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10. Februar 3026

Wir schreiben das Jahr 3026 nach Christus. Es ist ein grauer Tag im Februar und ich sitze zusammen mit meinem besten Freund auf dem kalten Steinboden unserer kleinen Wohnhütte.

"Ich denke bald wird es regnen Jimin. Lass uns lieber jetzt nochmal nach den Ziegen und Enten sehen."

Ohne Hoseok zu antworten nicke ich einfach und stehe auf. Ich klopfe mir den Dreck von den Oberschenkeln und er tut es mir gleich.

"Hast du eigentlich Angst vor morgen?", fragt mich mein bester Freund, während wir gemeinsam zu den Ställen laufen.

"Nein. Zumindest nicht um mich. Warum? Hast du etwa Angst?"

"Ehm... Schon ein wenig. Schließlich sind wir genau im richtigen Alter."
Er kratzt sich verlegen am Kopf.

"Wer weiß, vielleicht suchen sie dieses Mal auch die Mädchen aus, die dann den reichen Frauen beim Schminken und Frisieren helfen sollen. Oder beim Kochen und Nähen. Da werden sie schon keine sechzehn jährigen Burschen verschleppen.", versuche ich ihn etwas aufzumuntern.

Er seufzt wehmütig. "Mal sehen ob du recht behältst. Morgen werden wir sehen, ob wir in unseren eigenen Betten aufwachen."

Nachdem wir die Ziegen und Enten gefüttert haben, gehen wir in die Scheune. Wir krabbeln unter den Holzverschlag und legen uns auf das gemütliche Stroh. Eigentlich ist es nicht gemütlich, denn es piekst, aber es ist tausend mal besser, als der harte Holz-oder Steinfußboden.

"Manchmal bilde ich mir ein, der Regen würde eine Melodie spielen."

Ich schließe die Augen und versuche mich auf das immer heftigere Fallen der Regentropfen zu konzentrieren. Hoseok hat recht. Es klingt wie eine Melodie.

[...]

Als es langsam dunkel draußen wird, beginne ich meiner Mutter beim Essen machen zu helfen. Es ist mir egal, dass das eigentlich eine Frauenaufgabe ist. Ich bin Einzelkind, also helfe ich meiner Mutter wo es nur geht.

Ich weiß schon was es zu essen gibt. Das selbe wie jeden Tag. Gekochte Ziegenmilch mit Entenfleisch und Reisbrei. Bis auf die Muttermilch habe ich noch nie etwas anderes gegessen. Ab und zu vielleicht ein paar Feldfrüchte, aber das ist eher die Ausnahme.

Man könnte sich jetzt fragen ob wir an Mangelrscheinungen leiden, doch dem ist nicht so. Seit Jahren muss der Großteil der Menschen damit zurecht kommen, mit dem zu leben was sie haben. Und wir haben nunmal nur Ziegen, Enten und Reis. Wir sind angepasst.

So geht es natürlich nicht allen in der vereinigten Republik Korea. Es gibt auch die gehobene Gesellschaft. Diese haben freie Auswahl an Speisen, von denen ich nichtmal weiß wie sie heißen.

Ich lebe in einem kleinen Vorort der Gananhanstadt Busan. Gananhan bedeutet so viel wie arm.

In der vereinigten Republik Korea gibt es zwei Arten von Städten.
Die Gananhanstädte, in denen die Armen leben und die Jaesanstädte, in denen die Reichen leben. Und dann gibt es noch New Seoul. Die Hauptstadt, in der die arme und reiche Bevölkerung aufeinander trifft.

[...]

Meine Mutter gibt mir stumm zu verstehen, dass ich die Milch schonmal aufkochen soll.

Ja, meine Mutter ist stumm. Ich habe sie noch nie in meinen Leben ein Wort reden hören. Oft frage ich mich, wie wohl ihre Stimme klingen würde wenn sie eine hätte. Mein Vater hat mir gesagt, das sie nicht stumm geboren ist. Sie konnte reden wie jeder andere. Irgendwann, zwischen ihrem zwanzigsten und einundzwanzigsten Lebensjahr, wurde sie schwanger. Eine Fehlgeburt. Und seit das tote Kind ihren Mutterleib verlassen hat, spricht sie kein Wort mehr.

Ich habe mich daran gewöhnt. Meine Mutter liebt mich. Das weiß ich, auch ohne das sie mit mir redet. Mein Vater liebt mich nicht. Er hätte lieber eine Tochter. Eine Tochter, die der Mutter unter die Arme greifen kann, Kochen, Nähen und Medizin erlernen kann.

Auch mit dieser Tatsache habe ich mich abgefunden. Nicht jeder muss mich lieben. Es reicht wenn es meine Mutter und Hoseok tun.

[...]

Nach dem Essen, lege ich mich zu meiner Mutter neben die Feuerstelle. Hier ist es immer schön warm. Mein Vater schläft unter dem Dach.

Eomma nimmt mich in den Arm und sofort durchströmt mich eine warme Geborgenheit. Sie gibt mir einen Kuss auf den Kopf und ich schließe müde meine Augen.

Ich bitte dich lieber Gott im Himmel, bitte lass mich hier.

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What doesn't kill u, makes u stronger ♡

Future Life  ʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt