Vergangenheit 3 (Fallada) - Verbannung

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Panterra weis es. Sie weis, dass ich mich für den Schatten interessiere. Sie weis, dass ich das Buch des Schattens lese. Sie weis es, weil sie es gesehen hat.
Ja ich interessiere mich für den Schatten. Und ja, ich lese das Buch der Schatten. Doch das alles hat einen Grund. Ich habe angefangen, mich für den Schatten zu interessieren, als unsere Mutter uns damals erzählte, dass unser Vater ein Schattendämon ist. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat, womit er sich beschäftigt.
Ich wollte ihn kennenlernen.
Das ist auch der Grund, weshalb ich mit den nächtlichen Besuchen auf der Festung begann.
Ich wollte ihn kennenlernen, meinen Vater.
Doch er hatte sich mir nie gezeigt. Ich hoffte jedes Mal darauf, dass es passiert. Oder, dass ich zumindest etwas von ihm bekomme. Etwas, dass ich mit ihm in Verbindung bringen kann. Als ich dann das Buch fand, dachte ich gar nicht daran, was es für Konsequenzen haben könnte. Ich war mir bewusst, dass ich es besser hätte versteckt halten müssen, damit nicht das geschah, was geschehen war.

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Am nächsten Morgen, rief Blue, das Oberhaupt des Helions, alle in den Eingangsbereich. Und es waren alle da: Aphrodite, Allastar, deren Mutter Starlight, mein Bruder Fuego, Panterra und Blue selbst natürlich. Ich war der Letzte, der hinzutrat. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Blue stand mir direkt gegenüber, die anderen jeweils an der rechten oder linken Wand des Bereichs. Panterra stand vorne neben Blue.

Das war kein gutes Zeichen.

Blue erhob das Wort: "Fallada. Schön, dass du es auch noch einrichten konntest." "Ich war noch beschäftigt. Es tut mir leid.", antwortete ich. "Mit was denn?"

Kein gutes Zeichen. Gar kein gutes Zeichen.

Panterras Blick war starr zu Boden gerichtet. Sie sah zwar immer mal wieder kurzzeitig auf, jedoch nie in meine Richtung. Ihr Verhalten ließ mich vermuten, dass sie meiner Bitte nicht nachgegangen war.
„Fallada?" Als Blue mich ansprach, wurde ich schlagartig in das Jetzt zurückbefördert. „Mit was warst du beschäftigt?", fragte er nun erneut. „Hast du wieder gelesen?" „Ja. Ja, habe ich."
Hatte ich zu schnell geantwortet? Hatte er Verdacht geschöpft? Oder wusste er es bereits und wollte erreichen, dass ich mich selbst bloßstellte, obwohl das schon längst der Fall war. Vermutlicherweise wollte er mir die Möglichkeit geben, es zu erzählen.
Dachte er wirklich, dass ich das freiwillig getan hätte. „Was hast du denn gelesen?", fragte er, diesmal mit etwas Nachdruck in der Stimme. Fuego sah zu mir. Ich sah zu ihm. Wir wussten beide, dass dieses Gespräch mit Blue kein gutes Ende nehmen würde.
„Ist es so, wie ich es erfahren habe?"
Mit dieser Frage von dem Oberhaupt, war es endgültig bestätigt.
Er wusste Bescheid. „W-was meinst du?", entgegnete ich und versuchte die Unsicherheit, die leider gerade Überhand in mir gewann, nicht in meiner Stimme mitschwingen zu lassen. Doch anscheinend funktionierte das nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. „Fallada, ich muss dich trotzdem noch einmal fragen, ob es stimmt.", nein, bitte tu das nicht, dachte ich mir nur,
„Hast du das Buch der Schatten gelesen, hast im Folgenden Schatten im Helion verbreitet und somit unser aller zuhause gefährdet?"

Ich brachte kein Wort heraus. Ich stand nur da, ohne jegliche Emotion. Das war anscheinend Antwort genug für Blue. „Dann muss ich dich bitten, den Helion auf der Stelle zu verlassen und nicht zurückzukehren."

Jetzt sah wirklich jeder deutlich zu mir und das nicht, weil ich zu spät war, sondern weil ich etwas getan hatte, was laut dem Helion verboten war.
Ich habe ein Buch gelesen und Etwas ausprobiert.
Leider war allein das heute schon ein Grunde dazu, dem eigenen Zuhause verwiesen zu werden.
Für immer.

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Hier ist ein weiteres Verhangenheitskapitel von Fallada.
Bevor Kapitel 11 online kommt, lade ich wahrscheinlich noch eins oder zwei hoch, damit man eventuell Manches etwas besser versteht.
Bleibt gespannt.

LG GiroScheckie

"Wer bin ich?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt