9. Befreit

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P.o.V. Fiesta
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Ich teleportierte mich vor Aphrodites Zelle, um zu schauen, ob sie sich wieder etwas normalisiert hatte. Sie konnte mich weder sehen, noch spüren, was an der speziellen Art der Barriere lag, die sich zwischen uns befand. Laut meiner Beobachtung schmiedete sie sehr wahrscheinlich einen Fluchtplan.
Das Unerfreuliche war nur, dass sie ihre Gedanken vor mir verbarg. Wie sie es erlernt hatte, wusste ich. Wäre ich nur schlauer gewesen und hätte ihre Erinnerungen nach diesem Tag gelöscht.
Jedenfalls habe ich jetzt das Problem, dass ich daher keinen Blick in ihren Kopf werfen kann, um herauszufinden, was sie vorhatte. Daher teleportierte ich mich nun hinter Aphrodite, natürlich unsichtbar. Sie bemerkte mich jedoch auch nicht, als ich mich zu erkennen gab, sondern schien sehr vertieft zu sein. Doch auch, wenn ich nicht wusste in was, so musste ich es wenigstens so aussehen lassen: „Egal, was für einen Fluchtplan du schmiedest, er wird ganz sicher nicht funktionieren.“, sagte ich gelassen zu ihr. Da sie erstaunlicherweise nicht mit mir gerechnet hatte, erschrak sie und schnellte herum. Dadurch, dass sie ihre Konzentration verloren hatte, konnte ich ihre Gedanken wieder vollständig sehen. Ich machte zufällig einen Schritt nach rechts, sodass mein Gegenüber kurz darauf anstatt in mich hinein, gegen die Barriere vor der Zelle stieß. Sichtlich verwirrt drehte sie sich sofort wieder in meine Richtung und startete einen neuen Angriffsversuch. Dieses Mal fing ich sie ab und brachte sie mit einer gezielten Bewegung zu Boden. Nun schaute sie noch verwirrter, als zuvor. „Lass. Mich. Los.“, forderte sie und versuchte meinen Griff, der sie am Boden hielt, zu lockern. „Wieso sollte ich? Du kommst hier sowieso nicht raus. Und selbst wenn: Ich glaube kaum, dass du den Ausweg nach über 10 Jahren immernoch kennst, denn seit damals hat sich hier so einiges verändert.“, entgegnete ich. Aphrodite sah mich ungläubig an. „Wie –“ „Ob du es glaubst oder nicht, ich weis weitaus mehr über dich, als du denkst.“, meinte ich nur. Sie vermutete, dass ich sie schon damals beobachtete, so wie jetzt auch, doch sie hat keinen blassen Schimmer, an welcher Stelle ich damals wirklich stand. Aphrodite war sichtlich verzweifelt. Ich war eben doch Derjenige, der hier die Fäden in der Hand hatte. In diesem Moment, rechnete ich absolut nicht mit einer Reaktion von ihr. Jedoch hätte ich genau das lieber tun sollen. Denn Aphrodite nutzte genau diesen Moment aus und wendete ihre Gabe an. Diese Gabe war im Grunde genommen ungefährlich, insofern man nicht zum Teil oder vollständig Schattendämon war. Ein Stechen durchfuhr meine Brust, ich brachte so schnell wie möglich wieder Abstand zwischen mich und dieses Einhorn und teleportierte mich sofort in mein Kräuterlager. Glücklich darüber, dass ich noch etwas von meinem Heilungstrank auf Vorrat hatte, nahm ich einige Schlucke, bis das Stechen etwas nachließ.

Der gleiche Trank war es, der Saphira helfen würde, wenn Silver Proud mein Angebot annahm, was ich hoffte. Wäre dies nicht der Fall, musste ich sie diese Nacht irgendwie hierher holen, um ihr den trank zu verabreichen. In der Bucht aufzutauchen, wäre viel zu riskant. Sie würden denken, ich vergifte sie, sobald sie mich erwischen würden. Jedoch würde Saphiras Reaktion auch nicht gerade anders aussehen, wenn sie mich sehen würde. Sie hätte riesige Panik. Verständlich. Das Einzige, was man ihr über mich erzählte, war, dass ich gefühlslos und kalt wäre, dass ich gnadenlos war und auch, dass ich jeden, der mir im Weg war umbrachte. Würde ich nur das über mich wissen, hätte ich auch Angst vor mir. Doch, dass es dabei nur um Gerüchte handelte, verbreitete sich nicht ansatzweise so schnell wie die Lügen, die sie erzählten.
Aber wenn alle wüssten, dass ich in Wirklichkeit gar nicht der kalte furchteinflößende Dämon wäre, hätte ich jeden am Hals hängen. Darauf konnte ich verzichten, ganz sicher. Ich bevorzuge den Schatten und meine Ruhe.

Ich bemerkte, wie sich Jemand der Festung näherte. Silver Proud war also schon zurück. Ich machte mich also auf den Weg zum Hof. Schnell war ich am Ende des Ganges, der in diesen führte, angelangt und trat in den grauschwarzen Nebel, der die Festungsmauern umwand. Er brachte zwar eine gewisse Kälte mit sich, diese aber störte mich nicht. Ich mochte es hier. Zwar konnte man mich hier recht einfach entdecken, jedoch war dieser Ort auch der, an dem ich zahlreiche Kämpfe gewann. Nicht umsonst hatte ich in Nimarya den Ruf als den Stratege, sowie besten Kämpfer, neben meinem Ruf als meist gefürchtetster Dämon. Die einzigen Kämpfe, die ich nicht zu Ende führte, gab mein Kampfgegner auf oder machte sich aus dem Staub, weil er oder sie erkannte, dass es aussichtslos war, mich zu besiegen.

Silver Proud sah sich unsicher im Festungshof um. Ich trat aus dem Nebel, woraufhin er mich bemerkte und vorsichtig in meine Richtung blickte. Um das Ganze schnell hinter mich zu bringen, fragte ich ihn mit kräftiger Stimme: „Und, wie hast du dich entschieden, Silver Proud?“ Als ich seinen Namen aussprach, zuckte er zusammen. Er hatte Angst vor mir, das war unübersichtlich. Er hielt noch einen Moment lang inne, ehe er antwortete. „Ja, habe ich. Ich werde vergessen, was ich gehört habe, um Saphira zu helfen.“ Währenddessen er dies sagte, irrte sein Blick nervös auf dem Boden umher.  „Hier ist der Trank. Gib ihr im Stunden–Takt jeweils zwei Löffel davon, bis er aufgebraucht ist.“ „Danke.“ Darauf antwortete ich nichts. Ich wendete mich schon zum Gehen, als ich ein Räuspern aus der Richtung des silbernen Hengstes vernahm. Offensichtlich kam es von ihm, da er mich wartend ansah. „Ist noch was?“, fragte ich deshalb. Er nickte nur, gab aber keinen weiteren Laut von sich. „Wenn du irgendeine Frage hast, auf die du eine Antwort haben willst, dann stelle sie. Solange du mich nicht angreifst, mache ich auch nichts.“, sagte ich deshalb. Er zögerte dennoch weiter seine Frage auszusprechen. Ich hatte ihm doch versichert, dass ich ihn nicht angreifen würde, solange er es nicht tat, was ich allerdings nicht dachte. Ich hatte ihm gesagt, dass ich nicht der Mörder seiner Eltern war. Wobei, ob er ausgerechnet mir mehr glaubte, als dem Hengst, der ihn aufgezogen hatte, war fraglich. Dass er mir nicht traute, war so offensichtlich, wie nichts anderes. Er fürchtete mich, wie fast jeder in Nimarya es tat.

Silver Proud setzte mehrmals an, bis er seine Frage endlich aussprach: „Warum hattest– Warum war der Trank schon fertig?“ Dass dies der Fall war, weil ich ihn erstens auf Vorrat hatte und ich zweitens selbst benötigt hatte, konnte ich ihm schlecht auf die Nase binden. „Das tut nichts zur Sache. Sagen wir es so: Es war schon fast klar, dass du dich dafür entscheidest, Saphira zu helfen. Immerhin ist sie deine beste Freundin.“, antwortete ich ihm. Diese Antwort stellte ich zwar nicht zufrieden, trotzdem fragte er nicht weiter nach. Er bedankte sich lediglich noch ein zweites Mal und wendete sich anschließend zum Gehen. „Sollten sie fragen, wo du den Trank her hast, würde ich an deiner Stelle nicht meinen Namen nennen. Sag ihnen, du hast den Trank unter Anleitung im Tempel zusammengemischt.“ „Aber ich habe doch gar keinen Zutritt zum Tempel.“, sagte der silberne Hengst. „Hast du vergessen, wer deine Eltern waren? Natürlich hast du Zutritt.“, entgegnete ich. Mich beschuldigen, sie ermordet zu haben und selber nicht einmal wissen, wer die eigenen Eltern gewesen sind. Das sind mir die Liebsten. Augenrollend drehte ich mich wieder zu dem Eingang zur Festung. Silver Proud machte sich schließlich auch auf den Rückweg, um Saphira zu helfen.

Gerade, als ich den Gang in die Festung wieder betreten wollte, vernahm ich ein Geräusch aus diesem. Augenblicklich machte ich mich unsichtbar. Keiner kam ohne meine Hilfe hier hinein. Also gab es eigentlich nur eine Person, die dieses Geräusch verursacht haben konnte. Aphrodite. Verdammt! Dadurch, dass sie mich geschwächt hatte, musste die Barriere vor ihrer Zelle so schwach geworden sein, sodass sie diese ohne Probleme durchqueren konnte. Sie erschien im Gang und ich machte mich sichtbar. „Moment. Wo soll’s denn hingehen?“ Erschrocken blieb sie stehen und starrte mich an. Mit einem Mal stürmte sie auf mich zu und brachte mich zu Fall. Wieder durchdrang ein stechender Schmerz meine Brust, nur, dass es dieses Mal um einiges stärker war, als vorher. Als sie von mir abließ und an mir vorbei auf den Festungshof lief, hatte ich kurzzeitig nicht die Kraft aufzustehen. So hatte ich auch nicht die Möglichkeit sie aufzuhalten, als sie am Ausgang des Hofes stand und schließlich nach rechts abbog. Sie entkam mir und ich konnte nichts dagegen tun.

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Kapitel Numero 9

Ich habe das komplette Kapitel nochmal überarbeiten müssen, aufgrund einiger Logikfehler...

Lasst doch gerne eure Meinung dazu da.

LG GiroScheckie

"Wer bin ich?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt