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Das Gewand, das ich anhatte, war gar nicht mein Stil. Dieses weiß und die goldenen Verzierungen. Meine Haare waren adrett auf eine Seite gekämmt, sie sahen mit dem Gel dunkler aus und ich fand es stand mir gar nicht. Die Jacke machte meine Schultern noch breiter, war überladen mit all dem Schmuck, die Hose und das Oberteil komplett weiß. Wie ein Schnößel. Dieser Aufzug würde eine Jagd niemals bestehen, schon nach einem harmlosen Spaziergang wäre das weiß bei meinem Glück am Ende ein braun.

Das erste, was ich als König tun würde, wäre solche Klamotten und diese rechtshaberische höfliche Anrede zu verbieten, aber vermutlich würde sich das mit den anderen Königshäusern nicht ausgehen. Ein Affront an den Adel. Der Gedanke gefiel mir.

Ich trat aus meinem Zimmer. Divina stand davor, die Hand zum Klopfen erhoben. Sie war in ein schwarzes Kleid gehüllt, blaue Edelsteine und komplizierte Raffungen schmücken es, das sie wie eine dunkle Prinzessin aussehen ließ.

„Gut, Ihr seid fertig. Alle warten schon." Ich nickte ihr zu, sie hakte sich bei mir unter und wir gingen die Treppe hinunter.

Ein paar Stufen vor dem Fuß der Treppe stand mein Vater, er trug das gleiche wie ich, nur noch ausladender.

„Du kommst zu spät", sagte er und ich trat auf dieselbe Stufe und verbeugte mich. 

„Ich weiß, tut mir Leid." Er nickte leicht, zum Zeichen, dass er meine Entschuldigung angekommen hatte und es ärgerte mich irgendwie.

„Wir begrüßen erst die Königspaare", sagte er überflüssigerweise. Ich nickte.

Schon wurden die Tore geöffnet, ein kleiner Junge eilte voraus und eine Frau in einem prächtigen Kleid rief ihn zurück, aber er hörte nicht, lachte nur verspielt und rief etwas zu seinem Vater, in einer Sprache, die ich nicht verstand, aber als italienisch erkannte.

„Padre, questa casa é troppo grande per una famiglia!", rief der Kleine, aber blieb abrupt stehen, als er mich und meinen Vater erblickte. Mein Vater lächelte ihm zu, ich wusste nicht, was er dachte.

Das italienische Königspaar, hinter sich ihre engsten Clanmitglieder, kamen vor uns zum stehen. Die Frau hatte ihre dunklen Haare seitlich hochgesteckt, sie sah noch sehr jung aus, mit einer zierlichen Figur, gebräunte Haut und einen lilaroten Lippenstift, der Farbe ihres Kleides.

„Das Verhalten meines Sohnes tut mir Leid. Er ist zum ersten Mal im Ausland", sprach sie in einem weichen Akzent. Mit ihrer Art konnte sie sicher die Herzen aller ihrer Untertanen erobern.

„Kein Problem", sprach mein Vater.
„Kinder sollten so lange Kinder sein wie möglich." Die Frau lächelte hinreißend.

„Es ist mir eine Freude euch willkommen heißen zu dürfen", sprach er weiter und deutete eine Verbeugung an.

„Die Freude ist ganz auf unserer Seite", erwiderte der italienische König die altbekannte Floskel.

Er trug genauso einen Aufzug wie wir in schwarz und rot. Die dunkelbraunen Haare streng gekämmt, aber an ihm sah es ganz gut aus. Er war ein Typ, der sich mit allen verstehen konnte. Der König reichte meinem Vater die Hand, der sie schüttelte.

„Auch wenn die Umstände alles andere als erfreulich sind", erwiderte der König.
„Ja, aber dafür sind wir ja hier."

Vater deutete zu mir.
„Ihr könnt Euch bestimmt noch an meinen Sohn erinnern." Der italienische König musterte mich.„Wie könnte ich einen solchen Kämpfer vergessen? Ohne Frage, aus dem Jungen ist ein Mann geworden." Keine weitere Sekunde und er hatte mich umarmt.

„Dann will ich mal sehen, ob Ihr mich nun schlagen könnt", meinte er und ich lachte.

„Ich war zehn, Onkel Hanares."
„Zehn und hast damals einen meiner Wächter besiegt, aber dann den Mund ganz schön voll genommen."

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