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Als ich erwachte, verfärbte sich der Himmel dunkel. Mein Kopf war zum Fenster gedreht und es war das erste, das ich wahrnahm. Das zweite war die mächtige Aura neben mir.

Ich drehte den Kopf, was nicht mal mühsam war und erblickte das blonde Mädchen, das auf einem Stuhl neben meinem Bett saß. Sie sah mich intensiv an, der Blick in ihren Augen war rasiermesserscharf.

„Hallo", sagte ich und registrierte, dass sich meine Stimme normal anhörte. Mein Hals tat nicht weh und auch mein restlicher Körper war schmerzfrei, als hätte er einzig die Erholung heute gebraucht, um wieder topfit zu sein.

Das Mädchen legte den Kopf schief. „Dir scheint es wieder besser zu gehen", meinte sie und ich setzte mich auf.
„Ja. Viel besser." Wir sahen uns in die Augen und ich spürte, dass sie etwas wusste.

„Du bist kein einfaches Mädchen", sagte ich. Sie zuckte einmal verneinend mit dem Kopf.

„Und du kein einfacher Junge", sagte sie. Für ihr Alter klang sie erstaunlich erwachsen. Sachte legte sie eine Hand auf meinen Arm, ich erwartete einen Strom aus Energie, wie jedes Mal bisher, aber nichts passierte.

„Ich danke dir", sagte sie.
„Deine Energie hat mir sehr geholfen." Meine Augen verengten sich automatisch ein wenig.

„Wie hast du das gemacht?", wollte ich wissen und sie sah mich fragend an. Dann aber lächelte sie leicht und ich spürte einen leichten Strom an Energie, der mir entzogen wurde.

„Meinst du das?" Ich nickte und der Strom versiegte.
„Du scheinst wirklich keine Ahnung zu haben", sprach sie vor sich hin, nahm die Hand weg und lehnte sich zurück. Fragend sah ich sie an, aber sie winkte ab. Ihre Augen wirkten sehr weise und passten nicht zu ihrem jungen Erscheinungsbild.

„Wer bist du?", wollte ich wissen, ein jugendliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie antwortete: „Nenn mich Anen."

„Na schön, Anen. Wer bist du?", wiederholte ich mich.
„Ich bin wie du", sagte sie und tippte sich an den Kopf.
„Das beantwortet nicht meine Frage", widersprach ich und sie seufzte. Es glitzerte in ihren Augen und sie sah mich an, als wäre ich das Kind von uns beiden.
„Ich, wir, sind nicht wie die anderen in euren Clanen." Sie verstummte.

„Was meinst du damit?" Sie zögerte, bevor sie sagte: „Wir sind ... Weißt du was, vergiss es." Sie lachte, um abzulenken, aber die Neugier in mir war zu groß, um sie damit durchkommen zu lassen.

„Was? Was willst du sagen?" Meine Stimme klang streng, ja, aber ich wollte mich nicht verarschen lassen. Sie hatte angefangen zu sprechen, sie sollte es auch zu Ende bringen.
Doch ihre Aura wurde plötzlich sehr distanziert, immer noch mächtig, fast vergleichbar mit Vaters und das war gewaltig. Ihr Mund war verkniffen.

„Ich weiß noch nicht, ob er will, dass du es erfährst." Ihre Aura wurde wieder ruhiger. Mit er könnte eigentlich nur einer gemeint sein, aber der Gedanke war so abwegig. Was sollte es ihn kümmern?

„Was?", fragte ich leise nach, ihre Mine blieb unbewegt, als wir ein Blickduell ausfochten. Sie sah weg.

„Komm erst mal wieder auf die Beine, Kleiner." Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Hatte sie mich wirklich Kleiner genannt?

___

Ich blieb noch ein paar Minuten im Bett liegen, dann stand ich auf. Es ging mir tatsächlich viel besser. Phänomenal, als wäre ich bis vor ein paar Stunden nicht noch bewegungsunfähig gewesen. Ich machte mich schnell fertig und trat raus auf den Gang.

Viele Leute wuselten herum, in Gespräche vertieft oder ihrer Arbeit nachgehend. Ein paar erkannten mich und verbeugten oder knicksten, was ich wie immer mit einem Nicken erwiderte.

Heavenly HeritageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt