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Die Tür fiel hinter uns ins Schloss, es klang endgültig, aber ich verscheuchte den Gedanken.

Distanziert blieb ich neben der Tür stehen, mein Vater setzte sich hinter seinen Schreibtisch.

Die Atmosphäre fühlte sich unangenehm an, als hätte ich etwas schweres verbrochen, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was. Vater nahm eine nachdenkliche Haltung ein, die Ellbogen auf dem Tisch gestützt.

„Wo ist dein Ring?", fragte er und ich warf automatisch einen Blick auf meine Hand. Es fühlte sich seltsam ohne ihn an. Als wäre ein Siegel gebrochen oder ein Staudamm geplatzt, der die reißende Flut meiner Energie im Zaun gehalten hatte. „Es war ein Dämon in der Schule. Wir wollten ihn beseitigen, bevor er Schaden anrichten konnte, schließlich war die Schule voller Menschen. Aber wir haben ihn unterschätzt. Er konnte uns mit Leichtigkeit besiegen, aber er war zumindest vorrangig nicht daran interessiert uns zu töten. Er wollte nur den Ring. Dann verschwand er, als hätte er sich in Luft aufgelöst."

Vaters Stirn runzelte sich und er schien angestrengt alle Informationen zu bedenken.
„Das ist problematisch. Was für ein Dämon war es?"
„Schattendämon", kam meine Antwort wie aus der Pistole geschossen. Vater nickte abwesend.

„Er war beinahe so mächtig wie der Dämon der Schlacht. Und das bei Tag. Wie ist das möglich, Vater?"

Er legte die Finger aneinander.
„Ich wollte es nicht öffentlich machen, da sonst Panik ausgebrochen wäre, aber ich halte es für wahrscheinlich, dass wir es mit einem der Könige der Unterwelt höchstpersönlich zu tun hatten und ihr heute vermutlich mit eines seiner Kinder."

„Beelzebub?", entfuhr es mir ungläubig und Vater nickte. „Was will der Schattenkönig mit meinem Ring?", fragte ich und Vater seufzte tief.

„Setzt dich, Junge. Das, was ich dir zu erzählen habe, ist wichtig." Meine Neugier wuchs und ich setze mich in Bewegung, ließ mich gegenüber meinem Vater nieder.
„Ich höre."

Vaters Blick wirkte einen Moment etwas schuldig, aber das verflog schnell.
„Du musst wissen, dass es dir deine Mutter eigentlich nie erzählen wollte. Genauso wie ich." Fragend wartete ich.

„Dieser Ring, den du getragen hast, weißt du noch, wer ihn dir gab?" Da musste ich nicht lange nachdenken. Ich sah das Gesicht meiner Mutter in meiner Erinnerung. Es war ein Geschenk gewesen. Nicht zu einem Geburtstag oder dergleichen. Ein Abschiedsgeschenk, um sie in Erinnerung zu behalten. Ein Geschenk, bevor sie uns verließ und nie wieder zurück kehrte.

„Natürlich weiß ich das. Mutter gab ihn mir bevor sie ging." Vater nickte. „Und weißt du auch weshalb sie ihn dir gab?"
„Er war ein Abschiedsgeschenk", sprach ich meine Gedanken aus, aber das Funkeln in seinen Augen verriet mir, dass meine Antwort nicht richtig war.
„Sie wollte, dass du das denkst und sie hatte auch sicher gesagt, dass du ihn nie ablegen sollst. Sie hat gesagt es sei ein Familienerbstück."

Ich nickte, auch wenn ich überrascht war, dass er das alles wusste. Er lächelte leicht und es war ein überlegenes Lächeln.
„Die Wahrheit ist jedoch eine andere." Er machte eine Kunstpause, um die Spannung zu steigern. Ich wartete geduldig, aber tat ihm nicht den Gefallen besonders gespannt zu wirken.

„Du warst noch sehr klein, als wir bemerkten wie mächtig du bist. Wie du weißt hielt dich deine Mutter schon für ein Geschenk dafür, dass du dein Geschlecht ändern kannst, sie liebte dich wie eine Mutter nun mal ihr Kind liebte. Ohne Vorbehalte. Es war ihr egal was du zurzeit warst."

Meine Mutter. Ich hatte nur gute Erinnerungen an sie. Ich spürte ihre Abwesenheit beständig wie ein Loch in meiner Seele. Vielleicht wohl die einzige Sache, die ich und Vater wirklich teilten.

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