13. Albtraum? (P.o.V. Saphira)

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2/? Wochen

P.o.V. Saphira
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Ich sehe wieder auf und damit direkt in Fiestas Augen. Es gab Vieles, das mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Was werde ich sagen? Werde ich überhaupt Etwas sagen? Wie wird Fiesta reagieren? Wird er sich wundern? Wird er sich über den plötzlichen Wechsel meiner Haltung ihm gegenüber wundern? Wird er es überhaupt bemerken?
„Dir geht es wieder besser?“, fragte er mich. Und damit waren meine Gedanken unterbrochen. Erneut sehe ich direkt in jene Augen, die Falladas so ähnlich sind. „B-besser.“ Na super. Ich stottere. In meiner Vorstellung klang meine Stimme fester.
Fiesta steht nur vor mir und sieht mich an. Es fühlt sich teilweise so an, als würde er sich einen Weg in meinen Kopf bahnen, durch meine Augen hindurch. Allein, wenn ich das realisiere, läuft mir schon wieder ein eiskalter Schauer über den Rücken. Es ist, als suche er mit seinen Augen den direkten Weg in meine Seele.
„Gut.“, meinte er nun. Wieder sieht er mich nur an. „Du hast vorhin Selbstgespräche geführt. Machst du da öfter?“ Diese Frage trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht.

Er hat das mitbekommen? Verdammt.

Fallada hatte er anscheinend glücklicherweise nicht bemerkt. Immerhin meinte er, ich führe Selbstgespräche. Aber was sollte ich darauf antworten? Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich mit meinem Freund gesprochen hatte, der die ganze Zeit unsichtbar neben mir stand. Ich erkannte ein minimales Schmunzeln auf Fiestas Lippen. Weshalb, sei jetzt einmal dahingestellt. Ich sollte mir schleunigst eine Antwort überlegen. Und das sollte eine sein, die plausibel genug klang, damit mir der Dämon glauben würde.  „Ich… Ähm… M-manchmal…“ „Ich weis nicht genau, ob ich Etwas von dem verstanden habe, was du gerade versucht hast, mir zu sagen.“, meinte er. Ich atme mehrere Male tief ein und aus. Dann starte ich einen neuen Versuch, zu antworten: „Ja, manchmal schon, aber nicht so oft.“, antwortete ich schließlich. Jetzt klang meine Stimmt zumindest halbwegs so, als wäre ich sicher. Wirklich sicher bin ich zwar nicht, aber wenigstens klang es einigermaßen so.
„Hast du den Trank getrunken, der in dem Eimer war?“, fragte er weiter. „Ja.“

Wie hatte er auch das mitbekommen können, ohne misstrauisch zu werden?

„Kleiner Tipp fürs nächste Mal: Trinke den Trank bitte in Maßen und nicht auf einmal. Das bekommt den Meisten nicht so gut.“
Ich nickte schwach und blinzelte gleichzeitig verwirrt. Aus diesem Dämon konnte man einfach nicht schlau werden. Von allen wird er als herzlos beschrieben, als kaltblütiger Mörder und noch so Einiges mehr. Doch ist er das wirklich? Die Anderen sagten immer nur was er angeblich getan hätte, aber Niemand hatte bisher erzählt, was wie geschehen war. Und es schien auch nicht so, als wären sie in der Lage dazu. Stimmten diese Aussagen überhaupt? Stimmte irgendetwas davon? Oder waren sie alle nur Spekulationen, denen keinerlei Wahrheit zugrunde lag? Würde ich jemals Antworten auf all diese Fragen bekommen? Würde ich sie mir selbst beantworten müssen? Oder–
Durch Fiesta, der begonnen hatte zu sprechen, wurde dieser Gedankengang abrupt gestoppt.
„Ruhe dich noch etwas aus. Ich komme später oder morgen in regelmäßigen Abständen vorbei, um sicherzugehen, dass du nicht wieder umgekippt bist. Also versuche bitte nicht allzu sehr zu erschrecken, wenn ich auftauche.“ Wieder nicke ich.

Plötzlich beginnt mein Herz stark zu pochen. Ich bin mir nicht sicher, weshalb. Mir wird plötzlich warm und sofort danach wieder kalt. Es scheint, als würde ich innerlich frieren und brennen zugleich. Ich spüre, wie etwas in mir arbeitet, kann es aber nicht benennen. Ich bekomme nur mit, wie dieses Etwas in kürzester Zeit an Kraft gewinnt und mir diese damit raubt. Es nimmt immer mehr Gewicht in mir ein und ich bin komischerweise nicht in der Lage dazu, es zu kontrollieren, geschweige denn es irgendwie zu stoppen. Und das Gruseligste daran ist, dass ich nicht einmal weis, woher dieses Etwas überhaupt kommt. Auf einmal aufgetaucht, scheint nun Etwas in mir die Kontrolle übernehmen zu versuchen. Ich kann nichts dagegen tun. Garnichts.
Jetzt fühlt es sich an, als bündelt es meine gesamte Kraft und vielleicht auch meine Magie, die irgendwo in mir schlummert. Ich fange an verschwommen zu sehen und bekomme nur wage mit, wie Fiesta sich langsam dem Ausgang meiner Zelle nähert. Ob er von meinem Zustand Notiz genommen hat, weiß ich nicht.

"Wer bin ich?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt