04.|| Oma

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Es war mitten in der Nacht als die Flüchtlinge zu einem  Lebensmittelspeicher gebracht worden. Viele waren erschöpft und wollten  einfach nur noch schlafen. Antonia hatte es sich mit Elisabeth an einer  Säule bequem gemacht, die hier vermehrt standen. Die alte Frau begann  ihr Knie zu massieren, da es vom ganzen gehen und laufen ziemlich  strapaziert war. Die 10-Jährige setzte sich neben die grauhaarige und  lehnte ihren Kopf gegen das Gestein. Müde schloss sie ihre Augen und  seufze. Sie spürte jede Faser ihres Körpers. Ihr Ohr brannte noch etwas,  jedoch nicht mehr so viel wie am Anfang. Auch ihre Rippen schmerzen  nicht mehr stark. Die Müdigkeit nahm Besitz von ihrem Körper und so  driftete sie in einen Traumlosen schlaf.

Etwas ,oder eher gesagt  jemand, stupste Antonia wiederholt an. Diese öffnete genervt ihre Augen  und sah in das grinsendes Gesicht von Elisabeth. Die alte Frau hielt der  Jüngerin ein kleines Leib Brot hin. Genau in dem Moment knurrte Antonias Magen, was Elisabeth zum Lachen brachte. „Nimm schon liebes, aber sei sparsam! Das ist eine Tagesration",  grinste sie. Antonia nickte verstehend und griff nach dem Brot.  Mittlerweile waren die meisten wach und unterhielten sich angeregt. Hin und wieder sah man Soldaten der Mauergarnison, die die Essensrationen verteilten. Manche Soldaten sahen sich mit grimmigem Gesicht um,  scheinbar waren sie nicht besonders zufrieden mit der momentanen Situation. Aber wer ist es auch? Gestern war kein schöner Tag für niemanden gewesen, höchstens für die Titanen. Antonia dachte über das  gestrige Geschehen nach. Sie verlor ihren Vater, wahrscheinlich sogar ihre Mutter, wurde beinah von einem Menschenfressenden Giganten bei lebendigem Leibe verschlungen, ist nun an ihrem rechten Ohr taub und hat zwei neue Bekanntschaften geschlossen. Sie seufzte. „Alles in Ordnung Antonia?", Elisabeth musterte sie besorgt. Antonia winkte ab. „Alles gut, ich geh mich hier mal umsehen", die ältere nickte. „Aber bleib nicht zu lange weg, sonst gehst du noch verloren",  Antonia lächelte bei ihrem mütterlichen Ton. Diese Frau war bis jetzt  so nett zu ihr gewesen, selten hatte Antonia so freundliche Menschen zu Gesicht bekommen. „Versprochen",  sagte sie und verschwand in der Menge. Sie sah sich den  Lebensmittelspeicher genauer an und beobachtete hin und wieder Mäuse,  die ihren Weg kreuzten. Die blauäugige setzte sich neben einer Säule hin und beobachtete die Menschenmasse. „Wieso müssen wir unser Essen irgendwelchen Fremden geben", Antonia horchte auf. „Die Titanen haben die Mauern überwunden, sie hätten besser noch mehr von diesen Flüchtlingen fressen sollen",  ihr Blick glitt zu einem Soldaten der Mauergarnison. Er sprach es mit einem spöttischen Ton, wahrscheinlich stört es ihn die Tatsache nicht,  dass er gehört werden könnte. Antonia spürte ein Gefühl von Schuld durch  ihren Körper strömen. Wäre sie gefressen worden, hätte jetzt jemand  anderes mehr zu essen und würde nicht leiden. Was denk ich da? Ermahnte sie sich selbst. „So jedenfalls wird unsere Nahrungsmittelknappheit nur noch schlimm-Ah DU ROTZBENGEL!",  sie sah wieder zu dem Soldaten. Ein Junge in ihrem Alter hatte ihm  gegen sein Schienbein getreten. Der Soldat gab ihm eine Backpfeife und  ein anderer trat ihm den Boden unter den Füßen weg. Er landete auf dem  Boden und blickte mit voller Verachtung auf die Soldaten. „Ihr habt doch keine Ahnung! Ihr habt es nicht gesehen! Wie die Titanen...einen Menschen fressen!", der Soldat zögerte kurz, blickte ihn aber dann finster an. „Halt dein Maul du Bengel!",  er schritt auf den Jungen zu, doch ein anderer sprang dazwischen.  Antonia verstand nicht was er sagte, doch der Soldat ließ ab und  verschwand mit seinem Freund. Sie erhob sich und machte sich auf den weg  zurück zu Elisabeth. „Was ein Vollidiot, er sollte dankbar sein, überhaupt Nahrung von denen zu bekommen", sie fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Wie soll es jetzt  eigentlich weiter gehen? Sie hat kein Zuhause und keinen  Erziehungsberechtigten mehr, soll sie jetzt auf der Straße leben? Aber sie wollte doch eigentlich dem Aufklärungstrupp beitreten, dann müsste sie aber Elisabeth allein lassen und dies traute Antonia ihr nicht zu. Sie blickte auf und sah Elisabeth an der Säule sitzen. „Und hast du was Interessantes entdeckt?", begrüßte sie die grauhaarige. „Nur das die Soldaten sich wünschen, die Titanen hätten mehr von uns gefressen", antwortet sie und setzte sich neben die Frau. „Sie können doch sich nichts dafür, sie hatten schon vor uns nicht genug zu essen und jetzt erst recht", erklärte die alte Frau. Antonia nickte abwesend. „Sag mal Elisabeth....wie wird es weitergehen? Wir können schlecht den Rest unseres Lebens, in einem Lebensmittelspeicher leben, oder?", fragte die jüngere. Die angesprochene überlegte kurz. „Also ich werde mir einen Job suchen, um mir eine neue Existenz aufzubauen, ich bin zwar alt, aber arbeiten kann ich noch!"-„Ah okay....", Antonia ließ etwas den Kopf hängen. „Allerdings möchte ich nicht alleine sein....möchtest du bei mir bleiben Kindchen?", sie sah Antonia fragend an. Diese hob den Kopf und lächelte sie an. „Sehr gerne! Allerdings....möchte ich dir noch etwas sagen Elisabeth..."-„Oma", korrigierte Elisabeth. „W-Was?"-„Nenn mich Oma, ich habe mir schon immer Enkel gewünscht", sagte sie. Die 10-Jährige lächelte sie breit an. „Na gut...Oma", Elisabeth nickte glücklich. „Was willst du mir denn jetzt sagen?", drängte sie." Also ich....ich möchte dem Militär beitreten und Soldatin der Aufklärungstrupps werden!", gestand sie. Elisabeth sah sie an. Antonia sah Elisabeth an. „Ich glaube, du spinnst! Willst du dich umbringen?! Das ist doch reinster Selbstmord!",  schimpfte sie. Antonia blickte sie traurig an, sie hatte gehofft,  Elisabeth würde sie verstehen und sie unterstützen. Zwar kennen sich die beiden knapp einen Tag lang, allerdings hat sie in ihr eine Oma gefunden. Eine Bezugsperson, so absurd es auch klingen mag. „Allerdings...", sprach sie weiter, „wollte ich früher auch immer zum Militär, aber meine Mutter hat es mir verboten....versprich mir vorsichtig zu sein, in Ordnung?", die braunhaarige grinste sie breit an. „Versprochen!", Antonia umarmte ihre Oma herzlich, sie erwiderte genauso herzlich. 

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Heeey :3 ich melde mich mal wieder ^^ dieses Mal, nicht so lang wie üblich :/ Wattpad mobbt mich und hat das Kapitel gelöscht, weshalb ich es nochmal schreiben musste ;-; leider sind mir ein paar Dinge Missfallen, welche im Kapitel vorkommen sollten... jedenfalls wünsche ich frohe Weihnachten und ein guten Rutsch in das neue Jahr :D Übrigens versuche ich regelmäßig jeden Mittwoch und Sonntag zu updaten ^^

LG: Atsushi

Tatakai- gebrochene Feder Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt