Die Schule gestaltete sich wie immer als nervtötend langweilig. Elena saß neben mir, ihr Physikbuch lag zwischen uns, da es mich nicht geschert hatte meines mitzunehmen.
Elena hatte eine süße Art an sich und wirkte dauernervös, warf mir aber immer wieder Blicke zu, die ich so gut wie möglich nicht beachtete.
Heute schien sie aber besonders zappelig und sie hatte schon bald die Aufmerksamkeit vom Buch direkt auf mich übertragen. Gespielt interessiert starrte ich nach vorne zur Lehrerin. Was war mit ihr los?
Die Lehrerin begegnete meinem Blick, sie schien einen Moment verunsichert, es konnte sein, dass ich nicht gerade Freundlichkeit ausstrahlte, aber jeder hatte doch mal schlechte Laue. Meine schlechte Laune hatte sogar einen Namen. Vielleicht sogar mehrere.
„Können Sie uns die Lösung offenbaren?", fragte die Frau mit zitternder Stimme. Sah ich so aus, als würde ich gerne antworten, oder weshalb stellte sie mir Fragen?
„Können Sie nun?" Sie klang nun eine Spur wütend, aber ich vermutete wohl eher auf sich selbst. Unbeeindruckt hob ich eine Augenbraue.
Elena neben mir flüsterte etwas und in der Hoffnung, dass sie mir damit die Lösung weiter leitete und nicht ein Kuchenrezept auf arabisch oder dergleichen, so hörte es sich für mich an, wiederholte ich ihre Worte.
Die Lehrerin nickte nur knapp, mit verkniffener Miene. Sie hatte sich anscheinend schon auf eine falsche Antwort gefreut.
Elena kritzelte auf einem Blatt Papier irgendwelche Notizen in einer geschwungenen, leicht leserlichen Schrift. Ich lehnte mich zu ihr.
„Danke Elena, dafür schulde ich dir etwas." Ihr Körper war erstarrt, die Hand in der schreibenden Bewegung hatte inne gehalten.
„Dafür doch nicht", meinte sie, aber ein leichtes Lächeln war aus ihrer Stimme herauszuhören. „Ich bestehe darauf", beharrte ich und griff an den Ring an meinem Finger. Ich wollte niemandem etwas schuldig bleiben, denn das war mir unangenehm. Und Menschen taten sich gegenseitig ständig Gefallen, wenn sie einmal so etwas wie Freunde waren. Vielleicht deshalb war ich nicht so der gesellige Typ.
„Na gut", murmelte sie und versteckte sich hinter ihren offenen Locken.
„Ähm." Sie nestelte am Saum ihres Pullovers. „Könnte ich vielleicht in der Zwischenpause bei dir bleiben?", platzte sie heraus und verstummte.
Ich lächelte nachsichtig. „Soll ich wieder Bodyguard spielen?", fragte ich amüsiert. „Nein, so ist das nicht." Sie sah mich mit einem offenen Blick an, das Braun ihrer Augen wie warmer Honig. „Na gut. Vielleicht unter anderem." Verlegen sah sie weg. Es war offensichtlich, dass sie nicht darüber reden wollte und ich wollte sie nicht noch mehr verunsichern. „Wenn du das möchtest, von mir aus gerne."
Sie lächelte leicht. „Danke." Ich schüttelte nur den Kopf. „Dafür doch nicht", wiederholte ich ihre Worte und sie lachte leise.
Vielleicht war sie doch ganz in Ordnung. Sie warf sich mir nicht an den Hals, sie war höflich und respektvoll und ihr Verhalten war eigentlich auch ganz süß. Trotzdem war da diese Frage in meinem Kopf. Wer würde ihr etwas antun wollen, wovor hatte sie Angst?
Nachdem die Doppelstunde endlich vorbei war, läutete es zur kleinen Pause. Wie immer stand ich auf, meine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug in der Hand.
Elena saß immer noch und ich sah sie auffordernd an. Hastig erhob sie sich, ihr Handy zitterte in ihrer Hand. Sie schien etwas sagen zu wollen, warf einen sehnsüchtigen Blick zurück zu ihrem Stuhl.
„Komm", sagte ich und steuerte die Tür an, Elena direkt hinter mir. Auf dem Gang versteckte sie sich wieder hinter meinem Rücken und ich schnaubte und stoppte, sodass sie in mich hinein lief.
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Heavenly Heritage
FantasyDämonen treiben ihr Unwesen auf den Straßen der Küstenstadt Sheringham. Wer hält sie auf? Jene, die für den Schutz der Menschheit alles in Bewegung setzen, Jagd auf die Biester der Dämonenkönige machen und nicht selten selbst dafür mit dem Leben bez...