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9. März 3026

Namjoon war gestern meine Rettung. Er hat mir nicht nur den Liedtext von Happy Birthday ausgedruckt, sondern auch das Rezept von Yoongis Lieblingskuchen.

Ich stand gestern also die ganze Nacht in der Küche und habe währenddessen das Lied auswendig gelernt. Nur das mit dem Geschenk hat nicht geklappt. Das macht mich sehr traurig, denn hier scheint das ein wichtiger Bestandteil zu sein und ich will, dass Yoongi sein Geburtstag gefällt. Er ist mir irgendwie ans Herz gewachsen.

[...]

Ich habe beschlossen, mit Yoongi heute einen Netflix and Chill day zu machen, nur wenn er das möchte natürlich. Aber um ihm diese Idee überhaupt erstmal vorschlagen zu können, müsste er langsam mal aufstehen. Es ist schon drei Uhr Nachmittag.

Auch wenn das mein Tod sein könnte, beschließe ich ihn jetzt zu wecken. Ich habe unten alles fertig gedeckt, mit Kuchen und mit Kerzen. Jetzt fehlt nurnoch Yoongi.

Leise gehe ich die Treppe hoch und lausche an seiner Tür. Stille. Ich klopfe an, doch es tut sich nichts. Ich betrete den Raum und muss mir ein Quiken verkneifen.

Yoongi sieht so süß mit den zerknautschten Wangen und den verstubbelten Haaren aus. Er liegt da so ungezwungen, zusammengerollt, mit leicht geöffneten Lippen, dass ich ihn eigentlich garnicht mehr wecken will. Trotzdem gehe ich nun auf ihn zu und beobachte noch wenige Sekunden seinen ruhigen Atem.

"Happy birthday to you, happy birthday to you~", beginne ich leise zu singen und streiche über seine Schulter.

Es hilft nichts. Ich ziehe ihm vorsichtig die Decke weg und rüttele ihn sanft wach.

"Alter welcher Spast wagt es mich bitte zu wecken?!", murrt er. Ich verstumme.

"Junge Jimin, wer hat dir ins Gehirn geschissen, mich einfach an meinem Geburtstag zu wecken? Willst du sterben!?"

Sein aggressiver Ton macht mir Angst. Ist er immer so drauf wenn man ihn weckt?

"Wahrscheinlich weißt du nichtmal das ich Geburtstag habe. Pf, woher auch.", er schnaubt verächtlich.

"Danke. Jetzt hast du mir meinen eh schon beschissenen Geburtstag noch mehr ruiniert. Jetzt bin ich nicht nur allein, sondern auch noch wach. Danke für nichts. Und jetzt verpiss dich in dein Zimmer, ich will dich heute nicht mehr sehen!"

Autsch. Ich starre ihn noch einen Moment an und realisiere jetzt erst, was er gerade zu mir gesagt hat. Meine Augen beginnen zu brennen und ich renne aus seinem Zimmer. Ich laufe schnell in mein eigenes und schmeiße die Tür hinter mir zu.

Mir laufen die Tränen in Strömen über die Wangen und ich wünsche mir gerade einfach nur zu Hause zu sein. Bei meiner stummen Mutter, bei meinem Vater, der obwohl er mich nicht liebt, mir tausendmal mehr Wärme schenkt, als diese Familie hier, und ich wünsche mir bei Hoseok zu sein. Ich vermisse ihn so sehr, er war wie ein Bruder für mich.

Zu Hause hatte ich meinen Platz, und hier mache ich alles falsch. Mag sein, dass ich mich da gerade nur reinsteigere, doch so fühle ich mich gerade. Fehl am Platz.

[...]

Ich liege mit geschwollenen und roten Augen, in meiner Decke eingekuschelt, in meinem Bett. Ich liege ganz hinten am Rand, so dass ich schon die Wand an meinem Rücken spüre. Die Tatsache, dass ich Yoongis Geburtstag noch schlimmer gemacht habe, lässt immer wieder stumme Tränen über mein Gesicht fließen. Ich wollte ihm doch nur einen schönen Tag machen...

Auf einmal klopf es an die Tür und mein Blut gefriert in meinen Adern. Ich bin nicht in der Lage zu sprechen.
Yoongi betritt das Zimmer und ich starre ihn stumm an. Ich muss furchtbar verheult aussehen.

Ausdruckslos erwiedert er mein Starren, setzt sich dann aber in Bewegung. Er kommt ohne etwas zu sagen auf mich zu und legt sich neben mich.

Ich halte die Luft an, bin nicht in der Lage zu erfassen, was hier gerade passiert.

Er schlüpft unter die Decke und schlingt seine Arme um mich, ehe er mich eng an seine Brust zieht. Ich spüre, wie er mir einen Kuss auf den Kopf gibt nd dann sein Kinn auf meinen Haaren ablegt.

Wie atmet man nochmal?

"Es tut mir leid.", haucht er nach einer Weile des Schweigens.

"Ich wollte dich weder verletzen, noch zum weinen bringen."

Ich sage nichts. Nicht weil ich ihm böse bin, sondern weil es mir meine Stimme nicht erlaubt zu sprechen.

"Ich habe den Kuchen und die Kerzen gesehen. Du hast meinen Geburtstag nicht vergessen. Ich habe ihn dir ja nicht mal gesagt und du hast ihn trotzdem nicht vergessen.", er lacht verächtlich.

"Ich möchte mich bei dir entschuldigen Jimin. Ich habe dir Unrecht getan. In vielerlei Hinsicht. Es tut mir unglaublich Leid. Wenn ich könnte, würde ich all meine schlimmen Worte wieder zurück nehmen. Du bist mir doch so wichtig geworden."

Ich spüre, wie Yoongis Brust beginnt zu beben. Weint er etwa? Weil er mich verletzt hat?

Meine Sprache habe ich immer noch nicht wiedergefunden, doch das ist mir egal. Worte würden hier eh nicht mehr helfen.

Stadessen schlinge ich meine Arme um ihn und streichele beruhigend seinen Rücken.

"Verzeihst du mir?", fragt er weinerlich.

"Wie könnte ich nicht."

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