2. Verlorene Vergangenheit

71 4 12
                                    

Saphira und Cherié waren nun schon seit einer Woche bei den Wölfen.
Die beiden hatten sich bereits kurz nach ihrer Ankunft mit Sunlight Sunset, kurz Sun, angefreundet, welche bisher noch nie wirklich Stuten in ihrem Alter um sich hatte und daher sehr gespannt darauf war, die Beiden kennen zu lernen. Einerseits war Sun sehr freundlich und aufgeschlossen, aber andererseits konnte sie sehr aufdringlich werden, wenn sie etwas nicht erzählt bekam, es aber unbedingt wissen wollte.

Gestern hatte Darana Saphira gebeten sie zu begleiten, da sie noch einige Kräuter sammeln müsse und wollte, dass ihr dabei jemand unter die Arme greift. Als Sun und Cherié sie daraufhin fragten, wieso keiner von ihnen mitkommen dürfe, meinte sie, dass Saphira bisher am besten in der Vorbereitung abgeschnitten hat. Hiermit sollten die Beiden nochmal ein bisschen Zeit zum Üben bekommen.
Falls dabei Fragen aufkämen, könnten sie diese stellen, sobald Darana wieder zurück sei.

Dann machten sich Saphira und Darana auf den Weg, um noch etwas Salbei und Rosmarin zu holen. Doch so wie es aussah, hatte sie nicht vor diesen zu suchen. Denn Darana ging nicht den ihr bekannten Weg zur großen Wiese, wo sie Salbei und Rosmarin in Hülle und Fülle finden würde, sondern den entgegengesetzten.
Saphira fragte Darana, wohin dieser Weg führe. Darana antwortete gelassen: "Ich muss mal kurz in den Helion, weil ich etwas mit Aphrodite besprechen will.
Hätte ich das vor Sun oder Cherié erwähnt, wären sie keineswegs in der Bucht geblieben."
Saphira erstarrte. Nicht etwa vor Angst. Sie konnte es nur nicht ganz glauben, dass sich gleich ihr Kindheitstraum verwirklichte.

Im Helion angekommen, führte Darana sie in die Galerie. Schlendernd liefen sie hindurch.
Bei einem Bild blieb Darana dann auf einmal stutzig stehen und sah zuerst zu dem Bild, dann zu Saphira, dann wieder zum Bild und wieder zu der jungen Stute.
Dann meinte sie, dass dies ein Bild von Aphrodite sei, bevor sie sich das erste mal in ein Einhorn verwandelt hatte.
Das komische daran war aber, dass es so aussah, als hinge da ein Bild von Saphira. Nun drehte sie sich ebenfalls um, blieb wie angewurzelt stehen und starrte das Bild an. Darana hatte Recht.
Auf dem Bild sah Aphrodite wie Saphiras Spiegelbild aus.
Noch eine ganze Weile sahen sie sich das Bild an, bis beide von einer Stimme aus den Gedanken gerissen wurden.

"Ach, hey Darana. Freut mich, dass wir uns mal wiedersehen.", meinte Aphrodite, die gerade hinter den beiden aufgetaucht war. "Hey.", antwortete Darana und umarmte ihr Freundin.
"Hallo, Saphira.", begrüßte Aphrodite die Stute lächelnd. "Hallo.", antwortete Saphira kleinlaut, immernoch erstaunt darüber, dass sie hier gerade ihrem größten Idol gegenüberstand.
Sie vergötterte Aphrodite schon seit ihrer Kindheit und träumte immer davon, sie mal zu treffen. Und, dass sie ihr jetzt auf einmal gegenüberstand, konnte sie nicht wirklich glauben. "Darf ich vorstellen:", meinte Darana zu Aphrodite, "Hier ist dein allergrößter Fan." "Wirklich?", fragte diese erstaunt.
Saphira nickte verlegen und teilte ihr dann auch mit, dass es ihr Kindheitstraum ist, sie jemals zu treffen. "Naja dann würde ich mal sagen, ist er jetzt gerade in Erfüllung gegangen. Übrigens schmeichelt mich das, dass du mein Fan bist und mich offenbar als Idol betrachtest. Dazu muss ich sagen: Ich hatte noch nie einen." "Na dann herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Fan.", sagte Saphira und fragte sich im nächsten Moment woher sie den Mut dazu genommen hatte.
Daraufhin musste Aphrodite lachen und antwortete nur mit: "Dankeschön."

Dann sah sie sich ebenfalls das Bild an und fragte sie dann: "Bist du das?" "Laut Darana bist du das. Warte... Ist es eigentlich in Ordnung, wenn ich 'Du' sage?" "Na klar." Daraufhin sah Aphrodite schweigend zum Bild. "Auf dem Bild sehe ich dir aber ganz schön ähnlich.", meinte Aphrodite nachdenklich.
Dann aber warf Darana ein, dass sie mit Aphrodite mal kurz unter vier Augen sprechen wolle.
Sie hatte etwas herausgefunden, was ihre einzige Freundin unbedingt wissen sollte. Bevor die Beiden sich aus der Galerie entfernten, fragte Darana noch, ob es in Ordnung sei, wenn Saphira sich derweil hier etwas umsah. Saphira konnte ihr Glück kaum fassen, als Aphrodite zustimmend nickte und mit: "Na das ist doch selbstverständlich.", antwortete.
Nun ließen die Beiden die junge Stute in der Galerie zurück, um über was auch immer zu sprechen.

"Wer bin ich?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt