39.|| Tod

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Tränen sammelten sich in ihren Augen und schluchzend viel sie auf die Knie. Das Foto drückte sie fest an sich und starrte auf den Boden.

Tod.

Ihr einziges Familienmitglied war Tod.

Die Frau, die sie so liebevoll aufgenommen hat...war Tod.

In Antonias Kopf schwirrte dieses Wort herum und die Tränen wurden immer mehr. Aber wie? Elisabeth war doch bei ihrem letzten Besuch so gesund gewesen. So alt war sie doch garnicht! Antonia schluchzte auf und versuchte sich die Tränen wegzuwischen, jedoch kamen immer mehr nach. „Wie? Wann? Warum hat mich niemand benachrichtigt?!", fragte sie weinerlich. Frieda sah sie etwas überfordert an, hockte sich aber zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Beruhig dich erstmal, komm wir gehen zu mir und ich erkläre dir alles bei einer Tasse Tee." Leicht nickte Antonia und drückte das Bild in ihren Händen fest an sich.

Eine dampfende Tasse Tee wurde vor ihr auf den Tisch gestellt und Antonia sah mit verweinten Augen auf. Frieda setzte sich ihr gegenüber, ebenfalls mit einer Tasse Tee in der Hand. „Du bist echt groß geworden.", lächelte sie traurig. Antonia antwortete nicht, sondern saß mit hängenden Schultern auf dem Stuhl. „Nun eh...", fing sie an. „Du bist doch jetzt 16 oder? Du bist so hübsch geworden!" Antonia antwortete nicht sondern trank einfach einen Schluck Tee. "Wie ist es denn im Militär? Bestimmt sehr anstrengend, als junge Frau mit den ganzen Männern mitzuhalten ist bestimmt schwer. Wirst du auch nicht gehänselt? Du hättest lieber Hausfrau werden sol-" Ruckartig erhob Antonia sich und knallte die Tasse auf den Tisch, wobei Flüssigkeit über den Rand der Tasse floss und so ihre Hand verbrüte. Jedoch ignorierte sie das einfach und funkelte die Frau vor ihr wütend an. Sie wusste nicht warum, aber diese Worte schmerzen Antonia sehr. Es war ihr Traum zum Militär zu gehen. In die Fußstapfen ihres Vaters zu treten...wie kann sie es wagen zu sagen, sie hätte lieber Hausfrau werden sollen?! "Bist du etwa meine Mutter? Nein! Ich bin verdammt glücklich beim Militär und eine der besten aus meiner Einheit. Mein Kommandant vertraut mir Blind und du sagst ich soll alles aufgeben, nur um einen Mann zu heiraten und sich um schreiende Kinder zu kümmern, die alles verdrecken und wegen jeder scheiße heulen? Danke für die Gastfreundschaft, aber ich werde woanders nach Informationen über meine Oma suchen." Leicht aufgebracht schnappte die Braunhaarige sich ihren Umhang, mit den Flügeln der Freiheit, das Bild und stolzierte aus dem Haus. Verblieben war eine verschreckte Frau die nicht wusste was sie tun sollte. Was war mit diesem Mädchen denn bitte passiert?

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, stolzierte Antonia schniefend durch die Gassen. Das Pferd würde sie später abholen. Ihre Augen, sowie ihre Hand, brannten. Das eine vor Trauer und das andere vor Schmerz. Was erlaubt sie sich? Die Frau kannte sie kein Stück und sagt sie sollte liebe Hausfrau werden? Die spinnt doch. Aber wen könnte sie sonst fragen? Wirklich eng war Elisabeth nie mit jemanden befreundet gewesen, zumindest kann sie sich nicht erinnern. Moment, was ist mit Jeans Mutter?Ein Hoffnungsschimmer machte sich in ihrem Kopf breit, sie wusste sicherlich was. Mit einem neuen Ziel vor Augen stolzierte die Braunhaarige durch die Gassen, zum Familienhaus der Kirschstein.

"Toni was machst-...ist was passiert?", verwirrt sah Jean seine beste Freundin an. Antonia wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. "Komm erstmal rein." Jean trat zur Seite um sie vorbei zu lassen und schloss hinter ihr die Tür. Antonia besah sich ihrer Umgebung und stellte fest, dass sie noch nie bei Jean Zuhause war. Dieser hatte seine Uniform bereits abgelegt und trug seine Alltagskleidung. "Setzt dich, willst du einen Tee?", bot er ihr an. Die Blauäugige schüttelte den Kopf und nahm auf einem Stuhl platz, von Tee hatte sie genug. Sie hörte Schritte aus einem Nebenzimmer und kurz darauf trat Jeans Mutter in den Raum. Die etwas dickere Frau trug wie immer ein Kleid mit Schürze und ihr braun-blondes Haar, war zu einem Dutt gebunden. "Oh Antonia Schatz, was machst du den hier?", fragte sie verwundert. Antonia schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und sah ihr ins Gesicht. Ob sie wirklich etwas wusste? Plötzliche Unsicherheit keimte in Antonia auf. Will sie...will sie wirklich wissen, wie ihre Oma verstorben ist? Antonia räusperte sich kurz und rieb sich etwas über die verbrühte Hand. Der prickelnde Schmerz lenkte sie etwas ab. "Erna...weißt du was mit Elisabeth passiert ist?"
Die Frau schwieg und wandte ihren Blick von der Braunhaarigen ab. "Nun eh..", begann sie und versuchte bloß nicht in ihre Augen zu sehen. Ein unangenehmes Schweigen entstand, was Jean nach ein paar Minuten nicht mehr auszuhalten schien. "Jetzt sag ihr schon was du weißt Mutter!", forderte ihr Sohn sie auf. Sie schluckte kurz und nickte. Erna sammelte sich gedanklich die passenden Wörter zusammen, um es ihr so schonend wie möglich beizubringen, jedoch gab sie nach kurzer Zeit auf es sanft zu probieren. "Vor zwei Monaten wurde deine Großmutter tot in ihrem Haus aufgefunden...", Erna wurde leicht blass, "...man fand sie Kopfüber von der Decke hängend auf. Ihr Hals war aufgeschnitten und unter ihr war ein Eimer mit ihrem Blut."
Geschockt weiteten sich Antonias Augen und ihr war plötzlich Speiübel. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten? Es klang ja schon fast, als hätte man sie wie Vieh ausbluten lassen. "W-Was...?", sprach sie mit zitternder Stimme. "Ach du scheiße..", flüsterte Jean neben ihr und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. "Aber warum hat man mich nicht benachrichtigt?", fragte sie und Erna zuckte mit den Schultern. Man hatte ihre Oma ermordet. Einfach wie Vieh geschlachtet und sich ihrem Schicksal überlassen. Wut keimte in ihr auf und sie ballte ihre verbrühte Hand zu einer Faust. Sie werden es büßen. Egal wer es war, er würde ihren Zorn zu spüren bekommen!

Jean trat aus seinem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. "Schläft sie?", fragte seine Mutter und er nickte. "Das ganze weinen hat sie ermüdet, sie wird wohl eine weile schlafen." Erna nickte traurig und ging gemeinsam mit ihrem Sohn in die Küche. "Sag Mutter, woher weißt du so viel darüber?", fragte er sie und setzte sich an den Tisch. Erna seufzte und strich ihr Kleid glatt. "Frieda, Elisabeth's Nachbarin, hat es mir erzählt. So wie jedem aus der Nachbarschaft. Diese Frau ist eine richtige Traschtante und hat kein Blatt vor den Mund genommen." Sie Schütt verständnislos den Kopf. "Ich versteh trotzdem nicht, warum sie nicht benachrichtigt wurde...",murmelte Jean. Seine Mutter zuckte mit den Schultern. "Das ist wirklich skurril, zumal es schon etwas her ist." Jean nickte nachdenklich. "Ich versuche die Abteilungsleiterin darauf anzusprechen, sie ist gut mit Toni befreundet...eventuell wusste sie davon, wollte sie aber damit nicht belasten. Wobei es nicht erklärt, warum sie es so lange verheimlicht hat...." Erna kniff ihrem Sohn in die Seite, welcher dabei erschrocken zusammen zuckte. "Mutter!", rief er entrüstet. "Mach dir keinen Kopf, das geht uns im Grunde nicht an." Entrüstet schüttelte Jean den Kopf. "Sie ist meine beste Freundin und es geht ihr mehr als scheiße, das kann ich nicht einfach so hinnehmen! Dafür bedeutet sie mir viel zu viel!" Erst etwas später bemerkte er seine Wortwahl und wurde prompt rot. Erna sah ihn mit offenen Mund an und grinste leicht. "Jean-boy, hast du dich etwa in die kleine Antonia verliebt?"

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Happy Halloween 🎃
Oder so haha xD
Tut mir leid für die lange Pause, aber meine Klausuren haben mich mehr gefordert als ich dachte. Jetzt werde ich allerdings wieder regelmäßig Updaten können ^^

Eigentlich wollte ich ein Halloween Special machen aber....naja. Hat sich doch nicht so ergeben xD

Schönes Halloween euch noch 👻

Tatakai- gebrochene Feder Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt