Was macht er denn hier? Erstaunt blieb ich vor Ilias und Lenus stehen. Ilias hatte schon vom König die Beteiligung an der Jagd aufgedrückt bekommen, um ihren Nutzen im Clan zu beweisen, aber wieso war Lenus dabei?
„Du bist nicht eingeteilt", sagte ich statt einer Begrüßung. Ich kannte die neueste Liste der teilnehmenden Kämpfer. „Doch. Man muss es versäumt haben dir mitzuteilen." Mit verschränkten Armen trat ich noch einen Schritt auf ihn zu. „Über die Nacht werden meine Leute prüfen wollen, ob ihr etwas taugt. Ihr werdet euch beweisen müssen." „Dann sind zwei gute Ergebnisse doch besser als eines." Ich wollte etwas erwidern, wurde aber von Janon in die Mitte der Halle gezogen. Dort warteten bereits ein paar Krieger unserer verstreuten, umliegenden Außenclans. Ich kannte sie nur flüchtig und wenn ich mich richtig erinnerte standen sie alle nicht auf der Liste. Gut, dann sind wir eben mehr Leute. Mehr Kämpfer konnten nie schaden. Janon, Divina und ich würden zusammen alles koordinieren und waren die Anführer. Wir waren für heute zwanzig Leute. Die Patrouille war noch vor dem letzten Sonnenstrahl zurückgekehrt und berichtete, dass im Laufe des Tages vor allem im Wald und im und über dem Meer reges Wuseln von Dämonen stattgefunden hatte. Die Pflanzendämonen waren aktiver und auch die fischähnlichen Dämonen. Sie mussten sogar am Tage einen menschenähnlichen Dämon über der Weite des Meeres bekämpfen und vertreiben. Wir fassten den Schluss noch einen Späher zu ernennen, damit einer im Wald, einer im Wasser und einer in der Luft für einen Überblick sorgen konnte. Ein spitzbübisch grinsender Außenclankämpfer meldete sich und wir teilten die Leute in drei Gruppen ein. Divinas, Janons und mein Team. Wir würden uns um den Wald kümmern, Divina um den Himmel und Janon um das Meer. Es konnte losgehen.
Es war Neumond und selbst die Sterne schienen an Leuchtkraft einzubüßen. Mein Team und ich flogen zur Waldgrenze und landeten auf der Wiese davor. Genauso wie alle anderen fuhr ich meine Flügel ein, zog meine Aura so dicht wie möglich an meinen Körper wie eine zweite Haut, um uns nicht gleich zu verraten und verharrte. Würden wir Unkundigen jetzt nach dämonischen Auren tasten, würden wir unweigerlich auf uns aufmerksam machen und unseren Standort Preis geben. Im alltäglich Leben war das nicht weiter schlimm, da wollten wir die offene Konfrontation meiden, aber bei der Jagd war der Überraschungseffekt ein zentraler Vorteil. Kundige für das Ertasten gab es sehr wenige, da es schwer zu erlernen war. Diese konnten auch Dämonnauren ertasten, die getarnt waren. Dämonen kannten nämlich Wege sich für unsere geistigen Fühler unsichtbar zu machen.
Ich nickte Jean zu, unser Späher, der wortlos an uns vorbei ging und den Wald betrat. Ich wartete gespannt, ließ mit meiner Energie meine Sinne schärfen. Ich hörte den Wind durch die Blätter streifen, kleine Tiere im Unterholz, den Atem meiner Jäger. Nach endlos langen Minuten tauchte eine schwarze Gestalt zwischen den Bäumen auf, ich spannte mich an, wie die anderen, erkannte aber sogleich durch die Körperhaltung und den Bewegungen, dass es einer unserer Jäger war. Ein exzellenter Jäger dem zu urteilen. Jean. Er blieb direkt vor mir stehen.
„Im Osten sind aggressive Geräusche von Höllenhunden zu hören, die Tiere reißen. Der Weg zu ihnen hin ist gespickt mit dämonischen Schlingpflanzen. Ansonsten nur Kleintierdämonen." Ich nickte. „Gut. Wir bleiben zusammen und die Schwertkämpfer zerschneiden die Pflanzen. Bis wir das Rudel erreichen, versuchen wir sie einzukreisen, jeweils zwei Personen zusammen. In unserem Fall auch eine Dreiergruppe. Wie viele schätzt du?", fragte ich an Jean gewandt. Dieser dachte kurz nach. Er war ein wenig älter als ich und kleiner. Aber schon Clanführer eines unserer Außenclans. „Vier, nein fünf." Weniger, als erwartet. „Wir trennen sie. Lockt jeweils einen vom Rudel und erledigt ihn. Die zwei restlichen könnten den anderen zu Hilfe kommen. Wir sollten erst die Bogenschützen diese niederstrecken lassen." Ich sah wie alle nickten und meinem Plan zustimmten. Nur Jean tat nichts dergleichen. „"LDie Höllenhunde könnten zu stark für zwei Personen sein", wandte er ein. Ich schmunzelte nur. „Wir haben die besten Kämpfer des Clans heute eingeteilt. Hier sind alle Profis." Jean sah kurz skeptisch aus, nickte dann leise seufzend. „Sonstige Einwände?" Niemand meldete sich zu Wort. Ich nickte und sah Fiona an. Sie nickte genauso, und schulterte ihren Bogen wieder. „Dann los."
Unsere Schwertkämpfer, darunter die Zwillinge, Katherine und ich waren die Vorhut. Zunächst wucherten noch keine dämonischen Pflanzen, aber nach weniger als einer Minute schlängelten sich die ersten Würgepflanzen hinunter und wollten sich um Fionas Hals legen, doch Kathy schnitt sie rechtzeitig ab. Sie wuselten um unsere Beine, beindick im Durchmesser. Ich schnitt durch sie wie durch Butter, grüne Substanzen, die aus den Schnitten austraten, flogen durch die Luft. Eine hatte sich um das Bein von Katherine geschlungen und zog es ihr unter dem Körper weg. Jean befreite sie und half ihr hoch. Ich deutete mit meinem Kopf weiter.
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Heavenly Heritage
FantasyDämonen treiben ihr Unwesen auf den Straßen der Küstenstadt Sheringham. Wer hält sie auf? Jene, die für den Schutz der Menschheit alles in Bewegung setzen, Jagd auf die Biester der Dämonenkönige machen und nicht selten selbst dafür mit dem Leben bez...