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Es war merkwürdig wie in der Kindheit das Problem am Hals zu haben, lernen zu müssen sich zu zügeln. Die Energie war wie ein brodelnder Vulkan, der jeden Moment ausbrechen konnte, wenn man nicht aufpasste.

Der Weihrauch drang in meine Nase und ich unterdrückte ein Husten. Entnervt, wieder die Konzentration verloren zu haben, schlug ich die Augen auf.

Mir gegenüber saß der Älteste im Schneidersitz. Er wirkte tief versunken. „Augen zu", befahl er und ich tat wie gehießen. Das war schon immer gruselig gewesen. Obwohl er die Augen geschlossen hielt, schien er alles um sich herum zu sehen.

Nicht nur spürte er die Auren von engelsgleichen, dämonischen Wesen und Menschen, sondern die Seelen aller Lebewesen. Er schien seine komplette Umgebung zu sehen, als hätte er die Augen geöffnet. Jedoch erforderte so ein Können seine Aura einzusetzen Talent und sehr viel Training. Er war auch einer der wenigen, die verhüllte Auren spüren konnten und sie ertasten, ohne selbst erkannt zu werden. Aber um dies meistern zu können, erforderte es jahrzehntelanges Training. Das war der Haken. Er war bereits zu alt fürs Schlachtfeld.

„Ihr müsst es als ein Teil Eurer selbst anerkennen", gab er seine Sprüche kund. Die gleichen, die ich seit meiner Kindheit auswendig kannte.

Nur war es nicht so einfach sich an sie zu halten, überhaupt an diesen, wenn die Flut der Energie dich wie ein reißender Strom mitreißen konnte. Wenn man die Energie akzeptierte, war es leichter sie zu dosieren. Ich wusste das. Es schien für mich wie Zeitverschwendung, schließlich hatte ich das alles schon einmal gemeistert. Aber es war notwendig, deshalb murrte ich nicht.

„So ist es gut", sagte der Älteste. Der Strom floss ungescholten durch mich hindurch. Ich versuchte ihn als Teil meiner selbst anzusehen, nur kraftvoller. Immer noch der gleiche Fluss, nur stärker. Ich war nur stärker geworden. Gewachsen, wenn auch von einem auf den anderen Tag und nicht wie andere über Jahre.

Ich spürte das Elektrisierende meine Adern durchlaufen, als ich mich mehr darauf konzentrierte, schien es aufzubranden. Ich ließ meinen Geist wieder schweifen, im Bewusstsein, dass der Strom da war, aber nicht näher darauf eingehend. Der Strom beruhigte sich wieder.

„Sehr gut. Du hast den Bogen raus." Ich öffnete die Augen und der  Älteste sah mich zufrieden an. Ich lächelte etwas. Ja, es fühlte sich gut an. Beherrscht.

„Dieses Training wiederholst du jeden Tag. Du darfst nicht außer Übung kommen und musst dich an die hinzugewonnene Kraft erstmal gewöhnen. Dein nächstes Training wird die neue Dosierung sein. Der Kraftaufwand wird für dich weniger werden und die Abschätzung der Menge an Energie schwieriger. Du musst es erst neu lernen zu dosieren." Ich nickte.

„Den Rest kennst du ja schon. Erstmal klein anfangen. Es erfordert nur noch Übung." Damit war ich entlassen, aber es ließ mir keine Ruhe.

„Denkt Ihr sicher ich kann es kontrollieren?", fragte ich nach. Der Älteste hob seine Hand und ein royalblaues Feuer züngelte darüber.

„Als Ihr noch ein Kind wart, war Eure Macht erstaunlich groß." Das Feuer züngelte unkontrolliert. „Ein normaler Geflügelter hat erst ab zehn Jahren Zugriff zu dieser Quelle, aber dass Ihr Eure so viel früher einsetzen konntet, zeugte von Eurem Talent. Doch Ihr wart noch im Stadium eines Kindes und als solches war die Kraft zu verlockend sie einzusetzen und als Ihr das tatet, fehlte Euch das nötige Training es zu kontrollieren, mit dem wir die Kinder mit acht Jahren unterrichten. Dadurch können sie sich langsam an die Quelle herantasten. Die Quelle, die Energie, die uns ruft sie freizulassen. Du warst nur unvorbereitet und sie hat dann getan, was sie wollte, genauer, getan, was deine Gefühle von ihr wollten. Deshalb wurde die Macht mit diesem Ring größtenteils versiegelt. Deshalb musstest du in deinem sehr jungen Alter bereits mit dem Training beginnen. In den folgenden Jahren ist die versiegelte Macht natürlich gestiegen."

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