Kapitel 26

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Last time I wived a bitch she told the world I beat her huh
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Jemandem zu verzeihen, der einen mental verletzt hat ist wohl so ziemlich das schwerste was einem in Sachen zwischenmenschlichen Beziehungen bevorsteht. Aber oft muss es sein. Verzeihen heißt auch, dass man damit abschließt und nach vorne blicken kann. Es ist wie den Reset-Knopf drücken. Schwamm drüber. Es zeigt außerdem wie stark man vom Charakter her ist. Leute ohne Rückgrat verzeihen seltener, genau so wie die Leute mit innerem Hass oder Negativität. Somit waren Leute die anderen verzeihen können auch in der Lage sich selbst zu verzeihen, weil sie mit sich im reinen waren. Dabei mussten man verzeihen um mit sich ins reine zu kommen, es war verrückt.

Trotzdem bedeutet verzeihen nicht vergessen. Man kann aufhören auf Menschen sauer zu sein, aber das was sie einem abgetan haben schlummert weiter in unseren Köpfen. Manche nennen es Erfahrungen ich nenne es Einschränkungen. Das was wir bereits erlebt haben schränkt uns in unserem handeln ein, da wir nicht nochmal in so eine Situation wollen. Ein Kind wird niemals zweimal auf die selbe Herdplatte langen, weil es schon beim ersten mal verstanden hat, dass es wehtut. Somit wird es positiv eingeschränkt. Wenn wir uns verlieben und von dieser Person verletzt werden, werden wir so schnell danach keine neue Beziehung eingehen. Alle Männer sind gleich. Alle Frauen sind gleich. Wir sind negativ eingeschränkt.

Wir können nie vergessen was uns passiert ist. Außer man leidet an Amnesie oder so was, aber das will ja auch niemand. Irgendwo in unserem Gehirn sitzen tausend kleine Männchen, die bei irgendeiner Situation plötzlich Alarm schlagen werden, weil diese Situation schonmal so und so ausgefallen ist.

Und auch wenn verzeihen schwer war, musste ich Jahseh einfach verzeihen. Die Traurigkeit die in seiner Stimme lag, ließ mich nicht los. Ich musste ihn einfach sehen. Außerdem wollte ich ihm helfen wo ich konnte. Jetzt wo er mich wieder in sein Leben lassen wollte, musste ich es einfach zulassen. Trotzdem hatte ich Angst, dass meine Bemühungen wieder unnötig sind und er mich gar nicht wieder fest in seinem Leben haben wollte. Wie gesagt: ich konnte nicht vergessen was er getan hatte. Irgendwann wird wieder der Tag kommen an dem er mich verlassen wird, dachte ich.

Trotzdem war ich am nächsten Tag auf dem Weg nach Orlando um ihn dort im Gefängnis zu besuchen. Da die Fahrt allein mehrere Stunden dauerte, schwänzte ich heute die Schule. Es war eh kein besonders wichtiger Tag gewesen und Jahseh war meine Prioritäten.

Ich fuhr auf den Parkplatz und zog die Handbremse fest. Dann legte ich meine Hände auf das Lenkrad und atmete tief durch. Ich hatte Angst. Angst davor was Jahseh getan hatte und davor wie lange er im Gefängnis sein würde. Mit zittrigen Händen schnallte ich mich ab und lief zum Eingang. Nachdem ich meinen Ausweis und meine Tasche abgegeben hatte, wurde ich von Wachleuten abgetastet und musste durch einen Detektor laufen. Es fühlte sich fast an, als wäre ich die Gefangene hier. Nach der Prozedur brachte mich einer der Polizisten in einen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen. Ich setzte mich so lange ich auf Jahseh wartete. Als sich dann die Tür öffnete, hätte ich ihn fast gar nicht erkannt. Seine Dreads waren jetzt auf der einen Seite blond und auf der anderen schwarz gefärbt und sie verdeckten sein Gesicht.

Ich stand auf und legte meine Arme um ihn und er tat das selbe. Sein familiärer Geruch stieg wieder in meine Nase und ich konnte die Tränen, die mur in die Augen stiegen nicht vermeiden. Wir entfernten uns von einander und setzten uns beide an den Tisch.

„Jahseh.", griff ich nach seiner Hand.

Ein neues Tattoo zierte seine Hand. Kill me. Ich ignorierte den Schmerz den diese Buchstaben bei mir auslösten. Mein Daumen fuhr leicht über das Tattoo.

W. R. A. C. [XXXTentacion FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt