Es war Miles.

Hey, sorry aber ich schaffe es heute doch nicht.

Ich stöhnte genervt und steckte mein Handy ein. Ich spürte Jahseh's Blick auf mir was mich noch nervöser machte. Mein Magen krümmte sich zusammen während der Schmerz in meinem Herz unerträglich wurde. Ich atmete tief durch, was die Tränen, die ich versuchte zurückzuhalten, meine Wangen hinunterkullern ließ. Meine Hand wischte die Tränen weg, dann stand ich auf und verließ so schnell ich konnte den Park.

Es war schon peinlich genug, dass ich mich nochmal auf Miles eingelassen habe, dazu kam aber noch, dass Jahseh das alles mitbekommen hat. Es war ziemlich offensichtlich, dass ich sitzengelassen wurde. Die Gedanken in meinem Kopf gingen wieder los.

Du bist ihm egal.

Du bist immer die zweite Wahl.

Warum bist du überhaupt gekommen?

Du bist lächerlich.

Als ich zuhause ankam ließ ich mir ein Bad ein und machte meine Lieblingsplaylist an. Ich atmete entspannt aus, als ich mich in das warme Wasser sinken ließ. Mein unruhiger Atem wurde wieder ruhig und die Tränen ließen langsam nach. Gerade als ich mich entspannte klingelte mein Handy. Es war Melissa.

„Hey.", räusperte ich mich um nicht verweint zu klingen.

„Erzähl mir alles.", forderte sie.

Ich wusste, dass sie von Miles sprach. Ich versuchte den riesigen Klumpen in meinem Hals hinunter zu schlucken bevor ich antwortete: „Er...er war nicht da."

„Was?", schrie sie geschockt, „Ugh so ein verdammter Wichser!"

„Egal, es ist mir egal.", log ich.

„Wenn ich ihn sehe kastriere ich ihn höchstpersönlich.", lachte sie.

Ich grinste schwach: „Life is a bitch."

„And so are you.", sagte sie.

Jetzt lächelte ich tatsächlich und es war nicht gespielt.

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So hier ist das zweite Kapitel ☺️
Was denkt ihr was an den Gerüchten um Jahseh dran ist? 🤔

W. R. A. C. [XXXTentacion FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt